Rassismusvorwürfe Umstrittenes VW-Werbevideo bleibt ohne personelle Konsequenzen

Nach einer internen Prüfung entschuldigt sich der Konzern für den Werbeclip. Rassistische Motive hätten bei der Veröffentlichung allerdings keine Rolle gespielt.

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VW werde ein „Ethik Board

Volkswagen überarbeitet nach dem Skandal um ein als rassistisch empfundenes Werbevideo seine internen Abläufe und will die Mitarbeiter stärker sensibilisieren. Rechtschefin Hiltrud Werner sagte am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten, die Untersuchung durch die interne Revision habe ergeben, dass rassistische Motive bei der Erstellung des Werbefilms keine Rolle gespielt hätten.

Mangelnde Sensibilität und Unzulänglichkeiten in de Abläufen hätten jedoch dazu geführt, dass der Clip veröffentlich werden konnte. Personelle Konsequenzen würde VW nur dann ziehen, wenn vorsätzlich und wissentlich gegen Verhaltensregeln verstoßen wurde.

„Auch im Namen des Vorstands möchte ich in aller Form dafür um Entschuldigung bitten, dass wir durch mangelnde interkulturelle Sensibilität Menschen verletzt haben“, erklärte Werner. „Hier wurde gegen Werte verstoßen, für die Volkswagen steht.“ Als Konsequenz will Volkswagen unter anderem einen unabhängigen „Ethik Board“ aus Experten einrichten, der die Werbebotschaften auf sensible Themen durchleuchten soll.

In dem Clip wird ein Mann mit dunkler Hautfarbe vor einem Golf gezeigt, wie er von einer überdimensionierten Hand unsanft durch die Gegend geschubst wird. Die Hand schnippst ihn schließlich in ein Gebäude, über dessen Eingang der Schriftzug Petit Colon“ (kleiner Siedler) steht. Das war als Anspielung auf die europäische Kolonialgeschichte verstanden worden.

Video sorgt auch intern für Unruhe

Der Werbefilm löste scharfe Kritik in den Medien aus und sorgte international für Schlagzeilen. VW sah sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. Das durch den Dieselskandal ohnehin angeschlagene Ansehen wurde dadurch weiter beschädigt. VW entschuldigte sich.

Der Werbefilm sorgte auch in der VW-Belegschaft für Unruhe. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte, er schäme sich für den Instagram-Spot. „Der Clip ist widerlich und durch nichts zu entschuldigen“, schrieb er auf Linkedin. Die Vertrauensleute in den VW-Werken bezogen sich auch auf dieses Video, als sie dem Management vergangene Woche ein „Marketing- und Kommunikationsdesaster“ vorwarfen. Die Kritik hatte mit dazu geführt, dass sich Diess vor dem Aufsichtsrat rechtfertigen musste.

Am Montag musste er die Führung der Hauptmarke VW an Ralf Brandstätter abgeben, der bereits das Tagesgeschäft leitete. Diess bleibt Konzernchef und soll die Markengruppe weiter leiten, in der die Volumenmarken VW, Skoda und Seat zusammengefasst sind. Auf Linkedin versprach er, sich künftig stärker mit dem Betriebsrat abzustimmen, um Ängste in der Belegschaft abzubauen.

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