Siemens und Gamesa Der richtige Schritt

Noch immer sind nicht alle Details des Wind-Bündnisses von Siemens und Gamesa geklärt. Doch die Fusion bietet viele Vorteile – doch ein Selbstläufer ist sie nicht. Ein Kommentar.

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Siemens ist Europas größter Anbieter sogenannter Offshore-Anlagen: Seit langem verhandelt das Unternehmen. Quelle: dpa

Düsseldorf Das Wind-Bündnis von Siemens und Gamesa war wahrlich eine schwere Geburt. Die Verhandlungen zogen sich über Monate, immer wieder tauchten kurz vor Verkündung neue Fragen auf. Auch jetzt sind noch nicht alle Details geklärt. Dennoch steht fest: Das Bündnis birgt Risiken, es ist aber der richtige Schritt.

Nach den Boomjahren konsolidiert sich die Windkraftbranche derzeit, es wird Gewinner und Verlierer geben. Siemens hat sich entschieden, eine aktive Rolle bei der Konsolidierung zu spielen. Bei der Offshore-Windkraft auf hoher See haben sie bereits seit vielen Jahren eine dominierende Rolle. Der Grundstein dafür wurde übrigens auch mit einer Akquisition gelegt, durch den Kauf der dänischen Bonus im Jahr 2004.

Bei den anspruchsvollen Windrädern auf hoher See, die hohen Belastungen ausgesetzt und nur schwer ans Stromnetz anzubinden sind, hat Siemens einen technologische Vorsprung. Doch weiß niemand, ob sich Offshore auf lange Sicht durchsetzt, bislang dominieren hier wenige Märkte wie Deutschland und Großbritannien. Bei den Onshore-Rädern an Land hat Siemens dagegen seit jeher Nachholbedarf – weil Bonus Offshore-Spezialist war. Durch das Bündnis mit Gamesa macht Siemens hier Boden gut und wird bei Wind insgesamt Weltmarktführer. Gerade in hart umkämpften Märkten, die sich konsolidieren, ist es wichtig, eine Top-Position zu besetzen. Zudem verbessert Siemens den Zugang zu den asiatischen Wachstumsmärkten.

Ein Selbstläufer ist die Fusion nicht. Die Integration wird schwierig, die Margen sind auf dem heiß umkämpften Markt eher niedrig. In Sparten wie der Digitalen Fabrik oder der Medizintechnik sind höhere Renditen drin.

Dennoch ist es richtig, in die Erneuerbaren Energien zu investieren. Durch den – im Timing unglücklichen – Kauf des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand hatte Siemens die Öl- und Gassparte gestärkt. Hier wird sich noch einige Jahrzehnte gutes Geld verdienen lassen. Auf sehr lange Sicht aber sind die fossilen Energieträger Auslaufmodelle. Daher ist es gut, im Portfolio die Balance zu wahren – und zu zeigen, dass die einstige Idee vom grünen Infrastrukturgiganten nicht komplett aufgegeben wurde.

Einerseits ist gut, dass Siemens keine Angst vor dem dicken Brocken hat. Bei der milliardenschweren Übernahme des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand, der letzten großen Portfolio-Veränderung, war zumindest das Timing unglücklich. Dennoch muss weiter am Portfolio gearbeitet werden.

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