Sondervermögen Bundeswehr Rheinmetall-Chef: Können die Bundeswehr kurzfristig beliefern

Rheinmetall-Chef Armin Papperger vor der Düsseldorfer Zentrale des Rüstungskonzerns. Quelle: REUTERS

Die Bundeswehr könnte im Falle einer Bestellung bei Rheinmetall mit einer schnellen Lieferung rechnen, sagt der Chef des Düsseldorfer Rüstungskonzerns und rechnet damit, bald bis zu 3000 neue Mitarbeiter einzustellen.

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Der Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, rechnet damit, dass die neu von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Finanzmittel schon in wenigen Wochen erste spürbare Auswirkungen haben werden. Das sagte er im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Einerseits habe die Industrie Material auf Lager, das sie kurzfristig liefern könne. Zudem könnten Auslieferungen aus Aufträgen anderer Länder teils für die Bundeswehr verfügbar gemacht werden, wenn dazu Einigkeit zwischen Deutschland und dem Partnerland bestehe.

Ebenso könnten bereits genutzte Systeme der Bundeswehr schneller wieder verfügbar werden, „indem etwa mehr Ersatzteile geliefert und vorgehalten werden oder behördliche Vorgaben reduziert werden“, sagt Papperger. „Man kann zum Beispiel überlegen, ob der Puma einmal im Jahr zum TÜV muss, oder ob nicht auch längere Intervalle genügen.“ Das seien schnell umzusetzende Maßnahmen mit erheblicher Wirkung. Auch bei Reparaturen könne man pragmatischer werden. „Ein Panzer muss nicht unbedingt in die Werkstatt, wenn der Lack abgeplatzt ist.“

Wie Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntag bekanntgab, stellt die Bundesregierung im Zuge des Kriegs in der Ukraine etwa 100 Milliarden Euro zusätzlich für Verteidigungsausgaben in Form eines Sondervermögens bereit. Den ersten Auftrag für mehrere tausend neue Helme hat Rheinmetall bereits in dieser Woche erhalten. Der Wehretat sei in den letzten Jahren zwar deutlich erhöht worden, doch das habe nicht gereicht, um den Investitionsstau aufzulösen, sagte Papperger der WirtschaftsWoche. Viel Geld sei in Großprojekte wie beispielsweise den Bau von Fregatten geflossen. „Die Milliarden, die hierfür benötigt wurden, haben dann gerade bei kleinen und mittleren Projekten gefehlt.“ Das Sondervermögen sei nun dafür gedacht, den so entstandenen Investitionsstau aufzulösen und die Bundeswehr wieder zu befähigen, ihren Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung gerecht zu werden. „Wir fangen an mit der Ertüchtigung der Truppe, nicht mit der Entwicklung neuer Projekte“, sagt Papperger. „Es kann nicht sein, dass wir uns im Falle eines Angriffs nach ein paar Tagen nicht mehr wehren können, weil der Bundeswehr die Munition ausgegangen ist“.

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von Anton Riedl

Der Bestand an Munition könne innerhalb von sechs bis zwölf Monaten deutlich erhöht werden, schätzt Papperger, indem die Produktion auf mehrere Schichten ausgeweitet wird. Er kalkuliert damit, 1000 bis 3000 zusätzliche Mitarbeiter für die Verteidigungsaktivitäten von Rheinmetall zu benötigen. „Das sehe ich aber sehr gelassen.“ Rheinmetall erhalte allein in Deutschland aktuell über 60.000 Initiativbewerbungen jedes Jahr. „Die Menschen wollen für Technologieunternehmen arbeiten und die Attraktivität steigt nochmal, wenn es dabei um Aufgaben für die Verteidigung unseres Landes geht.“ Papperger rechnet auch nicht damit, dass die Ausweitung der Produktion am Material scheitert. Im vergangenen Jahr habe sich das Working Capital im Konzern auf rund eine Milliarde Euro erhöht, etwa durch den Kauf von Stahl, Aluminium oder Spezialchips.

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