Wie heute bekannt wurde, verbuchte Siemens bei zwei Überlandleitungen in Kanada Belastungen in Höhe von 287 Millionen Euro. Grund: Vertragsstrafen wegen Verzögerungen und höhere Kosten für Bauleistungen.
Das erinnert stark an die unrühmlichen Verzögerungen beim Anschluss von Windparks in der Nordsee, die ebenfalls zu massiven Belastungen geführt haben. Zu unkontrolliert, oft zu schnell und ohne genau hinzusehen, hat Siemens in der Vergangenheit solche Projekte angenommen, Hauptsache die Auftragsbücher füllten sich.
Das will Kaeser jetzt ändern. Der Siemens-Chef will das Risikomanagement verbessern. Aufträge würden nicht mehr um jeden Preis angenommen.
Ohne Risiko ist auch nicht der mögliche Einstieg des Konzerns beim französischen Konzern Alstom. Bis Anfang Juni prüft Siemens nun die Bücher. Dann wird entscheiden, ob die Münchner ein Angebot abgeben.
Kaeser krempelt Siemens um
Für Unruhe, so viel steht fest, ist weiter gesorgt. Denn zusätzlich zu den im vergangenen Herbst angekündigten 15000 Stellen, die Siemens abbauen will, kommt ein weiterer Arbeitsplatzabbau, wie Kaeser heute erklärte. Von mehreren Tausend Jobs ist die Rede. Genaue Angaben wollte der Siemens-Chef nicht machen, die Gespräche mit den Gewerkschaften laufen.
Dabei wollte Kaeser, als er im vergangenen August bei Siemens das Ruder übernahm, vor allem eines: für Ruhe sorgen. Das ist bisher nicht geschehen. Neue Stellenstreichungen werden die Nervosität in der Belegschaft eher wieder erhöhen.
Es sei kein Feuerwerk und auch kein großer Wurf, sagt Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment, zu Kaesers Umbauprogramm.
Gleichwohl habe der Siemens-Chef eine "solide Strategiepräsentation abgeliefert, die erkennen lässt, wohin die Reise geht". Ein Abschied von der alten Siemens-Welt gewissermaßen.
Es stimmt, was Kaeser heute am Rande der Präsentation sagte: Siemens hat in den affärengeplagten Jahren 2006 bis 2010 viel Zeit verloren. Umso mehr muss der Chef beim geplanten Umbau jetzt aufs Tempo drücken, noch fehlende Unklarheiten beseitigen und sich an die Umsetzung machen. Dieser Schuss muss sitzen.