Rüstung Ein Streit in der Bundeswehr bremst den Puma-Panzer

Der Schützenpanzer Puma. Quelle: dpa

Im Rahmen des 100-Milliarden-Sonderfonds für die Bundeswehr sind zusätzliche Puma-Schützenpanzer bisher nicht vorgesehen. Grund ist offenbar ein interner Zwist beim Heer.

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Als das Verteidigungsministerium Anfang der Woche eine Liste veröffentlichte, wie es den 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds für die Bundeswehr verwenden will, klang erstmal alles vertraut. Wie erwartet sollen 41 Milliarden in neues Fluggerät fließen, gut 20 Milliarden in die digitale Kommunikation, knapp 20 Milliarden stehen für die Marine bereit und 16,6 Milliarden für das Heer. Dazu nennt das als Verschlusssache eingestufte Papier die erwarteten Projekte vom F-35-Kampfjet und dem neue Transporthubschrauber für das Heer bis zu neuer Unterwäsche.

Auf den zweiten Blick bot die Liste dann aber doch eine Überraschung. Unter den vielen Anschaffungen fehlte ausgerechnet eine der zuletzt am meisten diskutierten: zusätzliche Exemplare des Schützenpanzers Puma. „Das ist bisher nicht vorgesehen“, so ein mit dem Programm befasster Insider. Der Grund ist offenbar ein Konflikt im Ministerium. „Die Kameraden wissen noch nicht so recht, was sie wollen“, konstatiert der Insider. 

Zwar nennt das Ministeriums-Papier den Puma. Aber von dem modernsten Kampfwagen der Bundeswehr ist nur im Rahmen einer technischen Nachrüstung für die rund 300 bereits ausgelieferten Kampfwagen die Rede. Zusätzliche Puma-Exemplare, auch zweites Los genannt, werden nicht genannt. Obwohl die Anschaffung im Wert von rund vier Milliarden Euro noch im März als sicher galt, ist jetzt nur wolkig von einer „Nachfolge Schützenpanzer Marder“ die Rede. Die Reaktion kam prompt. Auch wenn sich die Hersteller Rheinmetall und die deutsch-französische KNDS hierzu nicht äußern wollten, sackte die Rheinmetallaktie von gut 200 Euro auf deutlich unter 190 Euro. Denn auch wenn einige im Umfeld von Rheinmetall die Formulierung als Synonym für den Puma interpretierten, zweifeln viele. „Wir wissen noch nicht was ‚Nachfolge Marder‘ bedeutet“, so ein Industriemanager. 

Kenner der Materie berichten von einem Richtungsstreit unter den obersten Militärs. „Das ist eine politische Frage“, ist aus dem Ministerium zu hören. Danach kann sich die Führung nicht einigen, ob statt der schwereren kettengetriebenen Pumas nicht doch mehr leichtere Radpanzer wie der Boxer gekauft werden sollen. 

Im Kern geht es bei dem Konflikt offenbar um die künftigen Schwerpunkte des Heeres. Bisher setzten die Planer in größerem Umfang auf eine Verteidigung nahe der deutschen Grenzen. Dafür wollten sie neben den schweren Leopard-2-Kampfpanzern vor allen gut geschützte Puma-Schützenpanzer. Dabei spielte es keine große Rolle, dass sie in voller Schutzausrüstung nur in zwei Flügen mit dem Militärtransporte A400M zu verlegen sind. „Das ist angesichts der geringen Verfügbarkeit des A400M etwas aufwändig“, so ein Insider. „Also nutzte man für Auslandseinsätze lieber die leichteren Marder-Panzer.“

Das soll sich ändern. Angesichts der wachsenden Bedeutung schneller Eingreiftruppen im Rahmen der Nato und den Erfahrungen im Ukrainekrieg drängt nun offenbar Heeresinspekteur Alfons Mais auf mehr mobile Kampfverbände. Diese sollen wie die US Army vor allem Kampfwagen mit Radantrieb nutzen, weil die wegen ihres geringeren Gewichts schneller verlegt werden können als Kettenfahrzeuge. Einige können wie etwa der Boxer auch leichter auf andere Einsatzzwecke umgerüstet werden, wenn sich die Anforderungen ändern: etwa vom Transporter auf Luftverteidigung oder mit einer Maschinenkanone zum Schützenpanzer. 

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Wie nun der Mix zwischen den beiden Einsatzfeldern aussieht, ist bislang offen. „Klar ist aber: um sowohl Puma als auch Boxer in größerer Menge anzuschaffen, gibt es nicht genug Geld und erst recht nicht genug Personal bei der Bundeswehr“, so ein Insider.

Wann sich die Heeresleitung nun entschiedet, ist offen. Aber allzu lange sollt sie nicht warten. „Auch wenn die Panzerbauer sich derzeit vor Aufträgen kaum retten können, würden sie doch gern bald wissen, wo sie die Fertigungskapazität hochfahren müssen“, so ein Insider.

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