
WirtschaftsWoche: Herr Moroney, die Morphosys-Aktie machte einen Sprung von 18 Prozent, nachdem bekannt gegeben wurde, dass das US-Unternehmen Celgene sich mit einer Einmalzahlung von 70,8 Millionen Euro an der Weiterentwicklung Ihres Krebsantikörpers MOR202 beteiligt und zudem Morphosys-Aktien im Wert von 46,2 Millionen Euro kauft. Was ist so besonders an diesem Deal?
Simon Moroney: Das Gesamtvolumen kann sich sicher sehen lassen und ist für die deutsche Biotechnikbranche ein echter Meilenstein. Was unsere Anleger aber vor allem interessieren und überzeugen dürfte, ist die Tatsache, dass wir nun ein eigenes Krebsmedikament aus unserer Antikörperentwicklung auf den Weg bringen und bei dessen Vermarktung weltweit am Umsatz beteiligt sein werden – in Europa zu 50 Prozent.
Wem soll das neue Medikament helfen?
Es richtet sich gegen bestimmte Formen von Blut- und Knochenmarkskrebs, dem sogenannten multiplen Myelom. Dagegen gibt es bisher zwar zwei wirksame Medikamentengruppen, aber die Rückfallrate der Patienten ist extrem hoch. Sie liegt nach drei bis vier Jahren bei hundert Prozent.
Einen Antikörper, der ins Immunsystem eingreift, gibt es bisher nicht – und wir hoffen, dass MOR202 bei den Tests an Menschen, die wir mit Hilfe dieser Finanzierung nun beginnen können, als Ergänzung zu den existierenden Medikamenten bessere Heilungschancen ohne hohe Rückfallraten bringt. Im Tierversuche war unser Antikörper sogar ganz alleine – ohne zusätzliche Medikamente – schon extrem wirksam.
Commerzbank glaubt an Kurspotenzial bei Morphosys
Wie lange wird es dauern, bis dieser Antikörper auf den Markt kommt?
Normalerweise vergehen von den ersten klinischen Versuchen am Menschen bis zur Zulassung fünf bis sieben Jahre. Doch wenn der Heilerfolg so durchschlagend ist, wie wir hoffen, könnte das Präparat eventuell in einem verkürzten Verfahren auch schneller auf den Markt kommen.
Sind andere Biotech-Chefs aus Martinsried und anderswo in Deutschland nun neidisch auf Sie?
Nein, das glaube ich nicht. Denn dieser Erfolg wird in jedem Fall auf die Münchner und möglicherweise auch auf die gesamte deutsche Biotech-Szene abfärben.