Simone Bagel-Trah "Chancen für Männer stehen nicht schlecht"

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"Umschalten auf regenerative Energien ist der richtige Schritt"

Wo will Henkel beim Frauenanteil hin?

Im Management sind wir bei rund 30 Prozent. Diesen Anteil wollen wir jährlich um ein bis zwei Prozentpunkte steigern.

Damit lägen Sie 2018 bei 40 Prozent. Gibt es für dieses Ziel konkrete Maßnahmen?

Wir schaffen zum Beispiel Voraussetzungen dafür, um von der bisherigen Präsenzkultur, also die Anwesenheitspflicht im Unternehmen, stärker in Richtung Ergebnis und Qualität zu kommen.

Und das heißt?

Es ist für uns nicht relevant, ob ein Mitarbeiter von 8 bis 17 Uhr ständig hier am Schreibtisch sitzt. Wenn er sich um 16 Uhr abmeldet, weil er sein Kind abholen oder die Mutter pflegen muss, dann aber um 18.30 Uhr wieder erreichbar ist, dann ist das doch okay. Wichtig ist, was bei seiner Arbeit herauskommt.

Mann oder Frau mit gleicher Qualifikation – bekommt die Frau dann den Vorzug?

In den Bereichen, wo wir den Anteil von Frauen noch steigern wollen, wäre das so.

Dann haben Männer bei Henkel eher schlechtere Aufstiegschancen?

Es ist um die Chancen der Männer nicht schlecht bestellt. Und sollte sich das mal ändern, dann würden wir uns auch darum kümmern.

Unternehmer denken, Politiker lenken. Was halten Sie vom Betreuungsgeld?

Das ist nicht meine favorisierte Lösung. Es ist in Deutschland für eine Frau immer noch schwer, Karriere und Kind unter einen Hut zu bekommen. Dafür brauchen wir die Unterstützung des Staates dringend. Aber die Mittel für das Betreuungsgeld sollten lieber in Angebote gesteckt werden wie Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Stattdessen werden finanzielle Anreize geschaffen, damit gut ausgebildete Frauen daheim bleiben.

Sie haben zwei schulpflichtige Kinder. Wie ist das bei Ihnen daheim organisiert?

Wer welches Kind zur Schule bringt, entscheiden wir oft erst beim gemeinsamen Frühstück. Wir haben alles so organisiert, dass meinem Mann und mir die Berufstätigkeit möglich ist. Da mein Mann selbstständig ist, kann er seine Zeit flexibler einteilen. So ist sichergestellt, dass bei Ereignissen wie Geburtstagen mindestens einer von uns bei den Kindern ist.

Die Energiewende und der Sand im Getriebe

Das Jahrhundertprojekt der Energiewende entzweit Wirtschaft, Politik und Bevölkerung. Sehen Sie eher Chancen oder Risiken im deutschen Alleingang?

Die Vorreiterrolle, die Deutschland bei diesem Umbau der Energieversorgung einnimmt, finde ich gut und mutig, auch wenn wir uns damit nicht nur Freunde machen. Andere reiche Industrienationen sollten darüber ebenfalls intensiver nachdenken. Langfristig ist das Umschalten auf regenerative Energien ohne Zweifel der richtige Schritt. Dennoch glaube ich, dass wir auf dem Weg dorthin als starke Industrienation beachten müssen, dass wir wettbewerbsfähige Energiepreise und Versorgungssicherheit haben.

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