Sanofi Anleger warten auf den großen Wurf

Der französische Pharmariese Sanofi verlor kürzlich ein weiteres Mal einen Übernahmewettkampf. Konzernchef Olivier Brandicourt will bei den horrenden Kaufpreisen nicht mitgehen. Die Anleger sind gespaltener Meinung.

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Die Börse wartet immer noch auf einen großen Wurf des französischen Pharmariesen. Quelle: Reuters

Paris Am Ende zog er wieder den Kürzeren. Ob beim US-Krebsspezialisten Medivation oder zuletzt bei Europas größtem Biotechunternehmen Actelion – in beiden Übernahmewettläufen musste sich Sanofi-Chef Olivier Brandicourt der Konkurrenz geschlagen geben. Und so wartet die Börse immer noch auf einen großen Wurf des französischen Pharmariesen. Unter einigen Investoren wächst die Ungeduld. „Das Unternehmen braucht einen Wachstumstreiber und muss eine Übernahme machen. Es ist höchste Zeit“, sagt Fondsmanager Olivier David vom Investmenthaus Vega Investment Managers, das Anteile an Sanofi hält.

Medivation ging im vergangenen August für 14 Milliarden Dollar an den US-Pharmakonzern Pfizer. Mehr als das Doppelte will der US-Konsumgüterriese Johnson & Johnson (J&J) nun für Actelion auf den Tisch legen: Mit 30 Milliarden Dollar wäre es die größte Pharma-Übernahme in Europa seit 13 Jahren. Auch zwischen Sanofi und Actelion gab es Insidern zufolge Gespräche, nachdem sich J&J vorübergehend aus den Verhandlungen mit den Schweizern zurückgezogen hatte.

Nun wird Brandicourt nach neuen Möglichkeiten suchen müssen, um Sanofi mit dem schwächelnden Kerngeschäft mit Diabetes-Medikamenten wieder auf die Sprünge zu helfen. Der Konzern könne auch ohne Akquisitionen wachsen, sagte Brandicourt jüngst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Sanofi ziehe Zukäufe weiter in Betracht – aber nur wenn sie strategisch sinnvoll seien. Der Wettbewerb sei jedoch sehr intensiv, da es nur wenige potenzielle Ziele gebe.

Sanofi wolle sich vor allem in den Bereichen Krebs, Immunologie und Multiple Sklerose verstärken und sei dann auch bereit, ähnlich viel wie bei der rund 20 Milliarden Dollar schweren Übernahme der US-Biotechfirma Genzyme 2011 auszugeben. Der ehemalige Leiter der Bayer-Gesundheitssparte, der 2015 zu Sanofi wechselte, warnte allerdings vor übertriebenen Preisen. Es gebe auch viele Anleger, die die „Kostendisziplin“ von Sanofi schätzten. „Investoren scheinen ganz glücklich zu sein, dass wir nicht 14 Milliarden Dollar für Medivation ausgegeben haben.“

Brandicourt sieht das Unternehmen auf Kurs. Im dritten Quartal 2016 schlugen sich die Franzosen dank eines starken Geschäfts mit Grippe-Impfstoffen besser als erwartet. Allerdings werden die Umsätze im Diabetesgeschäft noch bis 2018 zwischen vier und acht Prozent im Jahr schrumpfen. Sanofi ist einer der weltgrößten Anbieter von Diabetes-Medikamenten, kämpft in dem Bereich aber unter dem Patentverlust seines Kassenschlagers Lantus.

Fondsmanager Frederic Rozier vom Investmenthaus Meeschaert verlangt vom Management mehr Tempo: „Viele Fondsmanager und langjährige Aktionäre haben genug von Sanofi“, sagt Rozier. „Kostensparmaßnahmen reichen nicht, wir wollen Umsatzwachstum sehen.“ Experten vermissen einen Nachschub an Blockbuster-Medikamenten in der Pipeline. Um diese auszubauen, müsse Sanofi auch zukaufen, fordert Fondsmanager Rudi Van den Eynde vom Vermögensverwalter Candriam. „Man könnte Sanofi für seine Finanzdisziplin applaudieren, aber es ist schade, dass sie ihre Ziele verfehlen.“ Ein Pariser Banker stößt ins selbe Horn: „Ist Sanofi nicht zu unnachgiebig, wenn es um den Preis geht? Am Ende müssen sie sich geschlagen geben.“

Nach Einschätzung von Fondsmanager Van den Eynde könnte sich Sanofi auf den Kauf kleinerer Unternehmen konzentrieren. Zudem seien ähnliche Tauschgeschäfte denkbar wie der Verkauf des Tiergesundheitsgeschäfts an Boehringer Ingelheim, für das die Franzosen im Gegenzug Boehringers Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitspräparaten erhielten. Hier könnte sich womöglich in den USA ein Ziel auftun: „Eine Reihe von Firmen schaut sich das Consumer-Health-Geschäft von Pfizer an, und Sanofi ist eine davon“, sagt ein Banker, der die Branche beobachtet. Sanofi will sich dazu nicht äußern.

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