Rüstungskonzern Diehl setzt auf Luftfahrt statt Waffen

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Ein Negativbeispiel für den Mittelstand

Deutschlands heimliche Rüstungshelfer
Soldat mit einer Waffe und einer Zielvorrichtung von Zeiss Quelle: Screenshot
Screenshot einer Website, auf der ein US-Soldat vor einem DHL-Flieger steht. Quelle: Screenshot
Ein Mitarbeiter von Rolls-Royce arbeitet an einem Antriebssystem Quelle: Pressebild
Ein für die deutsche Marine bestimmtes U-Boot liegt auf dem Gelände der HDW-Werft in Kiel Quelle: dpa
Sanitäranhänger eines Kärcher-Feldlagers Quelle: Screenshot
Lastwagen vom Typ 1017A Quelle: Screenshot
Siemensmitarbeiter bei der Bundeswehr Quelle: Screenshot

Dazu kam die Nähe zum System der damaligen bayrischen Amigo-Wirtschaft mit ihren gegenseitigen Gefälligkeiten. In der Nachkriegszeit überließ Karl Diehl laut einer Biografie seinem Duzfreund, dem CSU-Politiker, zeitweisen Bundesverteidigungsminister und bayrischen Landesregierungschef Franz Josef Strauß, Diehl-Firmenflugzeuge für private Flüge. Und in den Neunzigerjahren stellte die Oberfinanzdirektion Nürnberg eine Betriebsprüferin kalt, die dem Konzern eine Steuernachzahlung von gut 30 Millionen Euro aufbürden wollte.

Am Ende war Diehl zur Jahrtausendwende sogar auch noch zum Negativbeispiel für einen Mittelständler geworden, der durch den verknöcherten Greis an der Spitze ins Verderben zu schlittern drohte. Mit dem Ende des Kalten Kriegs sanken die Rüstungsausgaben, und die Globalisierung bescherte Diehl neue Wettbewerber, die einfache Schaltuhren oder Feuerwerkskörper billiger produzierten.

Hinzu kam Versagen im Innern. Zerfressen von Misstrauen traute der Alte seinen Söhnen Werner, Peter und Thomas echte Führungsaufgaben offenbar nicht zu. Und das, obwohl der jüngste Sohn und heutige Chef Thomas bereits Forschungsvorstand war und die damalige Diehl-Tochter Junghans mit Funkuhren zu einem der führenden europäischen Hersteller gemacht hatte.

Idol Karl Valentin

Erst als der Benjamin mehrfach mit Kündigung drohte, wurde er Vorstandsvorsitzender. Aber sein kettenrauchender Vater mischte sich als Aufsichtsratschef weiter praktisch in alle Dinge ein. Mehr noch, er machte auch noch Sohn Werner zum Aufsichtsratschef. Dabei konnte der mit den Veränderungen, die sein Bruder Thomas anstieß, laut Insidern nur wenig anfangen. Fertigung in Billiglohnländern oder strikte Kostenrechnung – Thomas Diehl gelang all dies erst, als sein Vater ihm ab 2003 endlich mehr Macht einräumte.

Auch wenn der amtierende Diehl-Chef viele Hemmnisse abgeschüttelt hat: Für die nächsten Jahre muss der nüchterne Ingenieur mit dem trockenen Humor seines Idols Karl Valentin erst mal kürzer treten. Wegen der relativ niedrigen Eigenkapitaldecke müsste er weitere Zukäufe mit Krediten finanzieren. „Damit“, so ein Insider, „tun sich die Brüder bei aller Achtung für die Erfolge ihres jüngsten doch schwer.“

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