Es ist fast eine Volkswagen-Hauptversammlung im Kleinen. An diesem Mittwoch sind in Stuttgart die Aktionäre der Porsche SE zusammengekommen, genau eine Woche nach dem jährlichen Eignertreffen des VW-Konzerns. Wohl und Wehe hängen in Stuttgart von Volkswagen ab: Die Porsche SE ist die Holdinggesellschaft, in der die Familien Porsche und Piëch ihre VW-Anteile gebündelt haben.
Doch die prominenteste Person fehlt: Ferdinand Piëch. Der langjährige Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsratschef von Volkswagen ist dem Treffen ferngeblieben, bei Porsche hat er noch ein Aufsichtsratsmandat. „Es ist ein unvorhergesehener Terminkonflikt eingetreten“, begründet Wolfgang Porsche das Fehlen seines Vetters unter dem leisen Raunen der Aktionäre. Seit seinem Ausscheiden bei Volkswagen vor einem Jahr macht sich Piëch rar, immer häufiger meidet der Familienpatriarch die Öffentlichkeit.
Auf der Volkswagen-Hauptversammlung vor einer Woche herrschte Katzenjammer. Die Dieselaffäre hat in Wolfsburg die übliche stattliche Dividende zunichte gemacht: 17 Cent gibt es gerade einmal für jede Vorzugsaktie, ein Jahr zuvor war es ungefähr noch etwa 30-mal so viel.
Wie VW im ersten Quartal abgeschnitten hat
Im Auftaktquartal 2016 hat Volkswagen 2,577 Millionen Fahrzeuge abgesetzt – zum ersten Quartal 2015 ein Rückgang von 1,2 Prozent (2,607 Millionen Fahrzeuge).
Zum Stichtag 31. März 2016 haben 613.075 Menschen für VW gearbeitet. Gegenüber dem Jahr 2015 sind das 0,5 Prozent mehr – damals waren es 610.076 Menschen.
In Deutschland sinkt jedoch die Zahl der VW-Mitarbeiter, zuletzt um 800 auf rund 277.900 Stellen. Der Zuwachs kommt aus dem Ausland, wo VW um fast 4.000 Stellen auf 335.200 Jobs zulegte.
Beim Umsatz musste VW im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen. Die Umsatzerlöse sanken von 52,735 Milliarden Euro auf aktuell 50,964 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um 3,4 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro – zum Jahresauftakt 2015 waren es noch 3,328 Milliarden Euro. Die operative Rendite stieg von 6,3 auf 6,8 Prozent.
Das Ergebnis nach Steuern ging deutlich zurück – von 2,932 Milliarden Euro im Q1 2015 auf aktuell 2,365 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 19,3 Prozent.
Die Marke Volkswagen Pkw verzeichnete in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Volumen- und Umsatzrückgang. Der Umsatz von VW-Pkw sank von 26,3 Milliarden Euro auf 25,1 Milliarden Euro, der Absatz fiel von knapp 1,12 Millionen auf 1,07 Millionen Fahrzeuge. Infolge dessen ging das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen auf 73 (514) Millionen Euro zurück, die operative Marge erreichte im ersten Quartal 0,3 Prozent.
Mit 1,3 Milliarden Euro erreichte Audi annähernd wieder das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen des Vorjahres. Bei einem nahezu stabilen Umsatz sank die operative Marge leicht von 9,7 auf 9,0 Prozent.
Bei Skoda stieg das operative Ergebnis aufgrund positiver Mixeffekte und geringerer Materialkosten um gut 30 Prozent auf 315 (242) Millionen Euro. Die operative Marge legte bei deutlich gestiegenem Umsatz auf 9,3 (7,6) Prozent zu.
Seat verbesserte sein Operatives Ergebnis aufgrund von Kostenoptimierungen auf 54 (33) Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung der Operativen Rendite auf 2,6 (1,5) Prozent.
Gemessen am operativen Ergebnis ist Bentley im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Statt einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahresquartal steht 2016 ein Minus von 54 Millionen Euro zu Buche. Volkswagen begründet das mit gesunkenen Auslieferungen.
Porsche blieb auch zum Auftakt des laufenden Geschäftsjahres in der Erfolgsspur. Das Operative Ergebnis stieg weiter auf 895 (765) Millionen Euro und damit deutlich überproportional zum Umsatz, der aufgrund eines signifikant höheren Absatzes spürbar zulegte. Die operative Marge kletterte auf 16,6 (15,1) Prozent.
Das operative Ergebnis von Volkswagen Nutzfahrzeuge sank volumenbedingt auf 142 (165) Millionen Euro, die operative Marge ging auf 5,2 (6,1) Prozent zurück. Scania verbuchte einen leichten Anstieg des operativen Ergebnisses auf 244 (237) Millionen Euro und eine stabile operative Marge von 9,6 Prozent. Trotz des anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in Südamerika verbesserte MAN Nutzfahrzeuge das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen unter anderem aufgrund des höheren Absatzes in Europa auf 65 (minus 13) Millionen Euro. Bei MAN Power Engineering belief sich das operative Ergebnis auf 48 (52) Millionen Euro.
Die Volkswagen Finanzdienstleistungen konnten ihr operatives Ergebnis deutlich auf 492 (403) Millionen Euro steigern. Insbesondere Volumeneffekte wirkten sich positiv aus.
Porsche-Aktionäre müssen sich eigentlich nicht beschweren. In Stuttgart gibt es immerhin noch eine Dividende, die diesen Namen auch verdient. Die Hauptversammlung wird am Mittwoch eine Dividende von einem Euro je Aktie beschließen. Das ist allerdings nur die Hälfte dessen, was in den vergangenen Jahren ausgezahlt worden ist.
Die stimmberechtigten Stammaktien liegen in der Porsche SE ausschließlich bei den Familien Porsche und Piëch. Freie Aktionäre kommen über die Vorzugsaktien ins Spiel, die aber nicht stimmberechtigt sind. Diese freien Anteilseigner wollen sich einmal im Jahr auf der Hauptversammlung Gehör verschaffen – etwa 5000 von ihnen sind am Mittwoch in Stuttgart in die Porsche-Arena gekommen.
Beim Spitzenpersonal ist die Doppelgleisigkeit von Volkswagen AG und Porsche SE klar abzulesen. Vorstandschef in Stuttgart ist Hans Dieter Pötsch, der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen. Im Vorstand sitzen auch Matthias Müller, der Vorstandsvorsitzende in Wolfsburg, und Manfred Döss, der Chefjustitiar des VW-Konzerns. Wichtige Vertreter der Familien wie Wolfgang Porsche sind in beiden Aufsichtsräten vertreten. Das gilt genauso für einflussreiche Kräfte der Arbeitnehmerseite wie VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.