Rüstungselektronik Bund steigt für 464 Millionen Euro bei Hensoldt ein

Die Aktien des Rüstungselektronik-Konzerns sollen bei der KfW geparkt werden. Operativ Einfluss zu nehmen, sei von Seiten des Bundes nicht geplant.

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Mit etwaigen Interessenten für ein Aktienpaket hat Hensoldt bereits Gespräche über deren strategische Pläne geführt. Quelle: dpa

Deutschland steigt Parlamentskreisen zufolge für fast eine halbe Milliarde Euro beim Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt ein. Die Bundesregierung ziehe die im Zuge des Börsengangs von Hensoldt vereinbarte Option und übernehme einen Anteil von 25,1 Prozent vom US-Finanzinvestor KKR, sagte eine mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag.

Der Preis für das Paket liege bei 464 Millionen Euro - ein Aufschlag von gut einem Drittel zum Aktienkurs von Hensoldt. Zwei weitere Insider bestätigten die Einstiegspläne. Die Kaufoption läuft zum Jahresende aus.

Der Bund wolle mit der Sperrminorität ausländischen Einfluss auf die ehemalige Airbus-Tochter verhindern, was einem Rechtsgutachten zufolge nur auf diesem Weg möglich sei, hieß es in Parlamentskreisen.

Sensorik und Verschlüsselungstechnik für den militärischen Einsatz gelten als Schlüsseltechnologie, vor allem für die Bundeswehr. Die Aktien sollen bei der Staatsbank KfW geparkt werden. Operativen Einfluss wolle der Bund nicht nehmen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages muss den Einstieg nur zur Kenntnis nehmen, eine formelle Abstimmung ist nicht notwendig.

Die Hensoldt-Aktie war am Freitag bereits um vier Prozent auf 13,06 Euro nach oben geschossen, nachdem Gerüchte über die Transaktion in Berlin die Runde machten. Der mit KKR vereinbarte Kaufpreis liegt rechnerisch bei etwa 17,60 Euro je Aktie, damit aber unter dem Maximalbetrag von insgesamt 600 Millionen Euro, den der Bund und KKR festgeschrieben hatten. Beim Börsengang waren die Aktien zu 12,00 Euro ausgegeben worden.

Der US-Investor kann seine Beteiligung an Hensoldt damit von 63 auf etwa 38 Prozent reduzieren. KKR hatte den Hersteller von Hightech-Kameras für Tornado-Flugzeuge, von Panzer-Periskopen und Radarsystemen für den Eurofighter 2016 für 1,1 Milliarden Euro von Airbus übernommen. Damals hatte sich die Regierung mit einer Art "goldenen Aktie" strategischen Einfluss gesichert. Vor dem Börsengang war die Vereinbarung abgewandelt worden.

Die Firmengeschichte reicht mehr als 125 Jahre zurück: 1892 baute der Optiker Moritz Hensoldt Zielfernrohre für die Gewehre der preußischen Armee. Inzwischen beschäftigt der Konzern rund 4400 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Milliardenumsatz. Zu den Zukunftsprojekten von Hensoldt zählt die Beteiligung an der Ausrüstung des viele Milliarden Euro teuren neuen deutsch-französischen Kampfjets, des bei weitem größten europäischen Rüstungsvorhabens derzeit.

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