Porsche-Hauptversammlung Ferdinand Piëch fehlt beim Familientreffen

Eigentlich sollte die Hauptversammlung der Porsche SE der Ort für die öffentliche Rückkehr von Ferdinand Piëch sein. Doch der Patriarch lässt sich nur kurz blicken. VW-Chef Müller zeigte sich dagegen gut gelaunt.

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Ferdinand Piëch vor Beginn der Hauptversammlung der Volkswagen AG im Jahr 2013 Quelle: dpa

Es ist fast eine Volkswagen-Hauptversammlung im Kleinen. An diesem Mittwoch sind in Stuttgart die Aktionäre der Porsche SE zusammengekommen, genau eine Woche nach dem jährlichen Eignertreffen des VW-Konzerns. Wohl und Wehe hängen in Stuttgart von Volkswagen ab: Die Porsche SE ist die Holdinggesellschaft, in der die Familien Porsche und Piëch ihre VW-Anteile gebündelt haben.

Doch die prominenteste Person fehlt: Ferdinand Piëch. Der langjährige Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsratschef von Volkswagen ist dem Treffen ferngeblieben, bei Porsche hat er noch ein Aufsichtsratsmandat. „Es ist ein unvorhergesehener Terminkonflikt eingetreten“, begründet Wolfgang Porsche das Fehlen seines Vetters unter dem leisen Raunen der Aktionäre. Seit seinem Ausscheiden bei Volkswagen vor einem Jahr macht sich Piëch rar, immer häufiger meidet der Familienpatriarch die Öffentlichkeit.

Auf der Volkswagen-Hauptversammlung vor einer Woche herrschte Katzenjammer. Die Dieselaffäre hat in Wolfsburg die übliche stattliche Dividende zunichte gemacht: 17 Cent gibt es gerade einmal für jede Vorzugsaktie, ein Jahr zuvor war es ungefähr noch etwa 30-mal so viel.

Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat

Porsche-Aktionäre müssen sich eigentlich nicht beschweren. In Stuttgart gibt es immerhin noch eine Dividende, die diesen Namen auch verdient. Die Hauptversammlung wird am Mittwoch eine Dividende von einem Euro je Aktie beschließen. Das ist allerdings nur die Hälfte dessen, was in den vergangenen Jahren ausgezahlt worden ist.

Die stimmberechtigten Stammaktien liegen in der Porsche SE ausschließlich bei den Familien Porsche und Piëch. Freie Aktionäre kommen über die Vorzugsaktien ins Spiel, die aber nicht stimmberechtigt sind. Diese freien Anteilseigner wollen sich einmal im Jahr auf der Hauptversammlung Gehör verschaffen – etwa 5000 von ihnen sind am Mittwoch in Stuttgart in die Porsche-Arena gekommen.

Beim Spitzenpersonal ist die Doppelgleisigkeit von Volkswagen AG und Porsche SE klar abzulesen. Vorstandschef in Stuttgart ist Hans Dieter Pötsch, der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen. Im Vorstand sitzen auch Matthias Müller, der Vorstandsvorsitzende in Wolfsburg, und Manfred Döss, der Chefjustitiar des VW-Konzerns. Wichtige Vertreter der Familien wie Wolfgang Porsche sind in beiden Aufsichtsräten vertreten. Das gilt genauso für einflussreiche Kräfte der Arbeitnehmerseite wie VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Dividendenpolitik erweist sich als kluger Schachzug

VW-Chef Matthias Müller gibt sich gut gelaunt und gelassen, vom Podium aus scherzt er mit Bekannten. Vor Beginn des Treffens blättert er noch schnell Zeitungen durch. Er hat guten Grund, beim Porsche-Aktionärstreffen viel entspannter zu sein. Vor einer Woche bei Volkswagen stand er im Feuer, hier steht er nicht im Mittelpunkt. Es geht alles ruhiger, fast schon familiärer zu.

Hans Dieter Pötsch verteidigt vor den Aktionären die Bindungen zu Volkswagen. „Das Kerngeschäft von VW ist robust und gesund“, sagt der Vorstandschef der Porsche SE. Trotz der Dieselaffäre. Die Holdinggesellschaft gebe ein „klares Bekenntnis als Ankeraktionär“ von Volkswagen ab. Auch wenn sich das zurückliegende Geschäftsjahr anders als geplant entwickelt habe.

Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat

Die völlig unterschiedliche Grundstimmung der beiden Hauptversammlungen hat sich bereits im Vorfeld des Porsche-Treffens abgezeichnet. Bei VW hatten Dutzende institutionelle Investoren ihren Protest angemeldet, mit Klagen gedroht und Widerstand gegen Beschlüsse angekündigt. Die Tagesordnung war lang, erst kurz vor Mitternacht war das VW-Treffen zu Ende gegangen.

In Stuttgart gibt es vor der Aktionärsversammlung gerade einen einzigen Gegenantrag. In Stuttgart sind sich die Verantwortlichen auch ziemlich sicher, dass sich das jährliche Treffen nicht bis in die späten Abendstunden ziehen wird. Damit erweist es sich als kluger Schachzug, dass die Führung der Porsche SE die Dividende nachträglich doch noch auf ein verhältnismäßig normales Niveau gehoben hat.

Der Porsche-Vorstand hatte Mitte April beschlossen, dass die Aktionäre der Porsche SE ähnlich wie die Anteilseigner von Volkswagen ihren Beitrag zur Dieselaffäre leisten sollten. Gerade einmal 20 Cent sollte es geben, so lautete der ursprüngliche Vorschlag des Vorstandes. Das miserable Jahresergebnis von Volkswagen schlägt sich auch bei Porsche nieder: In den Büchern der Stuttgarter steht ein Jahresverlust von beinahe 300 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war es ein Gewinn von drei Milliarden Euro.

Die Familien Porsche und Piëch sind mit diesem Dividendenvorschlag nicht besonders zufrieden gewesen. Im Aufsichtsrat haben sie schon wenige Tage später einen kräftigen Nachschlag bei der Dividende durchgesetzt – auf das Niveau von einem Euro. Die Porsche SE zahlt die Dividende aus der Substanz, weil die ansonsten übliche Milliardenüberweisung aus Wolfsburg in diesem Jahr ausgeblieben ist. Wegen der guten vorangegangenen Jahre kann sich Porsche diesen Luxus leisten. Und natürlich ist nicht nur in Wolfsburg, sondern auch in Stuttgart die Hoffnung groß, dass Volkswagen in diesem Jahr keine Verluste mehr schreibt.

Die Porsche SE will wegen des Dieselskandals auch nicht auf Schadensersatz gegen Volkswagen klagen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den früheren VW-Chef Martin Winterkorn wegen Marktmanipulation hätten keine neuen Tatsachen oder Erkenntnisse über Pflichtverletzungen ergeben, sagte Rechtsvorstand Manfred Döss. Vielmehr hebe die Staatsanwaltschaft Braunschweig hervor, dass für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung gelte. „Insofern plant die Porsche SE keine Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Zusammenhang mit der Dieselthematik an die Volkswagen AG“, sagte Döss, der zugleich Chefjustiziar von Volkswagen ist.

Der äußerst ertragsstarke Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat mit der Holdinggesellschaft Porsche SE direkt nichts zu tun. Der Autohersteller ist nur als Tochter des Volkswagen-Konzerns mit der SE verbunden. Über die Porsche SE halten die Familien Porsche und Piëch rund 30 Prozent der Anteile und 52,2 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen.

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