Rolls-Royce-Chef Interview „Es kann schnell aufwärts gehen, aber auch schnell abwärts“

Die gut betuchte Klientel des britischen Luxusauto-Herstellers Rolls-Royce trotzt dem Brexit. Die BMW-Tochter konnte den Absatz 2016 steigern. Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös über die Lust am Luxus-Shoppen.

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Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös (l.) mit BMW-Boss Harald Krüger (r.). Quelle: AFP

London Es gibt wohl kaum ein Unternehmen, das so sehr für britischen Luxus steht wie Rolls-Royce. Dass sich die 1903 gegründete Firma nach dem Brexit von der Insel verabschiedet, ist undenkbar. Dabei steckt hinter dem Hersteller der berühmten Luxuskarossen – Stückpreis ab 200.000 Euro – längst der deutsche Autokonzern BMW. Auch der in Großbritannien ansässige Firmenchef ist ein Deutscher. Im Gespräch mit dem Handelsblatt schildert Torsten Müller-Ötvös, was sich für das Unternehmen seit dem Referendum im vergangenen Juni verändert hat. In den aktuellen Absatzzahlen – 2016 wurden mit 4.011 Autos mit der berühmten Kühlerfigur verkauft, sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor – zeigte sich der Brexit noch nicht.

Herr Müller-Ötvös, ein anderer britischer Automobilhersteller hat berichtet, dass ihm wegen des Leave-Votums im EU-Referendum eine gewisse Zurückhaltung entgegenschlägt. Haben Sie das ebenfalls gespürt?
Nein, das kann ich nicht bestätigen. Sicher, keine Marke gilt als so britisch wie Rolls-Royce. Doch der bevorstehende Brexit hat in diesem Aspekt keinen Einfluss auf unser Geschäft gehabt, in den Gesprächen mit den Kunden spielte das keine Rolle.

Inwieweit ist der Brexit denn für Ihr Unternehmen ein Thema?
Noch hat der Brexit nicht stattgefunden, deswegen ist es für uns noch „business as usual“. Doch es ist natürlich nicht gut, dass Unsicherheit über die Bedingungen des bevorstehenden EU-Austritts herrscht. Wir exportieren 90 Prozent unserer Autos, da wäre es natürlich wünschenswert, wenn es mehr Transparenz über die zu erwartenden Veränderungen gäbe. Zudem importieren wir viele Güter. Zölle oder Handelsbeschränkungen wären da kontraproduktiv.

Der japanische Automobilhersteller Nissan hat von der britischen Regierung im Gegenzug für Investitionszusagen Zugeständnisse bekommen. Gab es auch zwischen Rolls-Royce und der britischen Regierung Gespräche oder gar Garantien?
Nein, wir haben auch nicht danach gefragt. Ich denke, die britische Regierung ist sich sehr wohl der Bedeutung der britischen Automobilindustrie bewusst, und ich hoffe sehr, dass sie das bei den bevorstehenden Verhandlungen auch im Hinterkopf behält.

Hat der bevorstehende Ausstieg aus der EU keinen Einfluss auf Ihre Investitionsentscheidungen?
Wir haben bereits in den vergangenen Jahren signifikante Investitionen vorgenommen, es stehen derzeit keine großen Entscheidungen an.

Vergangenes Jahr hat Rolls-Royce 4.011 Autos verkauft, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2017?
Das ist sehr schwer zu prognostizieren. Uns stehen sehr viele Unwägbarkeiten bevor, denken Sie nur an den Präsidentschaftswechsel in den USA. Auch unsere Klientel reagiert durchaus sensitiv auf Veränderungen. 80 Prozent unserer Kunden sind Unternehmer. Es spielt daher sehr wohl eine Rolle, wie deren Unternehmen läuft. Rolls-Royce kann da durchaus als Konjunkturbarometer dienen. Es kann schnell aufwärts gehen, aber auch schnell abwärts.

Herr Müller-Ötvös, vielen Dank für das Interview.

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