Das Gericht entschied, dass die Wahl des Betriebsrats 2014 ungültig war. Geklagt hatte die IG Metall, die dem damals gewählten Betriebsrat vorhielt, „ein verlängerter Arm der Geschäftsführung“ zu sein und nicht die „Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten“, so IG-Metaller Baeder. Das Kuriose: Der damalige Betriebsratsvorsitzende ist IG-Metall-Mitglied – verweigerte laut dem Arbeitnehmerverband aber die Zusammenarbeit.
Deswegen stellte die IG Metall für die Betriebsratswahl 2014 eine neue eigene Kandidatenliste auf, die allerdings nicht zugelassen wurde. Aus Sicht der IG Metall habe das Bundesarbeitsgericht deswegen die Wahl von 2014 für nichtig erklärt. Playmobil hält dagegen: Die Wahl wurde für nichtig erklärt, weil die Frist zum Einreichen der Vorschlagsliste zu kurz gewesen sei.
Im Zuge des Streits um die Betriebswahl entbrach eine Schlammschlacht: Die IG Metall warf der Unternehmensführung vor, Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt zu haben. So drohte Geobra Brandstätter angeblich 2014 Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu streichen, sollte die IG Metall gewählt werden. „Das war als Gerücht im Umlauf“, sagt IG-Metaller Baeder. „Ich kann nicht sagen, ob das gezielt von oben gestreut wurde oder ob das von einzelnen Vorgesetzten ausging.“
Der Unternehmenssprecher nennt das Ganze indes einen „konstruierten Vorwurf“. Laut der Geschäftsführung habe es 2014 weder Kürzungen gegeben noch Drohungen in diese Richtung. „Wir weisen einen solchen Vorwurf in aller Deutlichkeit zurück.“ Weiter sagt der Unternehmenssprecher: „Das hat mit Interessenpolitik der IG Metall zu tun, weniger mit Interessen auf Mitarbeiterseite.“
Als die Geschäftsführung damals von dem Vorwurf erfuhr, habe sie versucht, die Dinge klarzustellen und den Mitarbeitern über einen Aushang versichert, es ändere sich nichts an Zusatzzahlungen – egal wer in den Betriebsrat gewählt werde. Das Unternehmen betont: „Betriebliche Mitbestimmung bei Geobra Brandstätter funktioniert.“
Weiteren Zündstoff brachte im Mai dieses Jahres der Beitritt Geobra Brandstätters in den Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern (KVI). Der Arbeitgeberverband schließt Tarifverträge mit der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ab, die wie die IG Metall unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbunds sitzt. Für die IG Metall gibt es also Konkurrenz beim Werben um die Gunst der Mitarbeiter.
Am 18. Mai dieses Jahres setzten sich Unternehmensvertreter mit den Bezirksleitern von IG Metall und IG BCE zusammen. „Das war der erste Schritt für eine gescheite Zusammenarbeit“, sagt Baeder. „Es gibt zwar immer noch unterschiedliche Interessen, aber wir versuchen, an einem Strang zu ziehen.“ Seit dem Gespräch sei es „ruhiger“ geworden im Unternehmen.
Zwischen dem 27. und dem 30. Juni wird nun ein neuer Betriebsrat gewählt. Vielleicht geht es danach im Betrieb wieder hauptsächlich um die 7,5 Zentimeter großen Grinsemännchen aus Plastik.
Spielsoziologe Szabo zeigt sich zuversichtlich: „Bislang ging Playmobil aus jeder Krise gestärkt hervor.“ In den siebziger Jahren war die Lancierung von Playmobil die Reaktion auf die Ölkrise, die die bisherigen Produkte der Geobra-Gruppe unrentabel werden ließ. In den Achtzigern reagierte das Unternehmen mit der Individualisierung der Themenwelten und der Figuren darauf, dass die Spielkisten der Kinder voller Playmobil-Figuren waren. „Geobra Brandstätter hat unter Beweis gestellt, dass es sich an eine veränderte Umwelt anpassen kann.“
Das ist nun, ein Jahr nach Brandstätters Tod, einmal mehr nötig.