Erst seit wenigen Wochen ist das Medikament „Evusheld“ in Europa zugelassen. Doch es scheint gut anzulaufen. Im ersten Quartal 2022 erwirtschaftete Evusheld einen Umsatz von umgerechnet über 400 Millionen Euro, wie AstraZeneca am Freitag bekanntgab. Evusheld ist das zweite Corona-Präparat des britischen Konzerns – nach dem Impfstoff Vaxzevria, der vor allem in Europa für reichlich Ärger sorgte.
Zum Einsatz kommt Evusheld bei Risikopatienten, die aus gesundheitlichen Gründen nach einer Impfung keinen Immunschutz aufbauen können oder keine Impfungen erhalten dürfen, etwa Krebs- oder Transplantationspatienten. Insgesamt betrifft dies laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Deutschland 3,3 Millionen Menschen. Als „besonders schützenswert“ gelten davon über 207.000 Patienten.
Laut Studiendaten minimiert Evusheld das Risiko, an Covid-19 zu erkranken um 77 Prozent. Die Studien stammen allerdings noch aus der Zeit vor Omikron. Laut Michael Seewald, dem medizinischen Direktor von AstraZeneca in Deutschland, zeigen jedoch „unabhängige Studien“, dass Evusheld „gegen die gängige Omikron-Variante BA.2 eine ähnliche gute Wirkung erzielt wie gegen die früheren Alpha, Beta, Gamma- und Deltavarianten“.
Derzeit werden die Kosten für Evusheld noch vom Bund finanziert. Die Dosen können Ärzte direkt über Klinikapotheken abrufen. Wie die Erstattung langfristig aussehen wird, ist unsicher.
AstraZenecas erster Versuch im Geschäft mit Corona-Medikamenten, der Impfstoff, wird nach Diskussionen über schwächere Wirksamkeit und Nebenwirkungen wie etwa Hirnvenenthrombosen in Europa so gut wie nicht mehr eingesetzt. In Entwicklungs- und Schwellenländern war das AstraZeneca-Vakzin dagegen durchaus gefragt – lange Zeit gab AstraZeneca das Mittel zum Selbstkostenpreis ab. Weltweit wurden immerhin 2,5 Milliarden Dosen ausgeliefert; der Jahresumsatz lag zuletzt bei vier Milliarden Dollar. Das ist allerdings nur ein Bruchteil des Gesamt-Jahresumsatzes von 37,4 Milliarden Dollar. 2022 dürften die Umsätze von AstraZeneca mit dem Impfstoff zurückgehen. Die zu erwartenden Einbußen soll nun Evusheld weitgehend ausgleichen.
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