Schäuble kritisiert VW-Boni „Ich habe kein Verständnis dafür“

Finanzminister Schäuble hat die Millionen-Boni für Volkswagen-Manager inmitten des Abgasskandal kritisiert. Er habe kein Verständnis dafür. Die Zahlungen zeigten, dass im Konzern „etwas nicht funktioniert“.

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Volkswagen-CEO Matthias Müller gab den Medienvertretern reichlich Interviews nach der Bilanzpresse-Konferenz am Donnerstag. Quelle: Reuters

Frankfurt In der Debatte über Millionen-Bonuszahlungen für VW -Manager inmitten des Abgasskandal hat Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Führung des Wolfsburger Konzerns kritisiert. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn man ein großes Dax-Unternehmen erst in eine existenzbedrohende Krise führt und dann in einer öffentlichen Debatte die eigenen Boni verteidigt“, sagte Schäuble der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Das zeigt, dass etwas nicht funktioniert.“

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh stellt auch Sonderzahlungen für Aufsichtsräte auf den Prüfstand: "Wenn wir wieder einen normalen Geschäftsverlauf haben, sollten wir hier über eine Veränderung des Systems nachdenken", sagte er der "Welt am Sonntag". Allerdings wäre ein Wechsel zu einer fixen Aufsichtsratsvergütung ein falsches Signal.

VW drohen durch den Skandal um manipulierte Abgaswerte hohe Strafen und Entschädigungszahlungen. Um einen Boni-Verzicht wurde heftig gerungen, de facto streicht VW seinen Top-Managern nun 30 Prozent ihrer Erfolgsprämien. Bereits am Donnerstag hatte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, der bei VW im Aufsichtsrat sitzt, kritisiert, dass der Vorstand keiner stärkeren Reduzierung seiner Bezüge zugestimmt habe. Der im September zurückgetretene ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn hat für 2015 laut Geschäftsbericht 7,3 Millionen Euro Gehalt erhalten, davon fast 5,9 Millionen Euro erfolgsabhängige Zahlungen. Winterkorns Nachfolger Matthias Müller erhielt rund 3,9 Millionen Euro. Er saß als Chef der VW-Tochter Porsche im VW-Vorstand.

Neben der Boni-Diskussion könnte in Zukunft auch ein Personalstreit den Aufsichtsrat beschäftigen. Der drittgrößte VW -Aktionär Katar stößt Eingeweihten zufolge mit seinem Wunsch nach mehr Einfluss im Aufsichtsrat auf erheblichen Widerstand. Das arabische Emirat, das zwei der insgesamt 20 Aufsichtsratsmitglieder stellt, fordere auch einen Sitz im Aufsichtsratspräsidium als innerstem Machtzirkel des Autokonzerns, sagten mehrere mit dem Ansinnen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Begeisterung, das Präsidium zu erweitern, ist gedämpft,“ sagte einer der Insider. Es gebe aber noch keine Entscheidung.

Im Aufsichtsratspräsidium, das alle zentralen Entscheidungen des Konzerns vorbereitet, sitzen bisher sechs Männer: Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch als Vorsitzender, Wolfgang Porsche als Sprecher der Eigentümerfamilie, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der das Land als zweitgrößten Aktionär vertritt, sowie die drei Arbeitnehmervertreter IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Stellvertreter Stephan Wolf. Kein Vertreter der Kapitalvertreter sei bereit, seinen Platz für Katar zu räumen, sagte ein Eingeweihter.

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