Siemens-Konzernumbau Kaesers riskanter Plan

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Die neue Siemens-Welt

Die neue Struktur von Siemens
Division Power and GasDiese Einheit umfasst das Siemens-Portfolio an großen Gas- und Dampfturbinen, Kompressoren sowie künftig die Gasturbinen zur dezentralen Energieversorgung. Umsatz 2013: rund 14 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: elf - 15 ProzentGeführt werden soll die Division von Roland Fischer, der derzeit die Division Power Generation leitet. Quelle: dpa
Division Wind Power & RenewablesDie Sparte baut Windkraftanlagen zur Stromerzeugung an Land und auf See. Siemens ist weltweit Marktführer bei Offshore-Windkraftanlagen. Nach Umsatz ist die Division eine der kleineren. Da mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit zu rechnen ist, aber auch eine der zukunftsträchtigsten. Umsatz 2013: 5 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: 5 - 8 %Chef: Markus Tacke. Tacke ist derzeit Chef des Bereichs Wind Power. Quelle: dpa
Division Power Generation ServicesHier wird das Service-Geschäft für die große installierte Basis von Siemens-Anlagen in der Energieerzeugung abgewickelt. Umsatz: Die Geschäftszahlen werden in den Divisionen Power& Gas und Windkraft und erneuerbare Energie aufgeführt. Chef der Division ist Randy Zwirn. Er leitet bisher die so genannte Division Energy Service, die damit umbenannt und ausgeweitet wurde. Quelle: REUTERS
Division Energy ManagementIn dieser Division gehen die bisherigen Divisionen Low and Medium Voltage und Smart Grid auf. Das Geschäft dreht sich rund um Lösungen und Produkte für die Stromübertragung und -verteilung sowie Technologien für intelligente Stromnetze.Umsatz 2013: zwölf Milliarden EuroDefiniert Zielmarge: sieben - zehn Prozent Die Führung übernehmen Ralf Christian und Jan Mrosik, die Leiter der aufgelösten Divisionen Low&Medium Voltage und Smart Grid. Quelle: dpa
Division Power TransmissionStromtransport, Schalttechnik und Transformatoren sowie Energieübertragungssysteme sind Kern der Einheit Power Transmission. Siemens ist unter anderem führend bei der Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ). Dieser Technologie kommt beim Netzumbau und der Integration von erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle zu. Umsatz: wird in der Division Energy Management ausgewiesen Die Leitung der Division übernimmt ebenfalls Jan Morsik. Der bisherige Chef der Division Karlheinz Springer muss seinen Sessel räumen. Er hatte den Posten im April 2012 übernommen. Morsik fielen wahrscheinlich die Probleme mit zwei Hochspannungsleitungen in Kanada auf die Füße. Neben höheren Baukosten vielen dort Vertragsstrafen wegen Verzögerungen an. Quelle: REUTERS
Division Building TechnologiesIn diesem Bereich bündelt Siemens integrierte Automatisierungslösungen und intelligente Technik für Gebäude.Umsatz 2013: 6 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: acht - elf Prozent Chef der Division ist und bleibt Johannes Milde. Quelle: dpa
Division MobilityHier bündelt Siemens die Zugtechnik und die Bahnautomatisierung. Sollte der Zusammenschluss mit Alstom zustande kommen, würde diese Sparte wohl an die Franzosen abgetreten werden. Umsatz 2013: 7 Milliarden Euro Definierte Ziel-Marge: sechs - neun ProzentChef der Division wird Jochen Eickholt, der heute die Division Rail Systems führt. Quelle: dpa

Wie heute bekannt wurde, verbuchte Siemens bei zwei Überlandleitungen in Kanada Belastungen in Höhe von 287 Millionen Euro. Grund: Vertragsstrafen wegen Verzögerungen und höhere Kosten für Bauleistungen.

Das erinnert stark an die unrühmlichen Verzögerungen beim Anschluss von Windparks in der Nordsee, die ebenfalls zu massiven Belastungen geführt haben. Zu unkontrolliert, oft zu schnell und ohne genau hinzusehen, hat Siemens in der Vergangenheit solche Projekte angenommen, Hauptsache die Auftragsbücher füllten sich.

Das will Kaeser jetzt ändern. Der Siemens-Chef will das Risikomanagement verbessern. Aufträge würden nicht mehr um jeden Preis angenommen.

Ohne Risiko ist auch nicht der mögliche Einstieg des Konzerns beim französischen Konzern Alstom. Bis Anfang Juni prüft Siemens nun die Bücher. Dann wird entscheiden, ob die Münchner ein Angebot abgeben.

Kaeser krempelt Siemens um

Für Unruhe, so viel steht fest, ist weiter gesorgt. Denn zusätzlich zu den im vergangenen Herbst angekündigten 15000 Stellen, die Siemens abbauen will, kommt ein weiterer Arbeitsplatzabbau, wie Kaeser heute erklärte. Von mehreren Tausend Jobs ist die Rede. Genaue Angaben wollte der Siemens-Chef nicht machen, die Gespräche mit den Gewerkschaften laufen.

Dabei wollte Kaeser, als er im vergangenen August bei Siemens das Ruder übernahm, vor allem eines: für Ruhe sorgen. Das ist bisher nicht geschehen. Neue Stellenstreichungen werden die Nervosität in der Belegschaft eher wieder erhöhen.

Es sei kein Feuerwerk und auch kein großer Wurf, sagt Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment, zu Kaesers Umbauprogramm.

Gleichwohl habe der Siemens-Chef eine "solide Strategiepräsentation abgeliefert, die erkennen lässt, wohin die Reise geht". Ein Abschied von der alten Siemens-Welt gewissermaßen.

Es stimmt, was Kaeser heute am Rande der Präsentation sagte: Siemens hat in den affärengeplagten Jahren 2006 bis 2010 viel Zeit verloren. Umso mehr muss der Chef beim geplanten Umbau jetzt aufs Tempo drücken, noch fehlende Unklarheiten beseitigen und sich an die Umsetzung machen. Dieser Schuss muss sitzen. 

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