Rosneft-Verkauf Putin mogelt sich an den Sanktionen vorbei

Der Schweizer Rohstoffhändler Glencor und der katarische Vermögensfonds QIA übernehmen knapp 20 Prozent der Anteile am Ölkonzerns Rosneft. Damit umschifft Wladimir Putin geschickt die Sanktionen gegen Russland.

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Durch den Verkauf des 19,5-prozentigen Anteils am russischen Staatskonzern kann Russlands Präsident Wladimir Putin kurzfristig Haushaltslöcher stopfen. Quelle: dpa

Moskau Wladimir Putin war sichtlich zufrieden mit sich selbst, als er seinem langjährigen Vertrauten, dem Rosneft-Chef Igor Setschin, zum überraschenden Milliardendeal mit Glencore und dem katarischen Vermögensfonds Qatar Investment Authority (QIA) gratulierte. Der Kremlchef hat auch allen Grund zur Zufriedenheit: Für 19,5 Prozent der Rosneft-Aktien zahlen die beiden Investoren 10,5 Milliarden Euro. Laut Putin ist es das Geschäft des Jahres im globalen Energiemarkt. Der russische Staat kann das Geld gut gebrauchen. Die Löcher im Haushalt sind groß – und die Milliarden werden nun zum Stopfen verwendet.

„Ich hätte das nicht erwartet“, räumt Sergey Rozhenko von der Consultingagentur Arup ein. Die Dringlichkeit des Geschäfts – bis Jahresende muss das Geld überwiesen sein, damit das Defizit in der russischen Jahresbilanz die geforderten 3,7 Prozent nicht übersteigt – hatte viele Analysten skeptisch gemacht, dass ein Käufer zum Marktpreis gefunden wird. Zuletzt war daher ein Zwischenverkauf des staatlichen Aktienpakets an Rosneft selbst im Gespräch. Der Ölgigant hat genügend Liquidität. Doch Setschin hatte wenig Lust, seine Kriegskasse anzugreifen oder die Schuldenlast des Konzerns zu vergrößern.

Der überraschende Einstieg der Schweizer Trading-Gesellschaft und des katarischen Investmentfonds ist daher auch für den 56-Jährigen ein Erfolg. „Setschin habe „alle überlistet. Das wurde im Stil einer Geheimdienstoperation durchgezogen“, kommentierte Finam-Analyst Alexej Kalatschow. Im Gespräch mit Putin erklärte Rosneft-Chef Setchin, dass es Gespräche mit etwa 30 potenziellen Interessenten gegeben habe. Ob es aber dabei tatsächlich Alternativen zu Glencore und QIA gab, ließ er offen.

Trotz allem gilt der Verkauf in erster Linie als Triumph Putins, bei dem sich Setschin übrigens auch für dessen „persönlichen Einsatz und die Unterstützung“ bedankte. Es gibt Gerüchte, dass der Einkauf der Kataris mit der Zustimmung des Kremls zur Beteiligung am OPEC-Deal zusammenhängt.

Der Verkauf bedeutet in jedem Fall nicht nur eine Finanzspritze für die russische Wirtschaft, sondern hebelt laut Rozhenko auch noch mehr oder weniger elegant die westlichen Sanktionen aus: So wurden Investitionen in Projekte mit Rosneft und auch der Verkauf von Hightech-Anlagen im Öl- und Gassektor zwar auf die Schwarze Liste gesetzt, in das Aktienkapital des Konzerns selbst können Investoren aber offenbar ungestraft einsteigen.

Kein Wunder, dass Putin von einem „sehr guten Ergebnis“ sprach. Zumal die Regierung die Kontrolle über den Konzern behält und die neuen Anteilseigner laut einer schon im Sommer bekannt gewordenen Klausel auch gezwungen sind, Entscheidungen der staatlichen Vertreter im Vorstand mitzutragen. Der Kremlchef dürfte den Anteilsverkauf als symbolischen Sieg über die im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen werten, die sich letztendlich als zahnlos erwiesen.

Wie gut das Geschäft für Rosneft im Endeffekt ist, bleibt allerdings abzuwarten. Zwar ist der Abschlag für den jetzt veräußerten Rosneft-Anteil gegenüber dem aktuellen Marktpreis nur gering. Doch Rosneft selbst hatte bei seinen früheren Übernahmen für die Konkurrenz deutlich mehr bezahlen müssen, wie Sergey Rozhenko vermerkt. 2013 kaufte der Staatskonzern das Unternehmen TNK-BP für 56 Milliarden Dollar (52 Milliarden Euro). Erst vor zwei Monaten übernahm Rosneft dann die Mehrheit an Baschneft. Für ein 50,8-Prozent-Paket am deutlich kleineren Ölkonzern zahlte der russische Branchenriese umgerechnet 4,7 Milliarden Euro.

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