Siemens-Rivale Katastrophaler Fehlstart für den GE-Chef

Der erste Auftritt von GE-Vorstandschef John Flannery gleicht einem Paukenschlag. Der Siemens-Rivale verfehlt die Analystenschätzungen deutlich. An der Börse wird der Industriekonzern abgestraft.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der neue GE-Chef greift im Unternehmen durch: So strich er unter anderem die firmeneigenen Jets. Quelle: Bloomberg

New York Die Nachrichten der vergangenen Wochen ließen es schon ahnen: Beim Siemens-Rivalen General Electric hängt der Haussegen schief. Abrupt musste Vorstandschef Jeff Immelt im vergangenen August nach 16 Jahren gehen. Er war wegen der schwachen Aktienkursentwicklung bei Investoren in die Kritik geraten. Kurze Zeit flogen eine Handvoll Spitzenmanager aus dem Konzern. Der neue Boss John Flannery schlachtete seitdem einige heilige Kühe im Unternehmen. So strich der Konzernchef beispielsweise die firmeneigenen Jets.

Jetzt weiß man, warum. General Electric hat am Freitagmorgen US-Zeit die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht – und verfehlt damit die Erwartungen der Analysten um Längen. Der Gewinn fiel im Vergleich zum Vorjahr um 200 Millionen Dollar auf 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro).

Selbst wenn man einmalige Restrukturierungskosten herausrechnet, ist der Fehlschlag enorm: Der Gewinn je Aktie sank von 33 auf 29 Cent – Experten hatten mit 49 Cent gerechnet. Obwohl die Aktie des Industriekonzerns seit Jahresanfang bereits mehr als Viertel eingefallen war, brach sie nach Bekanntgabe der Ergebnisse nochmals um rund drei Prozent ein.

Mit Ausnahme von der Gesundheitssparte und dem Luftfahrtgeschäft fiel der Umsatz in vielen Bereichen. So etwa im Zuggeschäft, das mit knapp 1,1 Millionen Dollar 14 Prozent weniger als im Vorjahr erlöste. Auch das Öl- und Erdgasgeschäft läuft nicht rund. Aufgrund der Übernahme des Ölfeldausrüsters Baker Hughes stieg der Erlös zwar stark. Doch rechnet man die Akquisition heraus, wäre der Umsatz in der Sparte um sieben Prozent gefallen.

Hart traf es die Energiesparte GE Power, die vor allem mit Gasturbinen nur 8,7 Milliarden Dollar erlöste, vier Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gewinn brach dabei mit 611 Millionen Dollar um mehr als die Hälfte ein. Die Ergebnisse sind „völlig inakzeptabel“, sagte Flannery auf einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Branche leidet unter Auftragsflaute und Preisdruck, auch Siemens tut sich hier schwer.

General Electric kappt zudem den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr drastisch. Für 2017 stellt der Konzern nun nur noch ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 1,05 bis 1,10 Dollar in Aussicht - bislang hatte die Prognose bei 1,60 bis 1,70 Dollar gelegen.

Jetzt steuert Flannery gegen. General Electric soll Geschäftsteile im Wert von insgesamt 20 Milliarden Dollar in den kommenden ein bis zwei Jahren abstoßen. Details nannte der Mischkonzern nicht, Kandidaten dürften aber das Geschäft mit Leuchtmitteln wie LED sein.

Auch senkt Flannery Kosten. Allein im dritten Quartal kürzte das Konglomerat 500 Millionen Dollar. Damit strich der Konzern die Kosten seit Jahresanfang von insgesamt 1,2 Milliarden Dollar. Weit mehr, als Flannerys Vorgänger Immelt für das Gesamtjahr versprochen hatte. Flannery greift durch: Weitere Maßnahmen will er auf einer Präsentation am 13. November bekannt geben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%