Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will klagenden Ex-Mitarbeitern der Drogeriekette vor Gericht keine Abfindungen mehr anbieten. „Der Insolvenzverwalter hat sich in Gesprächen mit der Gewerkschaft Verdi darauf geeinigt, dass solche Angebote nicht mehr unterbreitet werden“, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Patrick Hacker, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.
Damit bestätigte er einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“. Die Gewerkschaft hatte das Vorgehen der Insolvenzverwaltung vor Gericht stark kritisiert, da nur Mitarbeitern, die geklagt hatten, eine Abfindung angeboten wurde. „Es kann nicht sein, dass ein Zweiklassenrecht bei den Abfindungen geschaffen wird“, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz. Die Insolvenzverwaltung hatte am Mittwoch zwei klagenden Ex-Mitarbeitern vor dem Ulmer Arbeitsgericht eine Abfindung von 500 Euro angeboten.
Künftig soll nun unter anderem ein „qualifiziertes wohlwollendes Arbeitszeugnis“ vorgeschlagen werden, hieß es aus Schlecker-Kreisen. Hacker sagte, dass es sich bei den Güteverhandlungen um Vergleichsangebote handelte und Abfindungen aufgrund der Entlassungen davon nicht betroffen seien. „Jeder Mitarbeiter, der gekündigt wurde, hat die Information bekommen, dass ihm eine Abfindung zusteht“, sagte Hacker. Die Höhe der Abfindungen, die allen zusteht, hängt unter anderem von der Dauer der Betriebszugehörigkeit und dem Einkommen ab. In der Regel werden die Beträge erst am Ende des Insolvenzverfahrens festgesetzt.
Investor soll bald präsentiert werden
Den „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge haben mittlerweile mindestens 3800 der Ende März gekündigten rund 10.000 Mitarbeiter eine Kündigungsklage eingereicht. Dies kommentierte die Insolvenzverwaltung zunächst nicht.
Geiwitz ist derzeit in Gesprächen mit fünf „ernsthaften“ Interessenten für eine Übernahme der insolventen Drogeriekette. Noch vor Pfingsten will er einen Investor präsentieren. Die Klagen könnten aber abschreckend auf die Bewerber wirken, fürchtet Geiwitz.
Indes wird nach drei schwierigen Sondierungsrunden in Ulm weiter um eine Einigung mit der Gewerkschaft um einen sogenannten Sanierungstarifvertrag gerungen. Denn Geiwitz verlangt für die Sanierung von Schlecker einen Beitrag der verbliebenen Beschäftigten - in Form eines Lohnverzichts.
Doch bevor die Gewerkschaft dafür in konkrete Verhandlungen gehen will, sollen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Unzufrieden ist Verdi bislang mit dem Fortführungskonzept des Insolvenzverwalters. Am Freitag berät in Ulm die Bundestarifkommission über das weitere Vorgehen von Verdi.