„Signale für Neueinstellungen“ Ifo sieht Trendwende am Arbeitsmarkt

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet für das laufende Sommerquartal mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von rund dreieinhalb Prozent. Quelle: dpa

Das Beschäftigungsbarometer klettert auf den höchsten Wert seit einem halben Jahr. Deswegen geht das Ifo-Institut davon aus, dass es wieder vermehrt zu Neueinstellung bei Unternehmen kommen wird.

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Die deutschen Unternehmen ziehen einer Umfrage zufolge angesichts der Erholung von der Corona bedingten Rekord-Rezession vermehrt Neueinstellungen in Betracht. Das Beschäftigungsbarometer kletterte im August um 2,2 auf 95,4 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. Das ist der höchste Wert seit einem halben Jahr. „Auf dem deutschen Arbeitsmarkt steht eine Trendwende bevor“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Nachdem in den vergangenen Monaten Entlassungen liefen, sind nun erste Signale für Neueinstellungen sichtbar.“ Besonders in der Industrie und bei Dienstleistern sei das zu erkennen.

Grund dafür ist, dass Europas größte Volkswirtschaft auf Wachstumskurs ist. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet für das laufende Sommerquartal mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von rund dreieinhalb Prozent. Im zweiten Vierteljahr war es mit 9,7 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie. „Auch ein wohl kräftiges Plus im dritten Quartal reicht bei weitem noch nicht, um die Krise zu überwinden“, warnte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen zugleich. „Diese wird uns noch eine ganze Weile begleiten.“

Beleg für die Erholung sind die erneuten Umsatzsteigerungen der gewerblichen Wirtschaft im Juli. Industrie, Bau, Handel und Dienstleister nahmen zusammen 1,9 Prozent mehr ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war bereits der dritte Anstieg in Folge. „Die Erholung der deutschen Wirtschaft läuft“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen dazu. Er traut ihr im laufenden Quartal ein Wachstum von sechs Prozent zu. Damit würde sie gut die Hälfte des Einbruchs im Frühjahr wettmachen. „In den kommenden Quartalen dürfte die Erholung aber merklich an Fahrt verlieren, unter anderem weil einige Branchen noch einige Zeit stark unter der Pandemie leiden werden“, trat auch Solveen auf die Euphoriebremse.

Die Rezession war auch auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen: Im Frühjahr sank die Zahl der Erwerbstätigen um 574.000 oder 1,3 Prozent auf rund 44,7 Millionen. Das war der stärkste Rückgang seit der Vereinigung. Besonders deutlich stieg nun das Ifo-Beschäftigungsbarometer in der Industrie. „Dennoch wollen immer noch mehr Unternehmen Mitarbeiter entlassen als einstellen“, sagte Wohlrabe. Hingegen gebe es bei den Dienstleistern erste Anzeichen für Neueinstellungen. „Insbesondere in der IT-Branche werden neue Mitarbeiter gesucht“, so der Ifo-Experte. Der Handel bleibe zurückhaltend bei der Personalsuche und rechne tendenziell mit Entlassungen. Im Bauhauptgewerbe gebe es gegenwärtig kaum Dynamik bei der Beschäftigungsentwicklung.

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