Playmobil Bei Spielzeughersteller Geobra Brandstätter rumort es

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Die Betriebsratswahl bei Geobra Brandstätter

Das Gericht entschied, dass die Wahl des Betriebsrats 2014 ungültig war. Geklagt hatte die IG Metall, die dem damals gewählten Betriebsrat vorhielt, „ein verlängerter Arm der Geschäftsführung“ zu sein und nicht die „Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten“, so IG-Metaller Baeder. Das Kuriose: Der damalige Betriebsratsvorsitzende ist IG-Metall-Mitglied – verweigerte laut dem Arbeitnehmerverband aber die Zusammenarbeit.

Deswegen stellte die IG Metall für die Betriebsratswahl 2014 eine neue eigene Kandidatenliste auf, die allerdings nicht zugelassen wurde. Aus Sicht der IG Metall habe das Bundesarbeitsgericht deswegen die Wahl von 2014 für nichtig erklärt. Playmobil hält dagegen: Die Wahl wurde für nichtig erklärt, weil die Frist zum Einreichen der Vorschlagsliste zu kurz gewesen sei.

Im Zuge des Streits um die Betriebswahl entbrach eine Schlammschlacht: Die IG Metall warf der Unternehmensführung vor, Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt zu haben. So drohte Geobra Brandstätter angeblich 2014 Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu streichen, sollte die IG Metall gewählt werden. „Das war als Gerücht im Umlauf“, sagt IG-Metaller Baeder. „Ich kann nicht sagen, ob das gezielt von oben gestreut wurde oder ob das von einzelnen Vorgesetzten ausging.“

Die beliebtesten Männer-Spielzeuge
LegoIst der Nachwuchs nur annährend im Bauklotz-fähigen Alter, schleppt Mann auch schon die ersten Lego-Duplo-Sets an. Spätestens nach dem dritten Geburtstag des Sprösslings ist kein Geschenk mehr vor dem Vater sicher - alles was Noppen hat wird zusammengebaut. Oft einträchtig mit dem Sohnemann, aber eigentlich spielt es sich auch als Enddreißiger prima allein mit den bunten Steinen. Davon profitiert natürlich auch die Lego-Gruppe. Vergangenes Jahr konnten sie einen Umsatzwachstum von 11 Prozent verbuchen. Verantwortlich dafür sind die klassischen Produktlinien wie Lego Duplo oder Lego Friends. Aber auch neue Innovationen wie Lego Legends of Chima und andere Neuheiten tragen zu dem Erfolg bei. Lego entwickelt sich weiter: Statt der klassischen Bausteine-Sets gibt es jetzt auch Spiele in der digitalen Welt. Durch Apps, auf lego.com und über Videos wird physisches und digitales Spielen verbunden. Quelle: dpa
Die weltweit größte Spielwarenmesse in Nürnberg ist bei deutschen Herstellern und Händlern auf positive Resonanz gestoßen. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil, berichtete von einer positiven Stimmung unter den Ausstellern, die im Nachgang zur Messe nun noch zahlreiche Aufträge vor allem aus dem Ausland erwarteten. Auch Willy Fischel vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels sagte zum Abschluss der Branchenschau am Montag: „Der Handel ist sehr zufrieden mit der Messe.“ Mehrere Tausend Besucher aus 112 Ländern kamen nach Nürnberg, um die aktuellen Spielzeug-Trends zu begutachten. Im Mittelpunkt hätten besonders die Produktgruppen Baby und Kleinkind, Karneval und Festartikel sowie Modelleisenbahn und Zubehör gestanden. Die Messe hat gezeigt: Spielzeug begeistert jede Altersklasse. Welche Spielzeug-Trends bei Männern sonst noch hoch im Kurs liegen. Quelle: dpa
MatchboxEs ist wohl das erste Auto eines jeden Mannes - das Matchbox-Auto. Seit 1952 gibt es die kleinen Metallflitzer, mit denen sich so hervorragend Massenkarambolagen und Unfälle jeder Art nachstellen lassen. Seit 1997 gehört die Marke dem Spielzeugriesen Mattel. Quelle: dpa
Tipp-KickEin Überbleibsel aus der analogen Welt - aber immer noch ein Renner in der Spielzeugkiste des Mannes. Die Figuren sind aus Zink und haben ein bewegliches Bein, das per Druck auf den Knopf auf dem Kopf ausgelöst wird. Quelle: dpa/dpaweb
Märklin EisenbahnDie Modelleisenbahn macht seit mehr als 100 Jahren Jungs und Männer glücklich. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg stellt das schwäbische Unternehmen eine neue iPhone-App vor, mit der sich bis zu 16 Lokomotiven einer Modellbahn steuern lassen. Quelle: dpa
CarreraDie Carrera-Bahn hält in der Grundschulzeit Einzug ins Jungs-Kinderzimmer - und gibt es nicht im Laufe der Zeit eine Partnerin, die das Set mutwillig auf den Müll schmeißt, bleibt die Bahn im Besitz des Mannes bis zu seinem Ableben. Sie macht jeden Umzug mit, ist der Hit auf allen Junggesellenfeiern und wird auch gerne noch zum 30. oder 40. Geburtstag verschenkt und aufgebaut.
SpielzeugpistolenFrüher hießen sie Colt und knallten zu Karneval mittels roter Papierbänder, die man vor den Abzug fisseln musste. Die neuen Modelle laufen mit Smartphone. Mittels einer App können auf der "App Tag" von Wikanplay Schieß-Spiele gespielt werden. Das Spielzeug wurde unter dem diesjährigen Motto der Nürnberger Spielwarenmesse "Toys 3.0" vorgestellt. Quelle: dpa

Der Unternehmenssprecher nennt das Ganze indes einen „konstruierten Vorwurf“. Laut der Geschäftsführung habe es 2014 weder Kürzungen gegeben noch Drohungen in diese Richtung. „Wir weisen einen solchen Vorwurf in aller Deutlichkeit zurück.“ Weiter sagt der Unternehmenssprecher: „Das hat mit Interessenpolitik der IG Metall zu tun, weniger mit Interessen auf Mitarbeiterseite.“

Als die Geschäftsführung damals von dem Vorwurf erfuhr, habe sie versucht, die Dinge klarzustellen und den Mitarbeitern über einen Aushang versichert, es ändere sich nichts an Zusatzzahlungen – egal wer in den Betriebsrat gewählt werde. Das Unternehmen betont: „Betriebliche Mitbestimmung bei Geobra Brandstätter funktioniert.“

Weiteren Zündstoff brachte im Mai dieses Jahres der Beitritt Geobra Brandstätters in den Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern (KVI). Der Arbeitgeberverband schließt Tarifverträge mit der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ab, die wie die IG Metall unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbunds sitzt. Für die IG Metall gibt es also Konkurrenz beim Werben um die Gunst der Mitarbeiter.

Am 18. Mai dieses Jahres setzten sich Unternehmensvertreter mit den Bezirksleitern von IG Metall und IG BCE zusammen. „Das war der erste Schritt für eine gescheite Zusammenarbeit“, sagt Baeder. „Es gibt zwar immer noch unterschiedliche Interessen, aber wir versuchen, an einem Strang zu ziehen.“ Seit dem Gespräch sei es „ruhiger“ geworden im Unternehmen.

Zwischen dem 27. und dem 30. Juni wird nun ein neuer Betriebsrat gewählt. Vielleicht geht es danach im Betrieb wieder hauptsächlich um die 7,5 Zentimeter großen Grinsemännchen aus Plastik.

Spielsoziologe Szabo zeigt sich zuversichtlich: „Bislang ging Playmobil aus jeder Krise gestärkt hervor.“ In den siebziger Jahren war die Lancierung von Playmobil die Reaktion auf die Ölkrise, die die bisherigen Produkte der Geobra-Gruppe unrentabel werden ließ. In den Achtzigern reagierte das Unternehmen mit der Individualisierung der Themenwelten und der Figuren darauf, dass die Spielkisten der Kinder voller Playmobil-Figuren waren. „Geobra Brandstätter hat unter Beweis gestellt, dass es sich an eine veränderte Umwelt anpassen kann.“

Das ist nun, ein Jahr nach Brandstätters Tod, einmal mehr nötig.

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