Sanierungsplan Wie Opel den Neubeginn versucht

Blick nach vorn: PSA-Vorstandsvorsitzender Carlos Tavares (links) und Opel-Chef Michael Lohscheller wollen Opel profitabel machen. Quelle: dpa

100 Tage hatte Opel-Chef Lohscheller Zeit, nun steht der Sanierungsplan „Pace“, der das Unternehmen aus den roten Zahlen holen soll. Mutterkonzern PSA verzichtet auf Kündigungen, erwartet aber schnelle Fortschritte.

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„Die Zukunft gehört allen“, steht auf dem großen Transparent, das neben dem Adam-Opel-Haus in Rüsselsheim hängt. Der Werbespruch, den Ex-Marketingchefin Tina Müller dem Autobauer hinterlassen hat, wirkt an diesem Donnerstag aktueller denn je. Gegenüber im Designzentrum präsentiert Opel-Chef Michael Lohscheller an diesem Morgen „Pace“, den Sanierungsplan, mit dem das Unternehmen nach 17 Jahren mit insgesamt 19 Milliarden Euro Verlust endlich wieder schwarze Zahlen schreiben soll. Der Plan soll den 38.000 Opel-Beschäftigten endlich wieder eine sichere Zukunft garantieren. Eine Zukunft, die sie bei weiter anhaltenden Verlusten nicht hätten.

Lohscheller stellt die wichtigste Nachricht an den Beginn seiner Präsentation. „Es wird weder Werksschließungen noch betriebsbedingte Kündigungen geben“, sagt der Opel-Chef. Aber ganz ohne Opfer auf Seiten der Belegschaft wird es nicht gehen, wenn Opel wieder schwarze Zahlen schreiben soll. Die neue französische Konzernmutter PSA (Peugeot, Citroen) macht Druck. Das Rüsselsheimer Unternehmen soll die Verluste möglichst schnell hinter sich lassen.

Die Kosten bei Opel sind im Vergleich zu den meisten anderen Autoherstellern zu hoch. Lohscheller will die Kosten je hergestelltem Fahrzeug in den kommenden Jahren um 700 Euro drücken. Damit die Produktivität entsprechend steigen kann, wird Opel die Zahl der Beschäftigten weiter reduzieren müssen. Lohscheller will das über freiwillige Wege erreichen, vor allem über Altersteilzeit und die natürliche Fluktuation, aber auch über Kurzarbeit.

Opels Managerverschleiß auf dem Chefposten
Michael Lohscheller Quelle: Opel
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Thomas Sedran Quelle: dpa
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Karl-Friedrich Stracke Quelle: dpa
Nick Reilly Quelle: REUTERS
Hans Demant Quelle: AP

Wie groß die Zahl des Stellenabbaus ausfallen wird, dazu will sich der Opel-Chef noch äußern. Unter der früheren Konzernmutter General Motors hatte Opel in den vergangenen zehn Jahren etwa 30.000 Stellen gestrichen und mehrere Werke wie in Antwerpen geschlossen. Der Duisburger Automobilprofessor Ferdinand Dudenhöffer kalkuliert damit, dass Opel etwa 6000 Arbeitsplätze streichen wird. Von den 38.000 Stellen in Europa entfällt etwa die Hälfte auf die deutschen Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern.

Opel-Chef Lohscheller kündigte an, dass vor allem eine starke Kooperation mit der neuen Konzernmutter PSA zur Gesundung des Unternehmens beitragen soll. Ein gemeinsamer Einkauf und eine gemeinsame Verwendung von Bauteilen sollen Milliarden bringen: 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2020, 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2026. Die Zahl der von Opel verwendeten Plattformen wird massiv reduziert: von aktuell neun auf künftig zwei. 2020 soll Opel zwei Prozent Rendite erreichen, 2026 sechs Prozent.

Ohne General Motors und mit PSA verspricht sich Lohscheller deutlich mehr Freiheiten. Der Rüsselsheimer Hersteller will den Export in andere Länder deutlich verstärken, unter GM war Opel beim Verkauf auf ausländischen Märkten viel stärker eingeschränkt. Bis zum Jahr 2022 will Opel in mehr als 20 Ländern neu vertreten sein. Dazu gehören etwa Argentinien und Taiwan. In einem weiteren Schritt sei auch ein Export nach Brasilien und nach China denkbar. Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts will Opel mehr als zehn Prozent des Absatzes mit Exporten machen.

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