Rüstungskonzern Russlands einzigem Schützenpanzer-Hersteller droht die Pleite

Die russische Panzerfabrik Kurganmaschsawod steht vor der Insolvenz. Auch der russische Staat als Eigentümer konnte den Niedergang nicht stoppen.

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Panzer, Russland, Wladimir Putin, Kurganmaschsawod, Rostec, VEB, Rubel, BMP-3, Michail Bolotin Quelle: action press

Moskau Russlands einziger Hersteller von Schützenpanzern steht vor der Pleite: Der Chef der russischen Staatsholding Rostec, Sergej Tschemesow, hat die russische Regierung um die Erlaubnis gebeten, die Panzerfabrik Kurganmaschsawod in der Uralgroßstadt Kurgan zu schließen.

In einem Brief an den für die Rüstungsindustrie zuständigen Vizepremier Dmitri Rogosin fordert Tschemesow die Einleitung eines Bankrottverfahrens gegen die Panzerschmiede.

„Die bestehende finanzielle und wirtschaftliche Lage der Kurganmaschsawod AG und der davon abhängigen Unternehmensgruppe ist kritisch“, begründete der 65-jährige Top-Manager in dem Schreiben.

Laut Tschemesow hat das Werk im Jahr 2017 bei der Erfüllung des staatlichen Rüstungsauftrags einen Verlust von sieben Milliarden Rubel (knapp 100 Millionen Euro) erlitten. Darüber hinaus habe die Fabrik die Fristen für die „Fertigstellung von Gerät im Rahmen eines Exportvertrags mit einem ausländischen Klienten“ verstreichen lassen und sei auch bei der Erfüllung des Rüstungsauftrags für das laufende Jahr in Verzug, beklagte der langjährige Vertraute von Präsident Wladimir Putin.

Kurganmaschsawod wurde 1950 gegründet – ursprünglich als Produzent von Schwerlastkränen. Doch schon bald stellte die Fabrik in der Uralgroßstadt Kurgan die Produktion hauptsächlich auf militärische Güter um. Zunächst lief der Kettenschützenpanzer BMP-1, dann dessen Nachfolger BMP-2 und BMP-3 hier vom Band.

Letzterer wurde später auch ins Ausland exportiert. In insgesamt rund 30 Ländern, wie Algerien, Kuweit, Südkorea, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch Zypern wird der BMP-3 heute eingesetzt.

Obwohl das Unternehmen als strategisch wichtig gilt, war es seit 2005 Bestandteil der Holding des Oligarchen Michail Bolotin. Dessen Konzern ist in den letzten Jahren allerdings immer mehr in eine finanzielle Schieflage geraten, so dass der Kreml 2017 die operative Verwaltung an die staatliche Rüstungsholding Rostec übertrug. Ziel der Maßnahme war es offensichtlich, die Pleite abzuwenden.

Doch nun hat Tschemesow angesichts der gewaltigen Schuldenlast anders entschieden. Tatsächlich ist die finanzielle Lage des Betriebs nämlich noch beklagenswerter als Tschemesow schreibt.

In seinem Finanzbericht gibt Kurganmaschsawod die Verluste für das vergangene Jahr sogar mit umgerechnet gut 1,4 Milliarden Euro an. Der Verlust des Unternehmens fällt damit 30 Mal höher aus als vor einem Jahr.

Die Buchhaltung begründete die massive Verschlechterung der Finanzlage mit Ausgaben für Gerichtsverfahren und notwendigen Rückstellungen für faule Kredite. Einen Großteil der Schulden hat Kurganmaschsawod gegenüber der Staatsbank VEB.

Ursachen der Pleite seien eine Krise im Maschinenbausektor, aber auch falsche Management-Entscheidungen bei Kurganmaschsawod, heißt es. Immerhin verspricht Rostec den Erhalt eines Großteils der gut 4.000 Arbeitsplätze.

Nach der Pleite soll die Fabrik mit einem anderen Rüstungsbetrieb in Tula fusioniert werden. Auf diesen Betrieb werden dann auch alle Aufträge für die Modernisierung der russischen Armee umgeschrieben.

Noch steht die Entscheidung der Regierung aus. Bei strategisch wichtigen Unternehmen muss eine Regierungskommission dem Insolvenzverfahren zustimmen. Die Zustimmung gilt aber als sicher, da das Verteidigungsministerium den Vorschlag bereits abgenickt hat.

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