




Der Satz klingt wie aus der Broschüre einer Umweltschutzorganisation. „Der Umgang mit Energieressourcen hat unsere Erde bereits deutlich gezeichnet – der Schlüssel liegt im Respekt vor der Natur als Erbe der Menschheit.“ In Wirklichkeit steht die missionarische Formel aber auf der Internet-Seite eines der größten Buhmänner der deutschen Wirtschaft: des Nürnberger Rüstungs- und Technologiekonzerns Diehl Stiftung.
Wenn die hehren Worte für Verwirrung sorgen, freut sich Vorstandschef Thomas Diehl diebisch. „Es ist schön, die zu enttäuschen, die uns für ewig gestrig halten“, sagt der 61-jährige Lenker des Konzerns, der im Gegensatz zu anderen Stiftungsunternehmen statt der Mildtätigkeit ausschließlich dem Wohl der Eigentümerfamilie dient.





Rekordzahlen für das Jahr 2011
Denn heute, 110 Jahre nach der Gründung und gut zehn Jahre nach einer tiefen Krise, ist das Unternehmen in Top-Form und macht den Diehl-Clan mit einem geschätzten Vermögen von 2,2 Milliarden Euro zu einem der 50 reichsten Deutschen.
Auf der Jahrespressekonferenz präsentiert Diehl für 2011 Rekordzahlen. Gut 2,9 Milliarden Euro Umsatz. Ein Plus von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ergebnis liegt bei knapp 140 Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau (145 Millionen Euro) - während das Unternehmen mit gut 400 Millionen gleichzeitig mehr denn je für Investitionen und die Forschung ausgab.
Der Umsatz mit Raketen und Panzerketten sank in 2011 um sechs Prozent. Damit sorgt die Rüstung einschließlich der dem Zivilgeschäft zugerechneten Produktion von Elektronik für Kampfflugzeuge noch für knapp ein Viertel der Gesamteinnahmen. In den Neunzigerjahren war der Anteil noch mehr als doppelt so groß. Dafür legte der Umsatz mit Beleuchtung und Kabineneinrichtungen für Zivilflugzeuge sowie grüner Technologie wie internetfähige Systeme zur Steuerung und Messung des Strom- und Wasserverbrauchs seit 2009 um mehr als ein Drittel zu. Allein im Geschäftsjahr 2011 wuchs der betreffende Teilkonzern "Aerosystems" um 30 Prozent gegenüber Vorjahr.

Dafür sorgte vor allem Vorstandschef Diehl, indem er die Sparten neben der Rüstung ausbaute sowie eine offenere Unternehmenskultur schuf. Dazu zählen zum Beispiel Bilanzpressekonferenzen und Gespräche mit Journalisten. Bei Unternehmen mit der Rechtsform der Familienstiftung, in der Clanmitglieder ins operative Geschäft hineinregieren, ist dies selten.