
Das Sparprogramm des Darmstädter Konzerns Merck lässt die Beschäftigten nach Ansicht des Betriebsrates in manchen Punkten noch im Dunkeln. „Vielleicht gibt es heute noch etwas Neues“, sagte Betriebsratschef Heiner Wilhelm am Rande der Betriebsversammlung am Hauptsitz in Darmstadt am Mittwoch. Zugleich erhöht er den Druck auf das Management. Die Belegschaft sei „kampfbereit“, sagte Wilhelm. „Wir sind in der Lage, nach den Sommerferien unseren Kurs zu verschärfen.“
Merck will mit dem Konzernumbau langfristig die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Die Vertreter der Arbeitnehmer rechnen damit, dass in Deutschland rund 900 Stellen wegfallen könnten - fast zehn Prozent. Weltweit beschäftigt Merck etwa 40.600 Mitarbeiter.
In der Genfer Zentrale der Problemtochter Serono gab es nach Angaben der Gewerkschaft Unia auch am Mittwoch Proteste gegen die Schließung des Standortes. Die Arbeitsniederlegungen könnten in den nächsten Tagen fortgesetzt werden. Wie am Dienstag bekannt wurde, hat Merck-Chef Karl-Ludwig Kley für den Dax-Konzern ein umfassendes Sparprogramm eingeleitet. In der Pharmasparte Merck Serono sollen ab 2014 pro Jahr 300 Millionen Euro eingespart werden. Dabei soll die Zentrale von Serono in Genf voraussichtlich Mitte 2013 geschlossen werden.





"Die Umstrukturierung beinhaltet schwierige, aber unabdingbare und notwendige Maßnahmen, um die Zukunft von Merck Serono zu sichern", sagte Stefan Oschmann, der in der Merck-Geschäftsleitung für die Sparte Serono zuständig ist. Rund 500 Arbeitsplätze in Genf sowie 80 weitere Jobs an den drei Schweizer Produktionsstandorten sollen wegfallen. Mehr als 750 der 1250 Genfer Stellen sollen verlagert werden, größtenteils im zweiten Halbjahr 2012. "Wie viele davon an den Firmensitz nach Darmstadt kommen, wissen wir noch nicht", hatte Betriebsratschef Heiner Wilhelm vor wenigen Tagen der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX gesagt.
Insgesamt arbeiten in der Pharmasparte Merck Serono derzeit weltweit 17.000 Mitarbeiter. Die Merck KGaA hatte den Schweizer Biotech-Konzern Serono vor fünf Jahren für mehr als zehn Milliarden Euro übernommen. Der Konzernbetriebsrat und die Geschäftsleitung hatten sich auf ein Eckpunktepapier verständigt. Durch die Freiwilligenprogramme sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden - ganz ausgeschlossen hatte die Geschäftsleitung sie aber nicht.