Stahlindustrie IG Metall bereitet Warnstreiks vor

Vor der dritten Tarifrunde setzt die IG Metall die Arbeitgeber der Stahlindustrie unter Druck: Sollten sie bis Montag kein Angebot vorlegen, so wird es Warnstreiks bei ThyssenKrupp, Salzgitter und Co. geben.

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Die IG Metall fordert für die 75.000 Beschäftigten in Nordwestdeutschland fünf Prozent mehr Lohn. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Stahlindustrie droht ein Arbeitskampf. Die IG Metall setzt die Arbeitgeber vor der dritten Tarifrunde unter Druck. „Die müssen am Montag ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, sonst gibt es ab Dienstag Warnstreiks“, sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Davon würden auch die großen Betriebe ThyssenKrupp, Salzgitter und ArcelorMittal betroffen sein.“ Nach ersten Arbeitsniederlegungen am Dienstag könnte es ab Mittwoch zu "größeren Wellen" kommen. Die Bereitschaft der Beschäftigten zum Arbeitskampf sei groß. „Die scharren mit den Hufen“, sagte Giesler.

Die Tarifparteien kommen am Montagnachmittag in Düsseldorf zur dritten Runde zusammen. Die IG Metall fordert für die 75.000 Beschäftigten in Nordwestdeutschland fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben bislang kein Lohnangebot vorgelegt. Verhandlungsführer Helmut Koch hatte aber beim letzten Treffen vor zwei Wochen gegenüber Reuters eine Offerte für die dritte Runde als möglich bezeichnet. „Das hängt vom Verlauf der Gespräche ab“, bekräftigte am Donnerstag der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stahl, Bernhard Strippelmann. Zunächst müsse aber bei den weiteren Streitpunkten Klarheit herrschen. Die IG Metall müsse ihre Vorstellungen noch weiter erläutern. Damit ist klar, dass die Arbeitgeber zumindest zum Auftakt der Gespräche noch keine Offerte vorlegen werden. Zuletzt hatten die Stahlarbeiter im März vergangenen Jahres eine Erhöhung von drei Prozent erhalten. Der Tarifvertrag war Ende Mai ausgelaufen.

Die Lage der Stahlwirtschaft wird von beiden Seiten unterschiedlich skizziert. Die klassischen Abnehmerbranchen wie der Maschinenbau sowie die Bau- und Automobilindustrie würden die Nachfrage in den kommenden Monaten und auch im kommenden Jahr beflügeln, sagt IG Metall NRW-Chef Giesler. „Die Konjunkturaussichten für die Stahlindustrie sind keineswegs rosig“, kontert derweil Arbeitgeber-Chef Koch.

Der IG Metall geht es nicht nur ums Geld. Sie will zudem Vereinbarungen zur Altersteilzeit und Beschäftigungssicherung verlängern und der Zunahme von Werkverträgen einen Riegel vorschieben. Bei der Altersteilzeit muss die bestehende Vereinbarung an die neue Gesetzeslage angepasst werden, wonach Beschäftigte nach 45 Beitragsjahren mit 63 in Rente gehen können. Hier habe es bei den Verhandlungen auch aufseiten der Arbeitgeber Bewegung gegeben, sagte Giesler.

Kaum etwas habe sich aber getan bei den Gesprächen über die Forderung der Gewerkschaft, die unbefristete Übernahme von Auszubildenden über 2016 hinaus abzusichern. Auch in Sachen Werkverträge seien die Fronten verhärtet. „Es geht nicht, dass wir eine weiter explodierende Zahl von Werkverträgen haben“, sagte der Gewerkschafts-Chef. Es gebe Stahlbetriebe, bei denen ein Drittel der Beschäftigten Werkverträge besitzen. Die IG Metall fordert, dass die Beschäftigung eigener Mitarbeiter Vorrang vor dem Einsatz von Fremdfirmen hat. Tarifstandards und Arbeitschutzbestimmungen sollen in gleicher Weise für alle Beschäftigten gelten. Bei den Arbeitgebern trifft jedoch ein Mitspracherecht der Gewerkschaft auf Ablehnung. Sie wollen die unternehmerische Entscheidungsfreiheit unangetastet lassen. Die Vergabe von Werkverträgen dürfe nicht der Mitbestimmung unterliegen, betont Arbeitgeber-Sprecher Strippelmann.

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