Siemens und Alstom Konkurrenten legen Zuggeschäft zusammen

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„Adäquate Antwort auf die Herausforderungen“

Branchenkenner gehen aber davon aus, dass das Projekt, womöglich mit Auflagen, realisierbar ist. „Die europäische Fusion ist eine adäquate Antwort auf die Herausforderungen“, sagte ein Brancheninsider. Da sei zum einen der neuen chinesische Weltmarktführer, alles in allem doppelt so groß wie Alstom und die Siemens-Mobility-Sparte zusammen. Zudem habe die ganze Branche ein „Kosten- und Kapazitätsproblem“.

Im Umkehrschluss heißt dies aber auch: Bei allen Zusagen, die es an die Arbeitnehmervertreter geben wird, könnte es am Ende im neuen Konzern an der einen oder anderen Stelle auch Stellenabbau geben. So gibt es viele Doppelfunktionen und freie Kapazitätskapazitäten. Zudem wird es auf Dauer wohl nicht sinnvoll sein, zum Beispiel mit dem TGV und dem ICE zwei verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge weiterzuentwickeln.

Die Zugfusion ist der nächste große Schritt beim Umbau des Konzerns durch Siemens-Chef Joe Kaeser. Nach seinem Amtsantritt hatte er vor allem Siemens als integrierten Technologiekonzern herausgestellt. Er wollte mit der Nutzung von Synergien zwischen den Geschäften zeigen, dass das Konglomerat seinen Sinn ergibt.

Die geplanten Stellenstreichungen beim Zugbauer Bombardier sollen ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen.

Kaeser hat allerdings einen Strategieschwenk vollzogen: Siemens bekommt stärker den Charakter einer Holding. Das Windgeschäft wurde mit dem Konkurrenten Gamesa zusammengelegt und firmiert nun als Siemens Gamesa mit Sitz in Spanien an der Börse. Auch die Medizintechnik soll als Healthineers im kommenden Jahr an die Börse. Die Motoren für Elektro-Autos brachte Siemens in ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen mit Valeo ein. Nach Informationen des Handelsblatts wurde eine Option vereinbart, dass die Franzosen in ein paar Jahren die Führung übernehmen und Siemens herauskaufen können.

Es gab schon mehrere Anläufe für eine europäische Zugallianz. So bot Siemens-Chef Joe Kaeser im Poker um die Energiesparte von Alstom die eigenen Zugaktivitäten zum Tausch an. Am Ende setzte sich aber General Electric durch und übernahm große Teile von Alstom. Die IG Metall drängte damals darauf, dass Siemens bei einer Zugfusion die Kontrolle - also die Mehrheit - behalten müsse.

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