„Ich glaube, ich bin im falschen Film“, kommentiert Severin Schwan, Chef des Schweizer Pharmakonzerns Roche gegenüber der WirtschaftsWoche die Pläne der Bundesregierung, die Arzneipreise zu senken. Nun sollen die Hersteller auch einen „Solidarbetrag“ von einer Milliarde Euro für die Krankenkassen leisten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte den Solidarbeitrag damit begründet, dass die Pharmaindustrie in Deutschland während der Corona-Pandemie gut verdient habe.
Schwan plädiert demgegenüber für Preiserhöhungen: „Angesichts von Inflationsprognosen von bis zu zehn Prozent, die uns wie andere Industrien auch treffen, müsste man fairerweise über Preiserhöhungen diskutieren, nicht über staatlich verhängte Zwangsrabatte.“ Das sei ein verheerendes Signal an die industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutschland, die mit einer Million Beschäftigten ganz wesentlich zum Wohlstand des Landes beitrage. Roche, mit Hauptsitz in Basel, setzte im vergangenen Jahr in Deutschland 9,5 Milliarden Euro um.
Während der aktuellen Bundesregierung Schwans Kritik entgegenschallt, verteilt der Roche-Chef dagegen Lob für die Corona-Politik der früheren Bundesregierung: „Deutschland ist, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, insgesamt gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Die Politik der Regierung hat funktioniert“, so Schwan. Deutschland sei es gelungen, in der Corona-Pandemie auch die weitere Gesundheitsversorgung in den Kliniken aufrechtzuerhalten. „Das war in einigen anderen europäischen Ländern nicht der Fall. Die Zustände in englischen Krankenhäusern waren vor allem in der Anfangsphase der Pandemie schwierig, auch in Italien war es kritisch.“
Weit vorn sieht Schwan neben Deutschland auch Österreich und die Schweiz. „Nachteilig waren die verhältnismäßig niedrigere Impfbereitschaft und die zum Teil radikalen Verschwörungstheoretiker in diesen Ländern.
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