Der Pharmaanbieter Bionorica, bekannt durch das Schnupfenpräparat Sinupret, will bis 2017 eine Produktion in Woronesch aufbauen, rund 500 Kilometer südlich von Moskau. Vor wenigen Monaten hat Novartis eine Fabrik in Sankt Petersburg eröffnet, die etwa 100 Millionen Euro gekostet hat. AstraZeneca will bis 2017 etwa 200 Millionen Euro investieren. Wer keine eigene Fabrik besitzt, arbeitet wie Merck mit russischen Produktionspartnern zusammen.
„Jetzt ist es der richtige Zeitpunkt, zu lokalisieren“, sagt Anton Calin, Vorsitzender des Komitees für Lokalisierung der AHK. „Durch den billigen Rubel wird die Produktion hier billiger und der Export von Russland aus profitabler. Zudem braucht Russland neue Technologie direkt vor Ort, und die deutschen Unternehmen sollten flexibel sein und sich diese Chance nicht entgehen zu lassen.“
Autobauer Volkswagen hat bereits ein Motorenwerk am Standort Kaluga 190 Kilometer südwestlich von Moskau und erhöht die Produktionstiefe in Russland. Nach Aussage von Daimler-Boss Dieter Zetsche ist es Ziel des Autobauers, eine eigene Produktion in Russland zu etablieren. Siemens hat eine Fabrik bei St. Petersburg, wo Gasturbinen gefertigt werden. Dafür hat Siemens 275 Millionen Euro investiert.
Auch die Landmaschinenhersteller wollen in Russland bleiben. Horsch aus dem bayerischen Schwandorf will die Produktion in der Region Lipezk, 375 Kilometer südöstlich von Moskau, für 6,5 Millionen Euro erweitern und beginnt im April 2016 mit dem Bau einer neuen Werkshalle. Ropa mit Sitz im niederbayerischen Sittelsdorf plant, die Fertigung von Landmaschinen im Gebiet Lipezk bis 2017 auszubauen. Und der niedersächsische Hersteller Amazone investiert 2016 rund 2,5 Millionen Euro in eine neue Werkshalle für seine russische Tochter Evrotechnika im Gebiet Samara an der Wolga.
Claas aus dem nordrhein-westfälischen Harsewinkel fühlt sich schon als vaterländischer Hersteller: Seine Maschinen für den russischen Markt stammen aus der eigenen Fabrik im südrussischen Krasnodar. In diesem Jahr wird Claas als erstes Unternehmen den Sonderinvestitionvertrag mit der russischen Regierung unterzeichnen. Für den Abschluss eines solches Vertrages muss Class mindestens umgerechnet rund 9,5 Millionen Euro investieren. Damit soll der Status eines russischen Herstellers formal bestätigt und der gleichberechtigte Zugang zum Markt garantiert werden.
Im Rahmen dieses Vertrags gewährleistet Moskau unveränderte Investitionsbedingungen und eine Quote für Claas-Maschinen beim staatlichen Ankauf über zehn Jahre. „Ob das alles wirklich so kommen wird, können wir uns nicht vorstellen. Wir hoffen jedoch, gleichberechtigt in den Genuss bestehender staatlicher Förderprogramme zu kommen“, sagt Claas-Geschäftsführer Ralf Bendisch.