Zu den steigenden Strompreisen gesellt sich bei den Verbrauchern die Verunsicherung über die Euro- und Staatsschuldenkrise. Henkel hängt in hohem Maße von der Konsumfreude seiner Kunden ab. Wie stark machen sich die Belastungen und Krisen schon bemerkbar?
Wir erlösen rund die Hälfte des Umsatzes mit Konsumgütern, die andere Hälfte im Industriegeschäft. Unsere Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigt: In Krisen reagiert die Industrienachfrage sogar noch stärker als die Konsumnachfrage, denn gewaschen und geduscht wird auch in der Krise. Gleichwohl spüren wir in den Euro-Krisenstaaten, die schon in einer Rezession stecken, bereits ein Nachlassen der Nachfrage. Die Kaufzurückhaltung in Europa wird uns noch einige Jahre lang begleiten. Aber wir haben Krisen in der jüngeren Vergangenheit gut gemeistert.
Wie steuert Henkel dagegen?
Wir sind heute deutlich flexibler und können unsere Kosten und Ressourcen schneller an schwächere Nachfrage anpassen. Oder wir können unsere Produkte an die Kaufkraft im Land anpassen. In Schwellenländern etwa verkaufen wir Premiumprodukte in kleinen Packungen, damit sich die Kunden die auch für wenig Geld leisten können. Und wenn Kunden in einem Land stärker auf den Preis schauen müssen, bewerben wir dort günstigere Produkte stärker als die Premiummarken...
...also mehr Werbung für Spee und weniger für Persil?
So können Sie sich das vom Prinzip her vorstellen.
Konsequent auf Kurs: Trotz konjunktureller Einbrüche durch Finanz- und Euro-Krise steuert Henkel-Chef Kasper Rorsted den Düsseldorfer Familienkonzern punktgenau auf die formulierten Vier-Jahres-Ziele.
Die Hauptversammlung wählt Rorsted zum Henkel-Chef
Rorsted präsentiert die Finanzziele 2012: ein jährliches organisches Umsatzwachstum von durchschnittlich 3 bis 5 Prozent, eine bereinigte Umsatzrendite von 14 Prozent und ein jährliches Wachstum des bereinigten Ergebnisses je Vorzugsaktie von durchschnittlich mehr als 10 Prozent
In Scottsdale/ Arizona wird die neue Zentrale für das Waschmittel und Kosmetikgeschäft in Nordamerika eröffnet
Nach 19 Jahren übergibt Albrecht Woeste den Vorsitz im Aufsichtsrat und im Gesellschafterausschuss an Simone Bagel-Trah
Die Integration der National-Starch Übernahme in den USA wird vorzeitig abgeschlossen
Mit Bruno Piacenza und Jan-Dirk Auris rücken zwei altgediente Henkelaner in den Konzernvorstand
Henkel beginnt mit dem Bau seines weltweit größten Klebstoffwerks in China
Kathrin Menges rückt als erste Frau in den Henkel-Vorstand
Der Vertrag mit Rorsted wird um weitere fünf Jahre verlängert
Die modernste Spülmaschinen-Tabs-Fabrik der Welt geht in Düsseldorf in Betrieb
Glauben Sie, dass Deutschland 2013 wie Teile der EU in eine Rezession schlittert?
Ob eine Rezession kommt oder nicht, da gehen die Prognosen auseinander. Deutschland hat eine starke Substanz. Wir verfügen über eine hohe Exportwirtschaft und einen stabilen Mittelstand mit Familienunternehmen. Die haben aus der vergangenen Krise gelernt, Eigenkapital aufgebaut und sind nicht mehr so anfällig für konjunkturelle Schwankungen.
Einen Boom haben dagegen soziale Netzwerke wie Twitter oder Xing. Wie viele Freunde haben Sie bei Facebook?
Gar keine. Ich bin da nicht angemeldet. Ich bin eher der klassische E-Mail- oder SMS-Nutzer. Aber im Unternehmen beschäftigen wir uns intensiv mit sozialen Netzwerken. Diese neuen Formen der Kommunikation bieten viele Chancen, Daten und Wissen auszutauschen. Man muss aber nicht alles mitmachen und darf sich von Geräten und Netzwerken nicht abhängig machen.
Lesen Sie noch Bücher auf Papier?
Ja, und ich möchte auf das Gefühl auch nicht verzichten, ein Buch oder eine Zeitung in den Händen zu halten. Ich knicke gerne mal eine Ecke um, damit ich wichtige Stellen schnell wiederfinde. Ich finde es auch schön, Bücher zu Hause im Regal zu haben. Zu vielen gibt es eine Erinnerung, weil ich weiß, wann ich es gelesen, wo ich es mir gekauft oder von wem ich es geschenkt bekommen habe.