Quartalsergebnis zeigt Monsanto-Übernahme rettet Bayers Bilanz

Für 2018 rechnet Bayer nun inklusive Monsanto mit einem Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro statt wie bislang von unter 35 Milliarden. Quelle: AP

Bayers Geschäfte in der Agrarsparte laufen gut und auch die Monsanto-Übernahme lässt den Gewinn steigen. Dafür drücken Forschungsinvestitionen aufs Pharma-Ergebnis und die Consumer-Health-Sparte schwächelt.

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Der US-Saatgutriese Monsanto hat Bayer über Schwächen im zweiten Quartal hinweggeholfen. Im Agrargeschäft, das Bayer mit der knapp 63 Milliarden Dollar schweren Monsanto-Übernahme zum Weltmarktführer bei Pflanzenschutzmitteln und Saatgut ausbaute, verdoppelte sich das Ergebnis nahezu. Dagegen musste der Leverkusener Konzern Einbußen in seiner Pharmasparte verdauen. Noch stärker bergab ging es für den Aspirinhersteller im schon länger schwächelnden Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten. Gleichwohl legte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) von April bis Juni um fast vier Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu, wie Bayer am Mittwoch mitteilte. Neben Monsanto hat der Konzern das auch einer Normalisierung des Agrargeschäfts in Brasilien zu verdanken. Im Vorjahresquartal hatten Probleme wegen hoher Lagerbestände in diesem wichtigen Markt das Ergebnis noch deutlich belastet.

Die neue Tochter Monsanto, die in den letzten drei Wochen des zweiten Quartals voll enthalten ist, steuerte einen positiven Ergebnisbeitrag von 70 Millionen Euro zur Bilanz bei. Zuletzt sorgte der Mega-Zukauf aber eher für negative Schlagzeilen: In den USA sieht sich Bayer inzwischen mit rund 8700 Klagen wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat, der von Monsanto entwickelt wurde, konfrontiert. Mit weiteren Klagen sei zu rechnen. Ende Juli waren es noch rund 8000. Die Kläger werfen Monsanto vor, der Kontakt mit glyphosathaltigen Produkten des Unternehmens habe bei ihnen zu Gesundheitsschäden, unter anderem zu Krebs, geführt. Mitte August hatte ein kalifornisches Geschworenengericht Monsanto zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt, der seine Erkrankung auf Glyphosat zurückführte. Bayer und Monsanto weisen die Vorwürfe zurück und hatten Berufung angekündigt.

Aber auch in der Pharmasparte läuft es für die Rheinländer derzeit nicht rosig. Dort sank das Ergebnis im zweiten Quartal unter anderem wegen Lieferengpässen nach einer Rüge der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Pharmaproduktion in Leverkusen. Bayer steckte zudem mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Das ist nach Einschätzung von Experten aber auch dringend nötig, da Mitte der 2020er die Patente für die wichtigsten Kassenschlager von Bayer - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - ablaufen und Umsatzausfälle drohen. Die stärksten Einbußen muss Bayer aktuell aber immer noch im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) verdauen, das sich schon länger schwach entwickelt und dem der Vorstand nun auch im Gesamtjahr währungsbedingt weniger zutraut.

Der Bayer-Quartalsbericht zeigt: Der Leverkusener Konzern sieht sich Klagen von mehr als 50.000 Amerikanern gegenüber. Die betreffen nicht nur den umstrittenen Pflanzen-Wirkstoff Glyphosat.
von Jürgen Salz

Für den Konzern zeigte sich Vorstandschef Werner Baumann dennoch optimistisch. "Wir sind auf Kurs, um die Jahresziele zu erreichen." 2018 rechnet Bayer nun inklusive Monsanto mit einem Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro statt wie bislang von unter 35 Milliarden. Im zweiten Quartal kam der Konzern auf einen Umsatz von 9,48 Milliarden Euro, ein Plus von 8,8 Prozent. Das bereinigte Ergebnis soll im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Zuvor hatte Bayer mit einem Rückgang im unteren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie senkte der Konzern allerdings und erwartet nun einen Rückgang. Die Aktionäre sollen für 2018 trotzdem eine mindestens stabile Dividende erhalten. Im Vorjahr waren es 2,80 Euro je Aktie.

An der Börse gaben die Bayer-Aktien rund zwei Prozent nach. Analyst Ian Hilliker von der Investmentbank Jefferies bezeichnete die Quartalszahlen trotz der etwas enttäuschenden Ertragskennziffern als insgesamt solide. Allerdings sorgten die US-Klagen wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch den umstrittenen Unkraut-Vernichter Glyphosat für Verunsicherung

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