Wo will Henkel beim Frauenanteil hin?
Im Management sind wir bei rund 30 Prozent. Diesen Anteil wollen wir jährlich um ein bis zwei Prozentpunkte steigern.
Damit lägen Sie 2018 bei 40 Prozent. Gibt es für dieses Ziel konkrete Maßnahmen?
Wir schaffen zum Beispiel Voraussetzungen dafür, um von der bisherigen Präsenzkultur, also die Anwesenheitspflicht im Unternehmen, stärker in Richtung Ergebnis und Qualität zu kommen.
Und das heißt?
Es ist für uns nicht relevant, ob ein Mitarbeiter von 8 bis 17 Uhr ständig hier am Schreibtisch sitzt. Wenn er sich um 16 Uhr abmeldet, weil er sein Kind abholen oder die Mutter pflegen muss, dann aber um 18.30 Uhr wieder erreichbar ist, dann ist das doch okay. Wichtig ist, was bei seiner Arbeit herauskommt.
Mann oder Frau mit gleicher Qualifikation – bekommt die Frau dann den Vorzug?
In den Bereichen, wo wir den Anteil von Frauen noch steigern wollen, wäre das so.
Dann haben Männer bei Henkel eher schlechtere Aufstiegschancen?
Es ist um die Chancen der Männer nicht schlecht bestellt. Und sollte sich das mal ändern, dann würden wir uns auch darum kümmern.
Unternehmer denken, Politiker lenken. Was halten Sie vom Betreuungsgeld?
Das ist nicht meine favorisierte Lösung. Es ist in Deutschland für eine Frau immer noch schwer, Karriere und Kind unter einen Hut zu bekommen. Dafür brauchen wir die Unterstützung des Staates dringend. Aber die Mittel für das Betreuungsgeld sollten lieber in Angebote gesteckt werden wie Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Stattdessen werden finanzielle Anreize geschaffen, damit gut ausgebildete Frauen daheim bleiben.
Sie haben zwei schulpflichtige Kinder. Wie ist das bei Ihnen daheim organisiert?
Wer welches Kind zur Schule bringt, entscheiden wir oft erst beim gemeinsamen Frühstück. Wir haben alles so organisiert, dass meinem Mann und mir die Berufstätigkeit möglich ist. Da mein Mann selbstständig ist, kann er seine Zeit flexibler einteilen. So ist sichergestellt, dass bei Ereignissen wie Geburtstagen mindestens einer von uns bei den Kindern ist.
Die Energiewende und der Sand im Getriebe
Der Netzausbau ist weit hinter dem Plan zurück. Die Betreiber der teuren Offshore-Windsparks in Nord- und Ostsee sind verärgert, dass es immer neue Verzögerungen gibt, beim Energiesparen gibt es kaum Fortschritte, die Debatte über die Ökostromförderung entwickelt sich zum Dauerbrenner - die Liste ließe sich fortsetzen. Die Regierung muss an zahlreichen Stellschrauben drehen, ein abgestimmtes Konzept ist in vielen Bereichen aber noch nicht erkennbar.
Der Ausbau der erneuerbaren Energie liegt nicht nur im Plan, er übertrifft sogar die Erwartungen. Im ersten Halbjahr 2012 machte Ökostrom erstmals mehr als 25 Prozent am deutschen Strommix aus, insgesamt wurden knapp 68 Milliarden Kilowattstunden ins Stromnetz eingespeist. Die Windkraft hat mit 9,2 Prozent den größten Anteil, vor der Bioenergie mit 5,7 Prozent. Der Anteil der Solarenergie hat sich binnen Jahresfrist fast verdoppelt und liegt nun mit 5,3 Prozent auf dem dritten Platz, vor der Wasserkraft mit vier Prozent.
Der Anstieg der erneuerbaren Energien kann für die Stromkunden teuer werden. Wenn mehr Ökostrom produziert wird, steigt auch die Umlage zur Förderung der Energie aus Sonne, Wind oder Wasserkraft, die über den Strompreis gezahlt wird. Diese ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegt und liegt aktuell bei 3,59 Cent pro Kilowattstunde. Das bedeutet für einen Durchschnittshaushalt rund 125 Euro Zusatzkosten pro Jahr. Der Aufschlag dürfte sich nun deutlich erhöhen. Spekuliert wird bereits über einen Anstieg auf 5,3 Cent zum Jahreswechsel, was die Kosten für einen Durchschnittshaushalt auf 185 Euro hochtreiben würde.
Das ist noch offen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warnt immer wieder, dass hohe Strompreise die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnten. Er fordert deshalb eine Reform der Förderung. Die Regierung hat jedoch erst 2011 eine Reform des EEG auf den Weg gebracht, die Anfang 2012 in Kraft trat und bei der Solarförderung nochmals verändert wurde. Außerdem ist der Strompreis viel stärker gestiegen als die Ökoenergieförderung. Umweltschützer halten mangelhaftes Energiesparen und pauschale Befreiungen für die stromintensive Industrie für die eigentlichen Preistreiber.
Neben dem Ausbau der Windkraftanlagen an Land gilt der Ausbau der Offshore-Windenergie, also der Windkraftanlagen im Meer, als wichtiger Pfeiler der Energiewende. Bis zum Jahr 2020 sollen vor den Küsten Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 10 000 Megawatt zur deutschen Stromerzeugung beitragen. Das sind ungefähr 2000 Windkraftwerke. Gegenwärtig arbeiten in der Nordsee aber erst 28 Anlagen mit 140 Megawatt Leistung. Dazu kommen noch 21 kleinere Windkraftwerke in der Ostsee - macht zusammen gerade einmal 180 bis 190 Megawatt.
Das größte Problem ist nach wie vor die Anbindung der Anlagen in Nord- und Ostsee an das Festlands-Stromnetz. Zudem reichen die Leitungen an Land nicht für den Weitertransport des Windstroms in den Süden Deutschlands. Die Stromerzeuger sehen wegen der Verzögerungen beim Netzanschluss inzwischen die ganze Energiewende in Gefahr. Sie verlangen dringend Klarheit, wer dafür haftet, wenn die Windparks stehen, aber nicht ans Netz gehen können. Wirtschaftsminister Rösler und Umweltminister Peter Altmaier (CDU) haben vorgeschlagen, dass die Verbraucher die Kosten für Verzögerungen über den Strompreis mittragen sollen. Rösler hofft auf eine endgültige Regelung noch im Sommer.
Für die Energiewende werden laut Bundesregierung 3800 Kilometer an neuen Stromautobahnen benötigt. Weitere 4400 Kilometer des bestehenden Netzes sollen fit gemacht werden für die schwankende Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie. Die Netzbetreiber haben einen Entwurf für einen Netzentwicklungsplan vorgelegt, bis Mitte August soll eine zweite Version fertig sein. Die Bundesnetzagentur verlangt nun, der Ausbau müsse viel schneller gehen. Rösler fordert deshalb bereits, vorübergehend Umweltstandards außer Kraft zu setzen, so dass zum Beispiel bei Klagen gegen den Bau von Leitungen eine Gerichtsinstanz ausreicht.
Das Jahrhundertprojekt der Energiewende entzweit Wirtschaft, Politik und Bevölkerung. Sehen Sie eher Chancen oder Risiken im deutschen Alleingang?
Die Vorreiterrolle, die Deutschland bei diesem Umbau der Energieversorgung einnimmt, finde ich gut und mutig, auch wenn wir uns damit nicht nur Freunde machen. Andere reiche Industrienationen sollten darüber ebenfalls intensiver nachdenken. Langfristig ist das Umschalten auf regenerative Energien ohne Zweifel der richtige Schritt. Dennoch glaube ich, dass wir auf dem Weg dorthin als starke Industrienation beachten müssen, dass wir wettbewerbsfähige Energiepreise und Versorgungssicherheit haben.