Porsche-Hauptversammlung Ferdinand Piëch fehlt beim Familientreffen

Seite 2/2

Dividendenpolitik erweist sich als kluger Schachzug

VW-Chef Matthias Müller gibt sich gut gelaunt und gelassen, vom Podium aus scherzt er mit Bekannten. Vor Beginn des Treffens blättert er noch schnell Zeitungen durch. Er hat guten Grund, beim Porsche-Aktionärstreffen viel entspannter zu sein. Vor einer Woche bei Volkswagen stand er im Feuer, hier steht er nicht im Mittelpunkt. Es geht alles ruhiger, fast schon familiärer zu.

Hans Dieter Pötsch verteidigt vor den Aktionären die Bindungen zu Volkswagen. „Das Kerngeschäft von VW ist robust und gesund“, sagt der Vorstandschef der Porsche SE. Trotz der Dieselaffäre. Die Holdinggesellschaft gebe ein „klares Bekenntnis als Ankeraktionär“ von Volkswagen ab. Auch wenn sich das zurückliegende Geschäftsjahr anders als geplant entwickelt habe.

Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat

Die völlig unterschiedliche Grundstimmung der beiden Hauptversammlungen hat sich bereits im Vorfeld des Porsche-Treffens abgezeichnet. Bei VW hatten Dutzende institutionelle Investoren ihren Protest angemeldet, mit Klagen gedroht und Widerstand gegen Beschlüsse angekündigt. Die Tagesordnung war lang, erst kurz vor Mitternacht war das VW-Treffen zu Ende gegangen.

In Stuttgart gibt es vor der Aktionärsversammlung gerade einen einzigen Gegenantrag. In Stuttgart sind sich die Verantwortlichen auch ziemlich sicher, dass sich das jährliche Treffen nicht bis in die späten Abendstunden ziehen wird. Damit erweist es sich als kluger Schachzug, dass die Führung der Porsche SE die Dividende nachträglich doch noch auf ein verhältnismäßig normales Niveau gehoben hat.

Der Porsche-Vorstand hatte Mitte April beschlossen, dass die Aktionäre der Porsche SE ähnlich wie die Anteilseigner von Volkswagen ihren Beitrag zur Dieselaffäre leisten sollten. Gerade einmal 20 Cent sollte es geben, so lautete der ursprüngliche Vorschlag des Vorstandes. Das miserable Jahresergebnis von Volkswagen schlägt sich auch bei Porsche nieder: In den Büchern der Stuttgarter steht ein Jahresverlust von beinahe 300 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war es ein Gewinn von drei Milliarden Euro.

Die Familien Porsche und Piëch sind mit diesem Dividendenvorschlag nicht besonders zufrieden gewesen. Im Aufsichtsrat haben sie schon wenige Tage später einen kräftigen Nachschlag bei der Dividende durchgesetzt – auf das Niveau von einem Euro. Die Porsche SE zahlt die Dividende aus der Substanz, weil die ansonsten übliche Milliardenüberweisung aus Wolfsburg in diesem Jahr ausgeblieben ist. Wegen der guten vorangegangenen Jahre kann sich Porsche diesen Luxus leisten. Und natürlich ist nicht nur in Wolfsburg, sondern auch in Stuttgart die Hoffnung groß, dass Volkswagen in diesem Jahr keine Verluste mehr schreibt.

Die Porsche SE will wegen des Dieselskandals auch nicht auf Schadensersatz gegen Volkswagen klagen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den früheren VW-Chef Martin Winterkorn wegen Marktmanipulation hätten keine neuen Tatsachen oder Erkenntnisse über Pflichtverletzungen ergeben, sagte Rechtsvorstand Manfred Döss. Vielmehr hebe die Staatsanwaltschaft Braunschweig hervor, dass für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung gelte. „Insofern plant die Porsche SE keine Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Zusammenhang mit der Dieselthematik an die Volkswagen AG“, sagte Döss, der zugleich Chefjustiziar von Volkswagen ist.

Der äußerst ertragsstarke Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat mit der Holdinggesellschaft Porsche SE direkt nichts zu tun. Der Autohersteller ist nur als Tochter des Volkswagen-Konzerns mit der SE verbunden. Über die Porsche SE halten die Familien Porsche und Piëch rund 30 Prozent der Anteile und 52,2 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%