PNE Wind Eine Skandalfirma setzt zum Höhenflug an

Luxusreisen, üppige Gagen, Streit im Aufsichtsrat: Die PNE Wind AG machte lange mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Jetzt steht der Windparkbauer kurz davor, einen Megadeal abzuschließen. Die Aktie schießt empor.

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Der Windenergie-Projektierer ist im Aufwind. Spült die Veräußerung eines riesigen Windpark-Portfolios endlich Geld in die Kassen? Quelle: dpa

Düsseldorf Die Strategie ist hochriskant. Statt Windparks wie üblich einzeln zu verkaufen, will sie der Projektierer PNE Wind im Bündel loswerden. Das soll dem Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen  Cuxhaven eine Traumrendite bescheren. Das Problem ist bloß: Bis zum endgültigen Verkauf des Windpark-Portfolios mit einer Kapazität von mehr als 140 Megawatt herrscht Flaute auf dem Konto von PNE. Die Bilanz leidet aktuell enorm.

So gab PNE im Tagesgeschäft 2016 allein in den ersten neun Monaten um rund 50 Millionen Euro mehr aus, als das Unternehmen einnahm. Die liquiden Mittel schrumpften im Vergleich zum Vorjahr um gut 20 Millionen Euro auf nur mehr 66 Millionen Euro. Weil die Firma zunächst in Vorleistung geht und Windräder auf eigene Rechnung baut, schoss die Nettoverschuldung drastisch in die Höhe – von 156 Millionen Euro auf aktuell 231 Millionen Euro. Unter dem Strich summiert sich der Periodenverlust auf fast drei Millionen Euro. Doch jetzt ist erstmals ein Ende des bilanziellen Sturzflugs in Sicht.

PNE befindet sich gerade „in der Schlussphase der Verhandlungen über den Mehrheitsverkauf des Windparkportfolios“, wie es in einer Mitteilung des Konzerns heißt. Konkret steht der Projektierer kurz davor, 80 Prozent seines angesammelten Windpark-Portfolios an eine Tochtergesellschaft des Versicherungsriesen Allianz zu verkaufen. Zwischen den Unternehmen wurde Exklusivität vereinbart. Das heißt: Schon in den nächsten zwei bis drei Wochen könnten die Verträge unterschrieben werden. Es wäre der lang ersehnte Befreiungsschlag für PNE. Denn die Veräußerung könnte mehr als 300 Millionen Euro in die Kasse der Firma spülen.

Zuletzt hatte PNE seine Jahresprognose noch einmal bestätigt. Demnach dürfen die leidgeplagten Investoren auf einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der Höhe von bis zu 100 Millionen Euro hoffen. An der Börse setzte PNE am Mittwoch zu einem Höhenflug an. Die Aktie schoss um teils mehr als sechs Prozent nach oben. So begeistert waren die Anleger freilich nicht immer von PNE. Im Gegenteil. Sie mussten eine ganze Menge mitmachen.


Fürstliche Gehälter, Luxustrips und schwedische Massagen

Im vergangenen Jahr lähmte ein teils offen ausgetragener Machtkampf monatelang die Firma. Großaktionär Volker Friedrichsen und der ehemalige Vorstandschef Martin Billhardt hatten sich gegenseitig mit Vorwürfen überzogen. Im Aufsichtsrat entbrannte daraufhin ein heftiger Streit. Am Ende traten alle sechs Kontrolleure freiwillig zurück und CEO Billhardt verließ das Unternehmen.

Was die Aktionäre besonders empörte, war die scheinbare Selbstbedienungsmentalität des Vorstandschefs und seines Oberaufsehers. So gönnte sich Ex-PNE-Chef Billhardt zusammen mit seinem damaligen Aufsichtsrastvorsitzenden, Dieter Kuprian, beispielsweise im Dezember 2013 eine Luxusreise mit First-Class-Flug und schwedischer Massage nach Südafrika – auf Firmenkosten. Auch Trips nach Tokio oder an die Côte d'Azur unternahmen die Golfpartner zusammen. Die Manager beteuern, dabei stets im Interesse des Unternehmens gehandelt zu haben. Doch Zweifel blieben – auch weil sich Billhardt und Kuprian fürstliche Gehälter auszahlen ließen.

So verdiente der ehemalige Vorstandschef Billhardt mit 1,4 Millionen Euro mehr als so mancher MDax-CEO. Und der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Kuprian spielte mit einer Jahresvergütung von mehr als 340.000 Euro sogar in einer Liga mit den Chefkontrolleuren von Milliardenkonzernen wie der Lufthansa oder SAP. Dabei ist PNE alles andere als ein Milliardenkonzern. Die Firma erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 gerade einmal einen Umsatz von 211 Millionen Euro. Sein Ausscheiden aus der Firma ließ sich Billhardt vor einem Jahr noch mit einer Abfindung in der Höhe von mehr als drei Millionen Euro vergolden.

Diese Zeiten sind nun vorbei. Ein neues Management versucht die skandalträchtige Vergangenheit abzuschütteln. Ganz so schnell wird PNE die Vorkommnisse von einst aber nicht zu den Akten legen können. Aktuell versucht ein von den PNE-Aktionären einberufener Sonderprüfer, die „Vorgänge bei der Vergütung“ des einstigen PNE-Managements aufzuklären. Neben den Bezügen stehen sämtliche Vereinbarungen, Rechnungen, Reisekosten und etwaige Zuwendungen an Personen, die ehemaligen Organmitglieder nahegestanden haben könnten, auf dem Prüfstand. Der Bericht des Sonderprüfers dürfte bis Mitte nächsten Jahres vorliegen.

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