Siemens-Rivale General-Electric-Chef Flannery tritt zurück

General-Electric-Chef John Flannery räumt nach einem Jahr seinen Posten. Quelle: AP

Gerade einmal ein Jahr war John Flannery Chef bei General Electric. Nun wirft er das Handtuch. Gleichzeitig kappt der US-Mischkonzern seine Gewinnprognose. Anleger blicken trotzdem positiv auf GE.

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General-Electric kommt nicht zur Ruhe. Der Siemens-Rivale wechselt nach nur 14 Monaten seinen Vorstandschef John Flannery aus. Sein Nachfolger wird Vorstandsmitglied Larry Culp. Der 55-Jährige, der seit April für GE arbeitet, hatte sich zuvor mit dem Umbau des US-Industriekonzerns Danaher einen Namen gemacht. Flannery konnte die Gewinnprognosen nicht mehr halten. Vor allem im Kraftwerksgeschäft hatte sich die Lage zuletzt verschärft. Als Weltmarktführer leiden die Amerikaner besonders unter der schwindenden Nachfrage nach Turbinen für traditionelle Kraftwerke, die auch dem Erzrivalen Siemens zu schaffen macht. Dazu kamen noch technische Probleme mit einer neuen Generation von Gasturbinen. Als Konsequenz schreibt GE die Kraftwerksparte, die mit einem Wert von 23 Milliarden Dollar in der Bilanz steht, fast vollständig ab.

Flannerys überraschender Abgang trieb die GE-Aktie am Montag vorbörslich um 15 Prozent nach oben. Seit seinem Amtsantritt hat sie fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Noch vor zwei Jahren hatte GE zu den zehn wertvollsten Unternehmen der Welt gehört, im Juni stieg der Konzern aus dem Dow-Jones-Index ab, dem es seit 1907 angehört hatte. Flannery, der aus der Medizinsparte von GE kommt, hatte vor 14 Monaten den langjährigen Konzernchef Jeff Immelt abgelöst. Flannery versprach, GE zu verschlanken, vor allem mit dem Verkauf und der Abspaltung von Firmenteilen im Volumen von 20 Milliarden Dollar. Doch das brauche einige Zeit, hatte er gesagt - Zeit, die ihm die Aktionäre offenbar nicht mehr zubilligen wollten.

Ob sein Nachfolger an den Plänen festhält, blieb zunächst offen. "Wir halten daran fest, die Bilanz zu stärken, auch indem wir Schulden abbauen", sagte Culp. Finanzexperte Thomas Horton, ehemals Chef der Fluggesellschaft American Airlines, soll ihm dabei als "Lead Director" zur Seite stehen. Auch Horton war im Frühjahr zu GE gekommen. "Wir haben viel Arbeit vor uns, um den Wert von GE aufzuschließen, erklärte Culp. "Wir werden das mit Dringlichkeit angehen."

Im vergangenen Jahr hatte GE sechs Milliarden Dollar Verlust geschrieben, auch 2018 drohen wegen der Abschreibungen rote Zahlen. In den anderen Sparten laufe es wie geplant, hieß es in der Mitteilung vom Montag. Von der Prognose eines Gewinns von 1,00 bis 1,07 Dollar je Aktie rückte GE ab, ohne eine neue zu nennen. Auch das bereits im Juli auf sechs Milliarden Dollar zusammengestrichene Ziel für den operativen Mittelzufluss (Cash-flow) sei nicht mehr zu halten.

Die Kraftwerkssparte bereitet auch Siemens Sorgen. Der Münchner Technologiekonzern, weltweit die Nummer zwei in dem Markt, hat die Streichung von mehr als 6000 Arbeitsplätzen in der Sparte beschlossen, die unter der Energiewende leidet. Große Turbinen für Gas- und Dampfkraftwerke sind nicht mehr gefragt, viele Energieversorger setzen auf Wind, Sonne und dezentrale Erzeugung.

Flannery wollte GE auf das Geschäft mit Flugzeugantrieben, Kraftwerken und erneuerbaren Energien konzentrieren, um wieder auf die Beine zu kommen. Das Medizintechnik-Geschäft sollte an die Börse gebracht werden, das Geschäft mit Gasmotoren und Stromaggregaten um die österreichische Tochter Jenbacher wird an den Finanzinvestor Advent abgegeben. Auch von der erst vor gut einem Jahr übernommenen Mehrheitsbeteiligung am Öl- und Gas-Dienstleister Baker Hughes wollte sich GE unter Flannery in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder trennen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Die Zug-Sparte soll Anfang 2019 mit dem Rivalen Wabtec fusionieren. Das Licht-Geschäft mit der Autoindustrie in Europa ist verkauft, der Rest der Sparte soll bis Ende des Jahres folgen.

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