Siemens-Konzernumbau Kaesers riskanter Plan

Mit einem ambitionierten Umbauprogramm will Vorstandschef Joe Kaeser Siemens wieder auf einen Spitzenplatz führen. Doch sein Plan ist riskant - und dürfte mehrere Tausend Jobs kosten.

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Eines kann man Joe Kaeser sicherlich nicht vorwerfen: fehlenden Mut. Was der Siemens-Chef heute in Berlin unter der griffigen Headline "Vision 2020" vorgestellt hat, sind nicht nur ein paar kosmetische Maßnahmen. Um den deutschen Traditionskonzern mit seiner mehr als 120-jährigen Geschichte nach einigen äußerst turbulenten Jahren wieder an die Weltspitze zu führen, nimmt der charismatische Niederbayer eine Operation an Haupt und Gliedern vor.

Bei Siemens bleibt praktisch kein Stein auf dem anderen. Viel mehr als ein Restrukturierungsprogramm sei das denn auch, betont Kaeser, und spricht von einem "ganzheitlichen Programm".

Dem renditestarken Geschäft mit der Medizintechnik gibt Kaeser deutlich mehr Freiheiten. Ein Unternehmen im Unternehmen soll die Sparte werden, späterer Börsengang nicht ausgeschlossen. Statt vier Sektoren mit 16 Geschäftsdivisionen gibt es künftig nur noch neun Divisionen. Um das Energiegeschäft zu stärken, übernimmt Siemens von Rolls Royce die Fertigung von kleinen Turbinen. Als neue Trends und Schwerpunkte der künftigen Siemens-Aktivitäten hat Kaeser zwei Bereiche ausgemacht: die Digitalisierung in den Fabriken, bekannt unter dem Schlagwort Industrie 4.0, und das Energiegeschäft, vor allem in den USA.

Spätestens hier tauchen aber auch die ersten Fragezeichen auf. Nach seinem Antritt 2007 hatte Kaeser-Vorgänger Peter Löscher die grünen Technologien als Schwerpunkt ausgemacht. Kurz darauf glaubte der Österreicher die Urbanisierung als neuen Megatrend erkannt zu haben und rief den von Anfang an umstrittenen Sektor Infrastruktur und Städte ins Leben, den Kaeser jetzt wieder auflöst. Nun also die digitale Fabrik und das Gasgeschäft in Amerika.

Kritisch ist jetzt die Umsetzung dieser neuen Strategie. Doch hier fehlt es in manchen Bereichen noch an Klarheit. Die Amerikanerin Lisa Davis, bisher bei Shell, soll von August an im Siemens-Vorstand das Energiegeschäft steuern. Ob von den USA aus oder aus Deutschland, hat Kaeser noch nicht entschieden.

Doch auch bei der Akquisition und Umsetzung von Großprojekten gibt es dringenden Handlungsbedarf.

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