Porsche Zeuge stützt Anklage im Betrugsprozess nicht

Ein Kronzeuge ist der Anklage im Porsche-Prozess in die Parade gefahren. Der Bank-Manager stützte den Vorwurf der Staatsanwälte nicht. Ihm zufolge habe die Bank über wichtige Fakten für die Risiko-Abschätzung verfügt.

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Ex-Finanzvorstand Härter wird des Kreditbetrugs verdächtigt. Quelle: dpa

Stuttgart Im Kreditbetrug-Prozess gegen drei Manager der Porsche Holding hat ein Kronzeuge der Anklage den Vorwurf der Staatsanwaltschaft nicht gestützt. Der Bank-Manager Jürgen Schlangenotto vom französischen Kreditinstitut BNP Paribas sagte am Montag vor dem Landgericht Stuttgart, die Bank habe über „die wesentlichen Fakten für die Risiko-Abschätzung“ verfügt. Dies gelte auch, obwohl die Bank nicht bis ins letzte Detail über die von Porsche gehaltenen Derivate-Positionen auf Volkswagen-Stammaktien informiert gewesen sei. „Wir wussten, was wir wussten, und das war ok“, sagte der Manager.

Die Staatsanwaltschaft wirft den angeklagten Porsche-Managern um den Mitte 2009 geschassten Finanzchef Holger Härter vor, dem Kreditinstitut BNP Paribas in den Verhandlungen über eine Verlängerung einer Kreditlinie im Frühjahr 2009 über rund zehn Milliarden Euro falsche und unvollständige Angaben gemacht zu haben. Dies betrifft der Anklage zufolge vor allem den Liquiditätsbedarf und das Risiko von milliardenschweren Aktienoptionsgeschäften, mit den Porsche sich günstige Kaufkurse für VW-Stammaktien sicherte, um den Mehrheitsanteil an den VW-Stämmen auf eine Beherrschungsmehrheit aufzustocken.

Letztlich scheiterte dieser Plan an den finanziellen Mitteln, die Porsche Holding und VW einigten sich im Sommer 2009 auf ein Zusammengehen. Mittlerweile gehört das Porsche-Fahrzeuggeschäft zu VW, die Porsche Holding hält weiterhin eine Mehrheit an den VW-Stammaktien mit knapp 50,8 Prozent.


Vorwürfe bestritten

Die drei Angeklagten bestreiten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Außer dem früheren Finanzchef Härter sitzen noch zwei ihm damals untergebene Manager mit auf der Anklagebank. Einer der beiden ist inzwischen im Ruhestand, der andere ist weiterhin bei der Porsche Holding in der Finanzabteilung beschäftigt.

Für den von BNP als Teil eines Bankenkonsortiums mit Porsche abgeschlossenen Kredit über rund zehn Milliarden Euro seien die angebotenen Sicherheiten ausreichend gewesen. „Für den Kredit standen 50,8 Prozent der Stammaktien von VW da“, sagte Schlangenotto. Es sei daher „eine sinnvolle Entscheidung“ gewesen, sich mit 500 Millionen Euro an dem Porsche gewährten Kredit zu beteiligen. „Die Sicherheiten waren werthaltig“, sagte der Bank-Manager.

Eine konservative Schätzung des Porsche gehörenden VW-Stammaktienanteils habe einen Wert von gut zehn Milliarden Euro ergeben, zudem habe der Porsche Holding auch noch komplett das in der Porsche AG gebündelte Fahrzeuggeschäft gehört. Das Kreditrisiko sei „akzeptabel“ gewesen, auch unter Berücksichtigung der komplexen Derivate-Geschäfte. Mit den als Sicherheiten hinterlegten Werten habe sich die Bank „sehr wohlgefühlt“.

BNP Paribas unterhält sei vielen Jahren Geschäftsbeziehungen mit der Porsche SE und hat diese auch nicht abgebrochen. Porsche habe den Kredit ohne Beanstandungen bedient, sagte der BNP-Manager. Die Staatsanwaltschaft muss bei Verdacht von Kreditbetrug jedoch tätig werden: Ein Vermögensschaden muss nicht entstanden sein, um Anklage zu erheben. Bei einer Verurteilung drohen den Männern jeweils bis zu drei Jahre Haft.

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