Schweizer Pharmakonzern Novartis meidet einen Preiskrieg mit Donald Trump

Der schweizer Pharmakonzern steht in Kontakt mit den US-Gesundheitsbehörden. Im Gegensatz zum Konkurrenten Pfizer bekam es aber keinen Anruf von Trump.

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Obwohl das Unternehmen kein Risiko eingeht, könnte es die Gewinnziele sogar steigern. Quelle: Reuters

Zürich Novartis scheut den Konflikt mit US-Präsident Donald Trump und nimmt vorerst Abstand von weiteren Preiserhöhungen auf dem weltgrößten Pharmamarkt. „In dem sich aktuell politisch schnell verändernden Umfeld in den USA erachten wir es als klug, die Preise dieses Jahr nicht mehr zu erhöhen“, sagte Firmenchef Vas Narasimhan am Mittwoch. Novartis setze auf ein „konstruktives Vorgehen“.

Der Schweizer Konzern ist damit nicht allein. Der Rivale Pfizer hatte jüngst höhere Preise für Medikamente auf Druck der US-Regierung wieder zurückgenommen. Novartis dürfte den Verzicht auf potentielle Zusatzeinnahmen in den USA verkraften können: Die Schweizer sind nach einem Wachstumsschub durch neue Medikamente im Frühjahr auf Kurs zu ihren Gewinnzielen für das laufende Jahr. Die Umsatzprognose könnte sogar noch angehoben werden, stellte Finanzchef Harry Kirsch in Aussicht.

Die USA sind der mit Abstand wichtigste Markt für die Pharmaindustrie – sie erzielt dort 40 Prozent ihrer Umsätze. Die Unternehmen verdienen dort überdurchschnittlich gut, weil ihnen bei den Medikamentenpreisen bislang kaum Grenzen gesetzt waren. Das war Trump ein Dorn im Auge: Er hatte der Branche vorgeworfen, bei der Preisgestaltung „über Leichen“ zu gehen und einen härteren Kurs angekündigt.

Vor wenigen Tagen hatte sich Trump telefonisch bei Pfizer-Chef Ian Read über die per Anfang Juli gestiegenen Preise des Konzerns beschwert. Pfizer hatte den Schritt daraufhin rückgängig gemacht. Auch Novartis stehe bei der Preisgestaltung in Kontakt mit den US-Gesundheitsbehörden, sagte Narasimhan. Einen Anruf von Trump habe er jedoch nicht erhalten, sagte er zu Reuters.

Neue Medikamente geben Novartis Schwung

Auch ohne Mehreinnahmen aus den USA läuft es für den weltgrößten Hersteller von verschreibungspflichtigen Medikamenten derzeit rund: Der bereinigte operative Gewinn stieg im ersten Halbjahr zu konstanten Wechselkursen um sechs Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar. Damit befindet sich der Konzern bereits in der für das Gesamtjahr angepeilten Bandbreite eines Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereichs. Beim Umsatz peilt Novartis ein Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich an.

Im ersten Halbjahr stiegen die Verkaufserlöse um fünf Prozent auf 25,9 Milliarden Dollar. Für eine Erhöhung der Umsatzprognose sei es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch zu früh, sagte Finanzchef Kirsch. An der Börse legte die Novartis-Aktie gut drei Prozent zu.

Grund dafür ist die anziehende Nachfrage nach den Hoffnungsträgern Cosentyx gegen Schuppenflechte und Entresto gegen Herzversagen. Mit diesen neuen Arzneien will Novartis sinkende Umsätze bei anderen Medikamenten durch das Auslaufen des Patentschutzes kompensieren. Von beiden Mitteln verkaufte der Konzern im zweiten Quartal mehr als von Analysten erwartet. Zudem entwickelte sich die vor der Abspaltung stehende Augenheilsparte Alcon weiterhin gut und steigerte Umsatz und bereinigten Gewinn.

Novartis will den auf Chirurgie und Kontaktlinsen spezialisierten Bereich im ersten Halbjahr 2019 an die Börse bringen und die Aktien an die Novartis-Eigner abgeben. Mit einem geschätzten Firmenwert von bis zu 30 Milliarden Dollar ist es eine der größten Abspaltungen in der Schweizer Firmengeschichte.

Einziger Wermutstropfen im zweiten Quartal war die Entwicklung der Generikatochter Sandoz, bei der Umsatz und bereinigter Gewinn angesichts des anhaltenden Preisdrucks in den USA zu konstanten Wechselkursen rückläufig waren. Novartis wolle den mittel- bis langfristigen Erfolg der Tochter sicherstellen und prüfe dafür verschiedene Optionen, sagte Narasimhan. Unter anderen wolle der Konzern die Position auf dem US-Markt verbessern.

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