Schweizer Pharmariesen Roche und Novartis leiden unter Franken-Aufwertung

Nicht nur die Schweizer Schokolade wird teurer. Der starke Franken verhagelt auch den Schweizer Pharmakonzernen Roche und Novartis ordentlich das Geschäft.

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Schweizer Exportschlager, die nun teurer werden
Ovomaltine Quelle: AP
Ricola-Bonbon
Swatch-Uhren Quelle: REUTERS
Uhr
Schweizer Taschenmesser Quelle: AP
Berge Quelle: dpa
Lindt-Schokoladenhasen

Völlig überraschend gab die Schweizer Nationalbank vor knapp zwei Wochen die Kopplung des Franken an den Euro auf. Seither hat die Schweizer Währung um gut zwanzig Prozent an Wert gegenüber dem Euro zugelegt. Die Folgen spüren vor allem die Unternehmen der Alpenrepublik – am Dienstag und Mittwoch legten die Medikamenten-Hersteller Roche und Novartis ihre Bilanzen vor.

Klar ist: Bei beiden Konzernen haut die Franken-Aufwertung voll ins Kontor. Bei Novartis, das zudem in Dollar bilanziert, geht die Rechnung so: Wenn die Kurse von Euro, Dollar und Franken auf dem derzeitigen Niveau bleiben, verliert Novartis in diesem Jahr beim Umsatz sieben Prozentpunkte. Beim Ergebnis sind es gar zwölf. Aus einem ordentlichen Umsatzwachstum in Höhe von fünf Prozent würde dann ein Umsatzminus von zwei Prozent. Konzernchef Joe Jiminez hat denn auch seine Aktionäre schon darauf vorbereitet, dass der Gewinn 2015 schrumpfen könnte.

Jiminez will jetzt weiter die Kosten senken, gerade auch am Standort Schweiz. Denn die Relation dort ist ungünstig: Bei Novartis fallen 13 Prozent der Kosten in Schweizer Franken an, aber nur zwei Prozent vom Umsatz. Vor allem die Einkaufskosten hat Jiminez dabei ins Visier genommen.

Prognose mit Vorsicht zu genießen

Im vergangenen Jahr stieg der Novartis-Umsatz um ein Prozent auf 52,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte ebenfalls um ein Prozent zu – auf rund elf Milliarden Dollar. In diesem Jahr  soll der Umsatz „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ zulegen, das Ergebnis sogar im „hohen einstelligen Prozentbereich“. Allerdings ist die Prognose wegen der aktuellen Währungsverschiebungen mit Vorsicht zu genießen.

Ähnlich wie Novartis leidet auch Roche unter dem aufwertenden Franken. Schon im vergangenen Jahr – noch vor der Freigabe gegenüber dem Euro – machte sich der starke Franken bemerkbar. Roche steigerte 2014 den Umsatz um ein Prozent auf 47,5 Milliarden Franken (gut vierzig Milliarden Euro), der Gewinn stagnierte bei 12,5 Milliarden Franken.

Die umsatzstärksten Medikamente der Welt
Platz 10: MabTheraDer Wirkstoff nennt sich Rituximab. Das Medikament wird für die Behandlung von Lymphomen eingesetzt. In der EU vertreibt Roche es unter dem Handelsnamen MabThera, in den USA heißt es Rituxan. 2013 brachte es rund 6,26 Milliarden Dollar ein. Das waren 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr.Bild: Roche Pharma AGDatenquelle: IMS Health Quelle: Presse
Platz 9: CymbaltaDer Wirkstoff dieses Medikaments heißt Duloxetin. Dabei handelt es sich um ein Mittel, das bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt wird. Vermarktet wird es von Eli Lilly; der Firma spülte es im Jahr 2013 6,46 Milliarden Dollar in die Kassen - eine Steigerung um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Bild: Lilly Deutschland GmbH Quelle: Presse
Platz 8: RemicadeRemicade ist der Handelsname von Infliximab. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der das Immunsystem vielfach beeinflusst. Eingesetzt wird das Medikament vor allem gegen Rheuma-Erkrankungen. In Deutschland wird es von MSD vertrieben. 2013 erzielte es einen Umsatz von rund 7,68 Milliarden Dollar - 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr.Bild: MSD Sharp & Dohme GmbH Quelle: Presse
Platz 7: AbilifyOtsuka Pharmaceuticals vertreibt das Arzneimittel Aripiprazol unter dem Namen Abilify. Es wird zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt. Mit 7,83 Milliarden Dollar in 2013 landet es auf Rang sieben. Das entspricht einem um 14,6 Prozent höherer Umsatz als noch im Vorjahr.Foto: "Abilify bottle" by Eric Gingras, via Wikipedia Quelle: Creative Commons
Platz 6: NexiumDas Magenmittel von AstraZeneca mit dem Wirkstoff Esomeprazol  liegt im Mittelfeld bei den Top-Ten-Präparaten. Der Umsatz 2013 lag bei 7,86 Milliarden Dollar - ein Plus von 7,0 Prozent.Bild: AstraZeneca Quelle: Presse
Platz 5: Lantus Lantus wird von Sanofi-Aventis hergestellt. Es enthält "Insulin glargin" und wird zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Mit einem Zuwachs von 23,3 Prozent legte es die stärkste Steigerung innerhalb der Top Ten hin. Umsatz 2013: 7,94 Milliarden Dollar. Quelle: dpa
Platz 4: Enbrel7,95 Milliarden Dollar Umsatz (plus 8,7 Prozent) machte dieses Medikament von Pfizer. Der Wirkstoff Etanercept wird zur Behandlung von Rheuma und der entzündlichen Hautkrankheit Psoriasis eingesetzt. Quelle: AP

Wenn man die Währungseffekte herausrechnet, wäre allerdings der Umsatz um fünf Prozent gestiegen und der Gewinn hätte um sechs Prozent zugelegt. 2015 dürfte es für Roche nun noch ungemütlicher werden. Die Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2015 fallen ähnlich aus wie bei Novartis – vorbehaltlich weiterer Währungsturbulenzen.

Auch Konzernchef Severin Schwan wird entsprechend reagieren müssen. 18 Prozent der Kosten fallen für Roche in der Schweiz an, der entsprechende Umsatz liegt deutlich darunter. Schwan hat schon mal versichert, keine Betriebsverlagerungen aus der Schweiz ins Ausland vorzunehmen. Wie bisher werde Roche daran arbeiten, die Produktivität zu verbessern. Roche habe in der Schweiz immer eine höhere Kostenbasis gehabt, übt sich Schwan in Gelassenheit.

Dabei sind die Währungseffekte nicht Schwans einziges Problem: Zuletzt verzeichnete das Unternehmen auch einige Fehlschläge bei Medikamenten. Ein Alzheimer-Präparat scheiterte vorerst, eine Studie zur Kombination zweier neuer Brustkrebs-Präparate brachte nicht die erhofften Ergebnisse.

Die Probleme von Roche und Novartis wirken sich auch auf den Aktienkurs aus: Beide Papiere verloren bis zum Mittag an Wert.

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