Simone Bagel-Trah "Chancen für Männer stehen nicht schlecht"

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"Höhere Einkommensteuern gefährden keine Existenzen"

Die bekanntesten Henkel-Werbemotive
Das Unternehmen Henkel Quelle: dpa
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Was lesen Sie gerade?

Im Moment lese ich die Biografie über Berthold Beitz. Daneben lese ich mit Vergnügen über Dinge, die in der Zukunft mal passieren könnten, zum Beispiel das Buch "Welche Idee wird alles verändern?" von John Brockman.

Was haben Sie aus der Beitz-Biografie gelernt? ThyssenKrupp mit starken familiären Wurzeln kämpft ums Überleben, Henkel um die Steigerung der Rendite.

Beeindruckt hat mich, wie oft sich Beitz, unabhängig von der gängigen Meinung, eine eigene Auffassung gebildet hat. Und aus der Lektüre habe ich die Frage für mich mitgenommen: Wie lange sollte jemand eine Position besetzen?

Sie spielen wahrscheinlich auf Beitz’ Alter an, der mit 99 Jahren an der Spitze der Krupp-Stiftung steht, die als Großaktionär die Geschicke bei ThyssenKrupp lenkt. Gibt es bei Henkel Altersgrenzen?

Für den Aufsichtsrat kann nicht kandidieren, wer das 70. Lebensjahr begonnen hat. Im Gesellschafterausschuss scheidet man mit 72 Jahren aus.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich für die Wiedereinführung einer Vermögensteuer ausgesprochen. Was halten Sie davon?

Die Vermögensteuer besteuert die Substanz und ist deshalb keine gute Steuer. Es gab viele gute Gründe, warum sie ausgesetzt worden ist, unter anderem, weil die Erhebung im Verhältnis zu den Erträgen sehr aufwendig ist. Es würde in allen politischen Lagern und in der Bevölkerung wohl auf mehr Akzeptanz stoßen, wenn die Ertragsteuern erhöht würden.

Auch für Unternehmen?

Ja, wenn es sich in einem wettbewerbsfähigen Rahmen hält, wäre das immer noch besser als die Einführung einer Vermögensteuer. Denn die Substanz mit einer Vermögensteuer zu besteuern, halte ich für den falschen Weg. Es gibt Jahre, in denen ein Unternehmen keinen Ertrag hat. Und wenn die Eigentümer und Aktionäre Jahr für Jahr Vermögensteuer zahlen müssen, fehlt Geld für Expansion und Innovation. Dabei ist es gerade für Mittelständler wichtig, dass Gewinne zurück ins Unternehmen fließen.

Aktionäre werfen Henkel doch aber immer wieder vor, zu viel Geld im Unternehmen zu lassen.

Die Ausschüttungsquote ist bei Henkel mit 25 Prozent verhältnismäßig gering. Wir haben seit der Gründung die Philosophie, einen Großteil des Gewinns wieder ins Unternehmen zu investieren und es damit zu stärken. Eine Wiedereinführung der Vermögensteuer wäre eine Bestrafung dafür. Wir könnten ja auch die Gewinne ausschütten, dann wäre Henkel wahrscheinlich kleiner. Wenn wir hier eine Vermögensteuer erheben, hätte das bei vielen Unternehmen die Konsequenz, das weniger investiert wird und das Geld ins Ausland fließt, wo günstiger besteuert wird.

Der Milliardär und SAP-Mitgründer Dietmar Hopp hat sich für einen deutlich höheren Spitzensteuersatz ausgesprochen. Was sagen Sie dazu?

Wir hatten schon mal höhere Einkommensteuern als heute.

Da schreit keiner Hurra, aber es gefährdet auch keine Existenzen. Wenn der Staat wirklich mehr Steuern braucht, würde ich das lieber über höhere Ertrag- und Einkommensteuern geregelt sehen. Aber die Staatseinnahmen sind derzeit so hoch wie nie. Und so wie Henkel und andere Unternehmen Jahr für Jahr bestrebt sind, Prozesse zu optimieren und Kosten unter Kontrolle zu halten, würde ich mir auch vom Staat wünschen, das dort ernsthaft darüber nachgedacht wird, was alles nicht mehr nötig ist.

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