Quarantäne bremst Maschinenbauer aus „Unsere Monteure drehen zum Teil Däumchen“

Corona trifft den Maschinenbau hart. Die Service-Monteure kommen wegen Reisebeschränkungen nicht zu den Kunden. Quelle: dpa

Deutsche Maschinenbauer schicken ihre Monteure normalerweise um die Welt, um Geräte zu reparieren und instand zu halten. Doch wegen der Grenzrestriktionen kommen sie fast nicht ins Ausland. Die Maschinenbauer warten geduldig auf Zeitfenster für die Einreise. 

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Der Maschinenbau ist Deutschlands Paradedisziplin, doch die Coronakrise trifft die Vorzeigebranche gleich doppelt. Um rund 17 Prozent wird der Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen, weil Aufträge storniert oder verschoben wurden. In normalen Zeiten können die Unternehmen einen Teil des Einbruchs meist dadurch wettmachen, indem sie Monteure auf Tour schicken, um bereits gelieferte Maschinen zu warten, zu reparieren oder aufzubauen. Das sorgt für stetige Einnahmen. Doch die Pandemie bedroht nun auch das lukrative Servicegeschäft.

„Uns treffen die Quarantäne-Regelungen, die Reisebestimmungen in fernen Ländern ganz extrem“, sagte Carl Martin Welcker im Podcast „Chefgespräch“ der WirtschaftsWoche. Sein Unternehmen Schütte in Köln sei stark vom Ausland abhängig, mache dort rund 80 Prozent Umsatz. In China sei eine Einreise „de facto nicht möglich“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter des Maschinenbauers. So stünden „ganz viele Maschinen, die wir derzeit nicht servicen können oder die wir nicht in Betrieb nehmen können“, ungenutzt herum.

Das Unternehmen Schütte, das Werkzeugmaschinen etwa für die Medizinbranche herstellt, die damit etwa Kniegelenke fertigen, bekomme derzeit die Mitarbeiter „sehr sehr schwierig nach China rein.“ Die Monteure müssten in China eine Quarantäne-Zeit durchlaufen und wenn sie zurück kommen müssen sie wieder durch eine Quarantäne-Zeit durchlaufen.“ Außerdem bräuchten die Unternehmen „eine Einladung von der Regierung“.

Das Geschäft für Maschinenbauer sei momentan „extrem schwierig“, sagte Welcker, der nach vier Jahren als Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) die Amtsgeschäfte bald an seinen Nachfolger übergibt. Das Unternehmen Schütte verzeichnet derzeit einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Rund fünf Prozent der Belegschaft hat Welcker entlassen müssen.

Das Servicegeschäft sei derzeit aber nicht nur in Übersee wie China und den USA eine Herausforderung. Auch innerhalb Europas sei die Lage diffus. Jedes Land habe eine unterschiedliche Gefährdungslage durch das Coronavirus sowie uneinheitliche Einreise- und Quarantänebestimmungen.


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Als Unternehmer schaue man, „wo es ein Fenster gibt“, sagte Welcker im Podcast der WirtschaftsWoche. Das Unternehmen Schütte, gegründet 1880, habe etwa hat zahlreiche Kunden in Norditalien. „Da gucken wir, wann die Monteure einreisen können.“ Dadurch entstehe „sehr sehr viel Aufwand.“

Selbst in Deutschland laufe die Branche derzeit in eine undurchsichtige Lage hinein. Es sei ein Unterschied, „ob man einen Monteur zurückholt nach Mecklenburg-Vorpommern oder zurückholt nach Bayern oder nach Nordrhein-Westfalen. „Der Verband und die Branche würden versuchen, gemeinsam mit der Regierung, wenigstens „eine einheitliche Reglung in Deutschland“ zu finden.


Mehr zum Thema: Welckers Unternehmen Schütte ist auch Zulieferer für die Autoindustrie. Den jüngsten Autogipfel bei der Kanzlerin bewertete der Unternehmer kritisch, insbesondere die „Verteufelung des Verbrennungsmotors“.

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