Das haben die Düsseldorfer bereits seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts kommen sehen und entsprechend im Ausland Werke aufgebaut oder Gemeinschaftsunternehmen mit Partnern gegründet. Zwar gilt Rheinmetall besonders im Panzergeschäft noch als deutsches Unternehmen. De facto machen die Düsseldorfer jedoch nicht mal die Hälfte ihres Geschäfts in Deutschland.
Doch das ist Papperger noch zu viel. Bei ihm mögen die Pläne etwas hölzerner und weniger kommandeurshaft als bei Eberhardt sowie vom Blatt abgelesen klingen, etwa durch Formulierungen wie "Payback beim R+D Prozess", also dass sich Forschung auszahlen muss. Doch die Vision ist klar. Künftig spielt Deutschland eher eine Nebenrolle neben den Ländern, wo es bei Autos und Panzern nebst Munition noch Wachstum gibt. Bereits im vergangenen Jahr stammte nicht mal die Hälfte der Rüstungsaufträge dem Wert nach aus Europa und davon wiederum nur knapp die Hälfte aus Deutschland. Noch 2011 waren fast 60 Prozent der Order europäisch.
Sein Vorgehen nennt Papperger - im Stil der Fluglinien - Hubstrategie. Aber im Gegensatz zur Fliegerei plant er kein Drehkreuz, an dem umgeladen wird, sondern einen Produktionsschwerpunkt aus dem heraus exportiert wird. Deutschland ist nur noch einer davon, wichtig vor allem wegen der Nähe zum Referenzkunden Bundeswehr, den Universitäten mit ihrer hochwertigen Forschung und den Zentralen der großen Autohersteller.
Beim Export hingegen geht es um die anderen Hubs vor Südafrika und Australien. Hier ist Rheinmetall bisher vor allem präsent, weil ein lokaler Anbieter leichter Aufträge vor Ort bekommt. Aber ebenso geht es natürlich auch darum, den immer strengeren und nicht immer genau berechenbaren Exportkontrollen für Kriegsgerät hierzulande zu entkommen.
Auch wenn Rheinmetall das nicht herausstreicht, ein Blick in Pappergers Unterlagen zeigt die Zielrichtung. Von Russland aus führen die Pfeile in Richtung Zentralasien und Kaukasus, von Australien nach Indonesien sowie "Ostasien", wie Papperger auf Nachfrage betont, und von Südafrika in Richtung Golfregion, Zentralafrika und Südamerika.
Und das ist erst der Anfang. Denn auch in Lateinamerika will Papperger bald eine eigene Fertigung aufbauen. Zwar will er das noch nicht als Ankündigung für einen Deal verstanden sehen. Aber er denkt an Werke in Brasilien und vielleicht auch Chile. Und weil diese Staaten den sensiblen Sicherheitssektor zunehmend in Eigenregie betreiben wollen, kann er sich auch Joint Ventures oder wohl auch Minderheitsbeteiligungen vorstellen.
Nur in einem Bereich wirkte Papperger heute etwas unsicher. Bei der Frage zu den Umständen einer Korruptionsermittlung in Indien gegen Ende der Konferenz, wirkte er ein wenig überrascht wenn nicht unsicher, obwohl er eigentlich gute Argumente hatte. Schließlich hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bescheinigt, der Konzern habe keinen Fehler gemacht.
Das hätte sein Vorgänger möglicherweise etwas besser rübergebracht. Bei den entscheidenden Punkten hat Papperger seine Rolle gefunden und eingenommen.