




Im Stillen hofften ThyssenKrupp-Vorstände, dass sich die Aufregung über das Schienenkartell schnell legt. 103 Millionen Euro musste der Essener Stahlkonzern als Bußgeld zahlen, weil er mit anderen Wettbewerbern Preise abgesprochen haben soll. Schon machte die Botschaft die Runde, die Sache sei ausgestanden. Doch die Hoffnung trog.
Denn Manager, die damals darin verstrickt gewesen sein sollen und inzwischen ausgeschieden sind, behaupten nun gegenüber der Bochumer Staatsanwaltschaft, der Vorstand habe Absprachen gebilligt. Sie verweisen auf den damals für den Handel zuständigen Vorstand Edwin Eichler. Er habe Hinweise auf das Kartell bekommen, sagen die Ex-Manager.
Intern wird im Konzern vermutet, dass ThyssenKrupp-Manager das Material der Staatsanwaltschaft einsetzen, um Eichler in ein schlechtes Licht zu rücken. Er ist mittlerweile Stahlchef von ThyssenKrupp und mit der Verkleinerung der deutschen Stahlsparte beschäftigt. Dabei hat er sich Feinde im Konzern gemacht, weil er allzu forsch an die Sanierung heranging. „Da liegt es nahe, ihn zu belasten und dann zum Abschuss freizugeben“, befürchtet ein Stahlmanager. Der Aufsichtsrat versucht, die Intrige mithilfe von zwei Rechtsgutachten zu beenden und Eichler zu retten.