




Komplizierter kann es ein in die Enge getriebenes Unternehmen kaum sagen. Der Vorstand bereite ein „Optimierungsprogramm für die strategische Weiterentwicklung des Konzerns“ vor, heißt es so freundlich wie möglich. Dahinter steht ein Abspeckprogramm im Stahlgeschäft von ThyssenKrupp, das seines Gleichen sucht: Mehr als 2000 der zuletzt rund 27.600 Stellen im europäischen Stahlgeschäft Steel Europe werden gestrichen. Da ThyssenKrupp auch Teile der Stahlschmelze, zum Beispiel in Spanien, verkaufen will, kommen noch weitere 1800 Mitarbeiter hinzu, die bald nicht mehr unter dem Dach von ThyssenKrupp arbeiten werden. Der Standort Duisburg, traditioneller Stahlstandort des Ruhrgebietskonzerns im Stadtteil Bruckhausen, wird verschlankt.
Bisher sahen die Verwaltungsgebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße so aus, als ob hier ein Konzern im Konzern seinen Sitz hätte. Ein hoch aufragendes Gebäude beherbergte früher einen eigenen Stahlvorstand, der mit Blick auf das gesamte Stahlwerk bis zum Horizont seine weitgesteckten Ziele verfolgte. Zum Beispiel die Expansion nach USA und Brasilien. Die ging gründlich daneben und versetzte den Konzern in Schieflage. Jetzt musste nicht nur der Stahlvorstand gehen, sein Posten wird auch nicht mehr besetzt, sondern von Konzernchef Heinrich Hiesinger mit besorgt. So sieht Sparen bei ThyssenKrupp in diesen Monaten auch aus.
Die Aktionärsstruktur von ThyssenKrupp
Die Stiftung hält mit 23,03 Prozent den Großteil aller Aktien.
Der schwedische Finanzinvestor hält 15,08 Prozent der Aktien.
51,89 Prozent der Aktien werden von internationalen institutionellen Anlegern gehalten.
Privatanleger halten zehn Prozent der ThyssenKrupp-Papiere.
Hiesinger plant Einsparungen in Höhe von zwei Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren, 500 Millionen Euro davon allein im Stahlgeschäft. Dazu wird die gesamte Organisation umgekrempelt, Zentralbereiche zusammengestrichen. Da fallen viele Direktorengehälter und Dienstwagen mit den charakteristischen Konzernkennzeichen DU-TK oder E-TK weg. So werden die drei Felder Gesundheit, Sicherheit, Weiterbildung zusammengebunden und dem Konzernbereich Personal zugeschlagen. „Unsere Strukturen sind heute viel zu komplex“, stellte Hiesinger auf einer Betriebsversammlung ernüchternd fest. An vielen Stellen sei ThyssenKrupp heute nicht mehr bezahlbar.
So knallhart und kurz hat bisher noch kein Vorstandschef signalisiert, dass ihm nichts mehr heilig sei im Stahlgeschäft. Zwar soll der Traditionsbereich von ThyssenKrupp nicht verkauft werden. Aber bis März soll eine Expertise zur Zukunft des Stahls fertig ausgearbeitet sein, die alle Optionen auslote und zur Diskussion stelle. Der Gürtel wird also nicht nur enger geschnallt, sondern vielleicht auch runderneuert.