In der Angelegenheit bewies Konzernchef Barner keine glückliche Hand. 2012 und 2013 steckte Boehringer jeweils etwa 300 Millionen Euro in den Standort in Bedford. Im Herbst vergangenen Jahres entschloss sich das Unternehmen dann doch, das Werk mit insgesamt 1100 Beschäftigten zu schließen – inzwischen liefen die Kosten aus dem Ruder, und aufgrund der Probleme blieben auch Aufträge aus.
„Nach der Erfahrung in Ohio hat sich die FDA auch nahezu alle anderen Boehringer-Werke angeschaut – und nichts festgestellt“, sagt Barner zu dem Fehlschlag.
Der Konzernchef steht nicht nur durch die Probleme in der Produktion und die Verfahren in den USA unter Druck. Wie bei anderen Pharmakonzernen geht auch bei Boehringer das Wachstum zurück. Hinzu kommen der Kostendruck im Gesundheitswesen sowie der starke Euro, der die Exporte in den Dollar-Raum verteuert.
Nur nicht an der Forschung sparen
Vor diesem Hintergrund drängt Barner die Mitarbeiter massiv zu mehr Kostenbewusstsein und Effizienz und beschneidet den Komfort, etwa indem er die Reiserichtlinien verschärft. Um die lebenswichtige Forschung am Laufen zu halten, müsse in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten eben anderswo gespart werden.
Zugleich versucht es der Boehringer-Chef mit Optimismus. In den kommenden Jahren, kündigte Barner an, werde er eine ganze Reihe neuer Medikamente auf den Markt bringen, allein zwölf zwischen 2014 und 2016. Dazu zähle das Lungenkrebsmittel Giotrif, das die durchschnittliche Überlebenszeit von Patienten um vier Monate steigert und seit Anfang des Jahres auch in Deutschland erhältlich ist. Das Leukämiemittel Volasertib sei von der FDA sogar als „Therapiedurchbruch“ eingestuft worden. Zudem seien Arzneien gegen Hepatitis C und Asthma in Vorbereitung.
Doch zum Jubeln ist es in Ingelheim noch zu früh. Vor wenigen Tagen scheiterte Boehringer vorerst in den USA mit der Zulassung einer neuen Diabetes-Arznei namens Empagliflozin. Grund: Erst müssten die Produktionsprobleme in Ingelheim behoben werden, wo das Mittel produziert werden soll, befanden – einmal mehr – die Prüfer von der FDA.