Die Löhne in Äthiopien sind deutlich niedriger als in China, Arbeitskräfte gibt es genug. Und das nordostafrikanische Land kann mehr als Textilien: Der nordrhein-westfälische Schuhproduzent Ara lässt dort Schuhe und Handtaschen herstellen, die Rewe-Gruppe kauft in der Region Blumen ein.
Allerdings gilt Äthiopien als politisch instabil und ist auch logistisch eine Herausforderung. Die längste Grenze hat das Land mit dem Anarcho-Staat Somalia, einen eigenen Hafen hat Äthiopien nicht. Tchibo und Ara verschiffen ihre Waren über Dschibuti im Norden oder über Kenias Hafenstadt Mombasa – „just in time“ ist da schwer vorstellbar.
Wege zum sauberen Textilimport
Textilriesen kaufen Kleidung meist über Importeure. Die Dienstleister im Dunkeln knabbern zwar an den Margen – ihnen können sie aber bei Skandalen die Verantwortung aufladen. Wer das vermeiden will, muss die Lieferkette in Eigenregie kontrollieren.
Lieferanten in Ländern wie Bangladesch wickeln ihre Bestellungen oft über Partnerfirmen ab, die in bedeutend schlechterem Zustand sind als die Vorzeigefabriken. Wer seine Verantwortung ernst nimmt, muss in diese Subfabriken Kontrolleure schicken und Kunden deren Namen nennen können.
Echten Einblick in die Arbeitsbedingungen bekommen nur eigene Mitarbeiter der Modeunternehmen, die ständig vor Ort sind. Jedes Label sollte daher ein Team aus entsandten und lokalen Einkäufern, Beratern und Kontrolleuren im Lieferland aufbauen.
Der Glücksfall ist die Arbeit mit Lieferanten, die ihren Hauptkunden als Partner verstehen – und sich mit dessen Hilfe weiterentwickeln wollen. Das erfordert Vertrauen auf beiden Seiten und viel Zeit. Hilft ein Modekonzern seinen Lieferanten, die Produktivität zu verbessern, steigt auch dessen Bereitschaft zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Label wie H & M, C & A, Kik oder Tommy Hilfiger importieren solche Mengen aus Bangladesch, dass sie über gewaltigen Einfluss verfügen – theoretisch. Praktisch arbeitet jeder für sich, statt gemeinsam am runden Tisch mit der Regierung nach besseren Gesetzen zu verlangen. Auch politischer Druck ist rar, obwohl gerade Deutschland in Entwicklungsländern viel Respekt genießt.
Nachteile
Bei den meisten mittelständischen Unternehmen fehle allerdings Kompetenz und Kapazität, um neue Märkte zu erschließen, sagt Christian Rast, Einkaufsexperte der Beratung KPMG in Köln. „Viele Mittelständler haben es gerade erst geschafft, stabile Lieferbeziehungen mit China aufzubauen, nun sollen sie schon wieder weiterziehen.“
Und alle China-Alternativen haben ihre Nachteile. Bangladesch etwa hat zwar Millionen Näherinnen, die für nur 40 Euro im Monat arbeiten. Aber die Arbeitsbedingungen sind oft so miserabel, dass schnell das Image der Marke auf dem Spiel steht, wenn Fabriken einstürzen oder brennen und Tausende Menschen sterben (WirtschaftsWoche 35/2013).
Länderprofil Indonesien
238 Millionen Einwohner
Das BIP wuchs im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent. Bis 2025 soll die Wirtschaftskraft Indonesiens ums Vierfache steigen.
2011 führte Indonesien Waren im Wert von 127 Milliarden Dollar ein.
81 Milliarden US-Dollar
4,7 Dollar. Der Wert errechnet sich aus dem absoluten BIP geteilt durch BIP pro Person.
Pro Kopf werden nur drei Dollar in Forschung und Entwicklung investiert. In Malaysia sind es zum Beispiel 93 Dollar.
Indonesien verfügt über förderbare Ressourcen im Wert von 101 Milliarden US-Dollar und damit über das höchste Volumen der neun kommenden Absatzmärkte.
In China bleiben
Indien hat ebenfalls genug billige Arbeitskräfte, aber wegen der schlechten Infrastruktur und der überbordenden Bürokratie klappt die Logistik hinten und vorn nicht. Indonesien schließlich verfügt über viele gut ausgebildete Menschen, aber die Löhne sind höher als in China.
Also doch in China bleiben? Für manche großen Konzerne ist das die einzige Lösung. Die Kölner Rewe-Gruppe etwa will die steigenden Kosten in den chinesischen Fabriken in den Griff bekommen, indem sie den Zulieferern zu mehr Effizienz verhilft. „China werden wir nicht ersetzen können, gerade bei Hartwaren wie Elektrogeräten bleibt das Land der zentrale Produktionsstandort“, sagt Torsten Stau, der für Rewe die Beschaffung von Non-Food-Waren managt. Innerhalb des Landes seien allerdings Verschiebungen möglich, etwa in den Nordwesten des Landes, wo die Regierung derzeit Investitionen fördere.