Stada Vorstandschef und Finanzchef müssen gehen

Inmitten der Spekulationen um einen erneuten Anlauf der Finanzinvestoren Bain und Cinven für eine Übernahme von Stada tauscht der Arzneimittelhersteller überraschend seine Vorstandsspitze aus.

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Stada-Chef Matthias Wiedenfels Quelle: dpa

Beim Arzneimittelhersteller Stada wird der Chef ausgetauscht. Unternehmenslenker Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft müssen ihren Hut nehmen, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Nachfolger von Wiedenfels wird mit sofortiger Wirkung Engelbert Tjeenk Willink, der zuvor unter anderem bis 2012 Mitglied der Unternehmensleitung beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim war. Seine Amtszeit bei Stada läuft vorerst aber nur bis Ende Dezember. Neuer Finanzchef, ebenfalls nur bis Ende dieses Jahres, soll Bernhard Düttmann werden. Er hatte diesen Posten zuvor bereits beim Chemiekonzern Lanxess und dem Nivea-Hersteller Beiersdorf inne.

Beide neuen Top-Manager sind jedoch Interims-Lösungen. Tjeek Willink war bei Boehringer Ingelheim für Marketing und Vertrieb zuständig, 2012 übernahm jedoch der gebürtige Australier Alan Hillgrove seine Aufgaben. Düttmann wiederum verließ Lanxess vor etwa zwei Jahren – die Chemie zu Vorstandschef Matthias Zachert soll nicht gestimmt haben. Derzeit loten die Finanzinvestoren Bain und Cinven ihre Chancen aus, eine Übernahme von Stada doch noch zustande zu bringen. Konzerninsider gehen davon aus, dass Bain und Cinven dann die Spitzenpositionen mit eigenen Leuten besetzen werden. So wurde etwa Anfang des Jahres der frühere Chef des schwedischen Pharmakonzerns Meda, Jörg-Thomas Dierks, von Finanzinvestoren angesprochen.

Offensichtlich hat der Aufsichtsrat schon seit Monaten nach einem Nachfolger für Wiedenfels gesucht. „Der Aufsichtsrat beschäftigt sich seit vielen Monaten damit, den Vorstand zu komplettieren und das beste Team für ein zukunftsstarkes Unternehmen zu suchen“, heißt es in einer Erklärung von Stada. Es habe viele „Diskussionen mit relevanten Kandidaten“ gegeben.  

Wiedenfels und Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker konnten nie wirklich miteinander. Wiedenfels stand einer Übernahme von Stada deutlich offener gegenüber als der Aufsichtsrat, berichten Eingeweihte. Vorstand und Aufsichtsrat sollen sich gegenseitig mit Verdächtigungen und Gutachten überzogen haben. Konfliktfelder gab es reichlich: So hielt etwa der Aufsichtsrat höhere Gewinnziele für möglich als die vom Vorstand veröffentlichten. Zudem mischte sich der Rat schon mal in die Belange des Vorstandes ein und sagte etwa im Übernahmekampf ein Treffen mit den Bietern ab. Offensichtlich stieß sich der Aufsichtsrat auch am Selbstbewusstsein von Wiedenfels.

Der Chefwechsel bei Stada vollzieht sich inmitten eines Übernahmekampfes um den hessischen Pharmakonzern. Nur wenige Tage nach ihrer gescheiterten ersten Offerte bringen sich die Finanzinvestoren Bain und Cinven wieder in Stellung. Sie erwägen, bei der Finanzaufsicht Bafin einen Antrag auf Befreiung von der einjährigen Sperrfrist für ein neues Übernahmeangebot zu stellen, wie Stada am Dienstag per Börsenpflichtmitteilung erklärte. Nach Informationen der „Financial Times“ könnten Bain und Cinven spätestens am Mittwoch grünes Licht von der BaFin und Stada erhalten.

Der Arzneimittelhersteller prüft derzeit, ob er dem Antrag zustimmen würde und will dann die Öffentlichkeit weiter informieren. Interims-Chef Tjenk Willink erklärte bereits, er werde alle Optionen im Interesse der Aktionäre und der Belegschaft prüfen. Laut Gesetz können Bain und Cinven eigentlich erst 2018 ein neues Angebot vorlegen. Wenn Stada einen neuen Anlauf unterstützt und die Bafin zustimmt, ist dies aber auch früher möglich.

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