Siemens-Hauptversammlung Kaeser braucht eine Wachstumsstory

Nach zwei Jahren des Konzernumbaus und der Konsolidierung startet Joe Kaeser mit guten Zahlen ins neue Geschäftsjahr. Die Investoren haben ihre Freude – doch sie fordern auch eine langfristige Wachstumsstory.

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Technikprobe vor der Siemens-Hauptversammlung: Joe Kaeser braucht eine langfristige Wachstumsstrategie. Quelle: dpa

Joe Kaeser lehnt sich zurück und lacht zufrieden, als er vor den mehr als 6000 Anteilseignern auf den Chart mit dem Kursverlauf der Siemens-Aktie deutet. Um gut acht Prozent liegt das Papier am Dienstagmittag im Plus, der Dax dagegen leicht im Minus. Grund für das Kursfeuerwerk: Kaeser, seit zweieinhalb Jahren bei Siemens am Ruder, konnte der Hauptversammlung in München gute Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2016 präsentieren.

Der Auftragseingang stieg zwischen Oktober und Dezember um 19 Prozent auf 22,8 Milliarden Euro, der Umsatz leicht um ein Prozent; den Nettogewinn steigerte Siemens um 42 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro. Die Marge im industriellen Geschäft lag bei 10,4 Prozent. Für das Gesamtjahr hebt Kaeser angesichts der guten Zahlen nun die Prognose an.

„Mit diesem Ergebnis können wir Anleger also zufrieden sein“, findet Marcus Poppe, Portfoliomanager der Deutsche Asset Management in Frankfurt. Vor allem loben die Anleger die deutlich verringerten Projektbelastungen. In der Vergangenheit musste Siemens im Durchschnitt pro Jahr 700 Millionen Euro für verspätet oder mangelhaft ausgeführte Aufträge aufwenden. Zuletzt lagen die Sonderbelastungen nur noch bei 200 Millionen Euro. Auch die Portfoliomaßnahmen – unter anderem der Verkauf der Hörgerätesparte und des Hausgerätegeschäfts – finden die Zustimmung der Investoren. Darüber hinaus hat Siemens es geschafft, die Sparten, die bisher keinen oder nur einen geringen Ergebnisbeitrag lieferten, zumindest zum Teil in Ordnung zu bringen.

Medizintechnik steigert Umsatz und Gewinn

Besonders erfreulich entwickelte sich zwischen Oktober und Dezember der Bereich Medizintechnik, der sowohl den Umsatz als auch den Gewinn steigern konnte. Ähnliches gilt für das Geschäft mit Zügen und Systemen zur Zugsteuerung sowie die Gebäudetechnik. Kaeser geht davon aus, dass sich das Wachstum vor allem beim Auftragseingang auch in den kommenden Quartalen fortsetzen wird.

Die neun Divisionen von Siemens

Gut zwei Jahre hat Kaeser den Riesenkonzern mit seinen 348.000 Mitarbeitern und Aktivitäten in 200 Ländern radikal umgebaut, hat gut 13.000 Mitarbeiter entlassen, Hierarchieebenen gestrichen und die regionale Organisation der globalen Siemens-Aktivitäten neu geordnet. Der Prozess, so will Kaeser seinen Aktionären signalisieren, ist abgeschlossen. Von jetzt an wächst der Konzern und schließt mittelfristig wieder zu den Wettbewerbern auf, so die Nachricht. Es riecht nach Aufbruch in der Münchner Olympiahalle.

Doch ausruhen wird Kaeser sich nicht können. Die Investoren warten jetzt auf eine Strategie, die dem Konzern langfristig profitables Wachstum sichert. Ingo Speich von Union Investment etwa begrüßt die vollzogene Verselbständigung der Medizintechniksparte. Wie andere Investoren wünscht er sich aber auch einen baldigen Börsengang der Sparte. Der nämlich würde Siemens, in die Lage versetzen größere Übernahmen anzugehen. Vor allem bei allem was mit der Digitalisierung in den Fabriken zusammenhängt, strebt Kaeser Zukäufe an, wie er in der Vergangenheit betonte.

Als Beispiel könnte hier die jüngste Akquisition des US-Softwarehauses CD-adapco dienen. Für knapp eine Milliarde Euro übernimmt Kaeser das Unternehmen, das zuletzt 200 Millionen Dollar umsetzte und 900 Mitarbeiter beschäftigt. Vor allem in den Bereichen Software und Robotik muss der Technologiekonzern noch verstärken.

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