
Ein Krisengipfel zwischen der Deutschen Bahn und Siemens soll es nun richten. Zwar gibt es noch keinen Termin, doch noch „vor Weihnachten“, heißt es in Industriekreisen, soll das Treffen stattfinden, das klären soll, wie es dazu kommen konnte, dass Siemens schon zwei Mal einen fest zugesagten Termin für die Auslieferung der 16 Züge nicht einhalten konnte. Eigentlich sollte die Bahn die ICEs am 9. Dezember in Empfang nehmen.
Insider überrascht das peinliche Eingeständnis der Münchner kaum. Schon 2011 konnte Siemens den versprochenen Liefertermin nicht einhalten. Löscher erklärte die Angelegenheit daraufhin zur Chefsache und versprach die Auslieferung in diesem Jahr. Nicht wenige im Konzern schüttelten damals den Kopf. Das Datum werde nicht zu halten sein, tuschelte man am Wittelsbacher Platz. Zu groß waren offenbar die Probleme. Doch Löscher tat das, was er so häufig tut: Er baut Druck nach innen auf, ähnlich wie mit seinem Versprechen – in dem Fall ohne Datumsangabe – den Konzernumsatz auf 100 Milliarden Euro zu steigern.
Statt wie früher, die Software für die Züge von außen zu zukaufen, entwickelt der Konzern diese seit einiger Zeit selbst. Auch dies, so ein Insider, habe zu dem Chaos rund um die Auslieferung der ICE-Züge geführt. Software-Mängel, entdeckt bei Tests Anfang November, sind ein Auslöser der Probleme.
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Für Löscher ist das Zugdebakel inzwischen nur noch ein weiteres Glied in der Kette vieler Probleme, die dazu führen, dass die Kritik an ihm lauter wurde. So hat sich der Österreicher bei der Konjunkturentwicklung und damit bei den Geschäftserwartungen seines Konzerns für das zweite Halbjahr des laufenden Jahres grob verschätzt.
Der Einstieg ins Solarthermie-Geschäft hat sich für Siemens als Flop erwiesen, und auch der großflächige Einstieg ins Geschäft bei Offshore-Windparks in der Nordsee verlief für Siemens mehr als holprig. Inzwischen mussten die Münchner in dem Bereich eine halbe Milliarde Euro abschreiben, weil die Anbindung der Windparks viel komplizierter als angenommen ist.