Russischer Autohersteller Lada rast in die Gewinnzone

Erstmals seit fünf Jahren schreibt der vom französischen Renault-Konzern geführte russische Traditionshersteller wieder schwarze Zahlen.

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Ein Produktionswerk von Lada. Der russische Traditionskonzern ist auch von US-Sanktionen betroffen. Quelle: dpa

Darmstadt Rostlauben mit Dauerreparaturbedarf, die aussehen wie rechteckige Retroautos – dieses Image hat Lada seit Langem. Und mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Öffnung des Riesenmarktes im Osten kaufte jeder, der konnte, Autos anderer Marken. Die Misere des Lada-Produzenten – des Wolga-Autowerks, wie AvtoVAZ übersetzt heißt - hält seither an. Sogar mit dem Einstieg des französischen Renault-Konzerns und seiner späteren Mehrheitsübernahme setzte sie sich fort. Bis jetzt.

Denn im gerade abgelaufenen ersten Quartal 2018 hat AvtoVAZ erstmals seit 2012 einen Nettogewinn von 609 Millionen Rubel (umgerechnet 8,1 Million Euro) erzielt. In den ersten drei Monaten 2017 stand noch ein Minus von 37,2 Millionen Euro in den Büchern.

Im ersten Quartal 2018 waren die Einnahmen des Lada-Herstellers um 41 Prozent auf 862 Millionen Euro gestiegen und ein operativer Überschuss von 28 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Dies resultierte laut den jetzt vorgelegten Geschäftszahlen nach internationalem Buchhaltungsstandard IFRS auf höheren Autoverkäufen, gestiegenen Preisen, Kostensenkungen auch durch Personalabbau sowie einer Umwandlung von Schulden in Grundkapital.

2017 konnte AvtoVAZ seinen Kfz-Absatz um 17 Prozent auf fast 312.000 Pkw steigern, im ersten Quartal 2018 sogar um weitere 29 Prozent auf mehr als 79.000 Autos. Lada ist damit die meistverkaufte Automarke in Russland mit einem Marktanteil von 19,5 Prozent.

Mutterkonzern Renault verkaufte daneben weitere 33.200 Wagen unter der eigenen Marke, was einem Anstieg um 27,1 Prozent entsprach. Die Volkswagen-Gruppe, die ein eigenes Werk im russischen Kaluga hat, aber auch VW- und Skoda-Modelle in der von US-Sanktionen belegten Autofabrik des Aluminium-Oligarchen Oleg Deripaska produziert, konnte im ersten Quartal 2018 ihren Absatz um 20,8 Prozent auf etwa 43.000 Fahrzeuge steigern (Marktanteil: 10,8 Prozent in Russland).

Im April hat AvtoVAZ eine Rekapitalisierung durch die Mutterkonzerne Renault und dem staatlichen russischen Technologiekonzern Rostec abgeschlossen – in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Euro. Dadurch steigert das Joint Venture aus Renault und Rostec ihren Anteil an AvtoVAZ von 64,6 auf 83,5 Prozent.

Angst vor neuen US-Sanktionen

Allerdings warnt AvtoVAZ-Chef Nicolas Maure bei der Vorlage der ersten positiven Zahlen seit fünf Jahren davor, diese „überzubewerten“. Denn die Anfang April eingeführten neuen US-Sanktionen hätten zu einem Absturz der Landeswährung Rubel geführt.

Dies könne, so Maure, „negative Folgen für den russischen Automarkt und für die Finanzergebnisse von AvtoVAZ haben“. Dabei hat Lada mit einer Quote von 86 Prozent noch den höchsten Lokalisierungsgrad aller Marken, also den höchsten Anteil der von in Russland produzierten und in Rubel abgerechneten Einzelteile. Helfen solle dem Konzern laut Maure eine weitere Erneuerung seiner Modellpalette.

Die Wirtschaftskrise, ausgelöst durch Sanktionen infolge der Krim-Annexion, hatte der russischen Autoindustrie den Niedergang gebracht. Seit 2017 stehen die Zeichen auf Erholung: Der Gesamtabsatz von Autos in Russland stieg um 11,9 Prozent auf fast 1,6 Millionen Fahrzeuge. Lada wuchs mit 17 Prozent auf 311.600 Kfz ebenso überdurchschnittlich wie Renault (plus 17 Prozent auf 136.700) und die VW-Marken (von 162.000 auf über 180.000 Fahrzeuge). 

AvtoVAZ wurde 1993 privatisiert als Aktiengesellschaft. 2005 kam der Konzern wieder in überwiegenden Besitz staatlicher Unternehmen. Hauptaktionäre waren die staatliche Rüstungsexportagentur Rosoboronexport, die staatliche Industrieholding Rosprom und die staatliche Vneshtorgbank (VTB). 2007 stieg die private russische Investmentbank Troika Dialog beim Lada-Hersteller ein und 2008 beteiligte sich Renault-Nissan mit 25 Prozent an der Firma. Weitere 25 Prozent bekam die Staatsholding Rostechnologii.

Schwierige Vergangenheit 

Die 2007 ausgebrochene Finanzkrise führte bei AvtoVAZ zu einem massiven Absatzeinbruch. Aber die Zahl der Mitarbeiter lag weiter bei 100.000. Es kam zu einer Entlassungswelle. Im Mai 2012 gab Renault-Nissan bekannt, dass es bis 2014 rund 607 Millionen Euro in das Lada-Werk investiere und im Gegenzug einen Anteil von 74,5 Prozent an AvtoVAZ erhalte.

Renault gelang es, mit dem schwedischen Manager Bo Andersson den Konzern laut dem Moskauer Wirtschaftsblatt „Wedomosti“ aus einem „staatlichen Gigantenwerk in ein normales Werk, das normale Fahrzeuge baut“ zu verwandeln. Trotzdem wurde Andersson 2016 von russischer Seite aus dem Amt gedrängt.

Lada wurde Mitte der 1960er-Jahre von der Sowjetführung an der Wolga gegründet. Stadt und Werk wurden – da als Modell ein von Fiat entwickeltes Auto nachgebaut wurde – nach dem italienischen KP-Chef Togliatti genannt.

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