Porsche im Jubiläumsjahr Der neue 911er soll Rekorde einfahren

Porsche feiert ein Jubiläum: Seit 70 Jahren werden die Sportwagen der Stuttgarter VW-Tochter produziert. Neue Modelle sollen dafür sorgen, dass Porsche in diesem Jahr einen neuen Produktionsrekord erreicht.

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Stuttgart Auf der Leinwand im Hintergrund läuft ein Film, der erzählt, wie alles angefangen hat. Damals, im Jahr 1948, in der kleinen Gemeinde Gmünd in Kärnten, nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Ferry Porsche präsentierte damals stolz seinen ersten Sportwagen. Ein Auto, das in der Zeit von Not und Entbehrung völlig fehl am Platze schien. In einer Zeit, in der nur wenige Menschen an einen Sportwagen dachten. Doch Porsche sollte mit seiner Produktidee Recht behalten – in den Jahren danach wurden die Sportwagen zum weltweiten Erfolg.

Davon erzählt Oliver Blume, der heutige Vorstandsvorsitzende, als er im Porsche-Museum in Stuttgart auf die Bühne tritt. Bis heute sei Ferry Porsche als Konstrukteur das große Vorbild für den Sportwagenhersteller, der mit seiner unternehmerischen Strategie die Basis für den Aufstieg von Porsche gelegt habe. „In seiner Vision von damals spiegeln sich alle Werte wider, die die Marke bis heute prägen“, betont Oliver Blume.

Weil sich in diesem Jahr der Start der Sportwagen-Produktion zum 70. Mal jährt, will Porsche 2018 das gesamte Jahr über gebührend feiern. Der Neujahrsempfang am Donnerstagabend in Stuttgart war der Anfang, im weiteren Verlauf des Jahres sind noch andere Festivitäten geplant – vor allem am Firmensitz in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Porsche, seit bald zehn Jahren nicht mehr eigenständig und ein Teil des Wolfsburger VW-Konzerns, will im Jubiläumsjahr allerdings auch unternehmerisch glänzen. 2018 dürfte dem Sportwagenhersteller ein weiterer Verkaufsrekord ins Haus stehen. Mit großer Sicherheit wird Porsche in diesem Jahr erstmals mehr als 250.000 Autos an Kunden ausliefern. Im vergangenen Jahr waren es rund 246.000 Fahrzeuge.

Dafür sorgen vor allem neue Modelle und Modellvarianten, die Porsche in diesem Jahr zu den Händlern bringen will. Eine zentrale Rolle spielt dabei der neue Cayenne, dessen Produktion erst 2018 richtig hochgefahren wird. Der große SUV aus dem Hause Porsche kommt auch erst in diesem Jahr in China und den USA auf den Markt, den beiden wichtigsten Märkten des Stuttgarter Sportwagenherstellers.

Ganz zentral wird für Porsche in diesem Jahr die Neuauflage des Klassikers aus dem eigenen Haus: Zum Jahresende soll der neue 911er bei den Händlern stehen. „Alle Porsche-Modelle, die heute und in Zukunft entwickelt werden, beziehen sich auf diesen Sportwagen“, sagt der Vorstandschef. Der 911er sei „das Herz der Marke“. Fehler beim Produktanlauf darf sich Porsche unter keinen Umständen erlauben, der Verkaufsstart muss sitzen.

Für das Jubiläumsjahr ist außerdem eine Rundumerneuerung („Facelift“) des etwas kleineren SUV Macan geplant. Alle Produktneuheiten zusammen dürften dafür sorgen, dass Porsche ohne große Probleme erstmals die Hürde von einer Viertelmillion verkaufter Autos nehmen wird. „Das ergibt sich dann zwangsläufig“, sagt Blume dem Handelsblatt. Die Stückzahlen stünden in Stuttgart allerdings nicht im Vordergrund, die Rendite wiege deutlich schwerer.


Cayenne sorgt nicht für Feierstimmung

Porsche verbreitet allerdings nicht nur Feierlaune. Das Unternehmen sieht sich auch aktuellen Problemen ausgesetzt, vor allem bei Dieselmotoren. Im vergangenen Jahr hatte das Kraftfahrtbundesamt einen Verkaufsstopp für das noch im vergangenen Jahr produzierte alte Cayenne-Modell mit Dieselmotor verhängt. Die Abgaswerte der verkauften Geländewagen müssen mit Hilfe eines Software-Updates deutlich verbessert werden.

Damit ist Porsche aber nicht fertig. „Da gibt es noch immer einiges zu tun“, sagt Blume. Die Gespräche mit dem zuständigen Kraftfahrtbundesamt in Flensburg würden weiter fortgesetzt. Das neue Cayenne-Modell ist davon nicht betroffen. Blume verspricht, dass Porsche allen betroffenen Kunden helfen wolle. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller hatte die Dieselmotoren für den Cayenne nicht selbst produziert; sie stammen von der Konzernschwester Audi.

Porsche will seinen Anteil dazu leisten, dass es in deutschen Städten nicht zu Fahrverboten für Dieselautos kommt. Die Stuttgarter wollen mehr deshalb mehr Hybrid-Autos verkaufen. Im kommenden Jahr ist zudem der Produktionsstart des ersten und ausschließlich batteriebetriebenen Porsche („Mission E“) geplant. Eine Garantie gegen Fahrverbote ist das gleichwohl nicht. „Ich hoffe, dass es nicht zu Fahrverboten kommen wird“, so Familiensprecher Wolfgang Porsche.

Schon im vergangenen Jahr war es für Porsche bei den Verkaufszahlen weiter nach oben gegangen. Im Vergleich zu 2016 stiegen die Auslieferungen an Kunden um vier Prozent auf rund 246.000 Autos. Insbesondere der neue Panamera hatte für einen deutlichen Schub gesorgt – 28.000 Auslieferungen bedeuteten ein Plus von 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Mit unserer Produktpalette und den starken Absatzregionen Europa, Amerika und Asien sind wir gut aufgestellt“, sagt Porsche-Vertriebschef Detlev von Platen.

Auf dem Heimatmarkt Deutschland sackten die Verkäufe insgesamt um drei Prozent auf gut 28.000 Autos ab. Die Ertragsperle des Volkswagen-Konzerns kann das aber verschmerzen: Auf dem weltweit wichtigsten Einzelmarkt in China zogen die Verkäufe um zehn Prozent an, der nächstgrößere Markt USA legte um zwei Prozent zu.

Keine andere Marke aus dem VW-Konzern kommt auf ein ähnliches Renditeniveau wie die Stuttgarter Sportwagentochter. Porsche liegt bei rund 17 Prozent operativer Rendite und gilt damit als renditestärkster Serienhersteller der Welt. „Porsche liegt bei den Erträgen auf dem Niveau von Ferrari“, unterstreicht Arndt Ellinghorst, Automobilanalyst beim Investmentberater Evercore ISI.

„Gerade die Hybrid-Modelle des neuen Panamera kommen bei den Kunden sehr gut an und bestätigen unser Produktstrategie“, sagt Vertriebsvorstand von Platen. Der Anteil der Hybridmodelle liegt nach Porsche-Angaben inzwischen schon bei 60 Prozent.

Ungebrochen ist die Faszination des 911er: 2017 wurden erneut mehr als 32.000 Fahrzeuge weltweit in Kundenhand übergeben. Der Macan ist der meistverkaufte Porsche und hält mit mehr als 97.000 ausgelieferten Exemplaren das starke Vorjahresniveau (plus zwei Prozent). Mit dem für dieses Jahr geplanten Facelift dürfte es für den Macan noch stärker nach oben gehen – eine gute Basis für das Jubiläumsjahr.

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