
Wahrscheinlich hat sich Rheinmetall-Chef Armin Papperger über die Jahre daran gewöhnt, ein wenig im Schatten zu stehen. War das Röchling-Auditorium Konferenzzentrum in der Zentrale des Düsseldorfer Panzer- und Autoteilekonzerns bei den Pressekonferenzen des bisherigen Konzernchef Klaus Eberhardt immer gleichmäßig gut ausgeleuchtet, so lag das Podium heute ein wenig im Dunklen als die neue Konzernspitze um Papperger die Bilanz für 2012 vorstellte und keiner der Vorstände störte sich daran.
Denn die Zahlen sind durchaus sehenswert. Sowohl beim Rüstungsgeschäft als auch den Autoteilen konnte sich der im MDAX notierte Konzern dem allgemeinen Abwärtstrend in Europa entziehen und sowohl Umsatz, den Cashflow genannten freien Mittelzufluss sowie den Auftragsbestand steigern. Lediglich beim Gewinn gab es kein Rekordjahr.





Viel wichtiger jedoch: mit seiner heute erstmals in großem Stil vorgestellten „Strategieprogramm Rheinmetall 2015“ tritt Papperger sichtbar aus dem Schatten des hochgewachsenen, schneidigen Eberhardts und ins Rampenlicht. Und er tut dies quasi mit Turbolader und das nicht nur, weil der Neuling auf dem Chefsessel quasi im Nebensatz im Autobau den klassischen aufgeladenen Verbrennungsmotoren eine lange Zukunft bescheinigt – und dem Diesel eher ein Randdasein.
Der leicht gemütlich gedrungene Manager erteilte quasi nebenbei einer Aufspaltung des Konzerns in einen reinen Rüstungskonzern und einen börsennotierten Autobereich eine klare Abfuhr. Das war unter Alt-Chef Eberhardt noch der Kern der Zukunftsstrategie, selbst nachdem der Börsengang im ersten Anlauf gescheitert war. "Das steht nun nicht mehr an", stellte Pappberger klar. Stattdessen will er beide Töchter nach dem gleichen Muster umbauen und auf Gewinn trimmen.
Kern von "Rheinmetall 2015" ist - trotz des für ein Großunternehmen inzwischen fast ungewohnt deutschen Namens - neben der üblichen Kostensenkung mehr Internationalisierung. Denn sowohl bei Waffen als auch bei Auto spielt die Musik längst anderswo. Bei den Autoteilen ist es China, bei den Rheinmetalldomänen Panzern oder Munition ist es mangels europäischer Aufträge der mittlere Osten - und in beiden Geschäftsfeldern Lateinamerika.